Der Aufbau geht zügig voran - zum
einen liegt das an der gegenüber dem Vorgänger deutlich besseren
Anleitung, zum anderen kommt der SB-V2 mit überraschend wenig Teilen
aus, die jedoch sehr effektiv eingesetzt werden. So wird
beispielsweise vorne und hinten (im Gegensatz zum SB-Sport) die
gleiche Getriebebox verwendet. Die Kickup-bedingte Höhendifferenz an
der Vorderachse wird durch Mitverschrauben der hinteren
Querlenkerhalterung geschickt ausgeglichen... wobei vor allem der
hintere Querlenkerhalter an der Hinterachse keinen besonders
robusten Eindruck macht, aber zum Glück ist er mit zwei Schrauben
ausgetauscht.
An der Vorderachse verspricht die dreifach ineinander greifende
Querlenkerhalterung außerordentliche Stabilität. Doch der
Ersteindruck täuscht, die Querlenkerstifte werden lediglich hinein
geschoben und vom Frontbumper gehalten. Im Falle eines Frontalcrashs
entwickeln sich diese Stifte dann zu wahren Rammböcken und zerstören
die Halterung, da ja keine "Knautschzone" mehr vorhanden ist.
Der Slipper ist intelligent aufgebaut und eine große Feder
verspricht präzise Einstellbarkeit - noch dazu ohne wie beim
Vorgängermodell den Mittelkardan entfernen zu müssen. Bevor der
Slipper auf die Trieblingswelle aufgefädelt wird, müssen wir uns für
eines der sechs(!) beigelegten Hauptzahnräder entscheiden. Ein
kurzer Blick in die Übersetzungstabelle hilft weiter: Mit dem
größten Hauptzahnrad - immerhin 80 Zähne - sind die meisten
Untersetzungen möglich, von 5,64:1 bis 12,49:1
Beim Einsetzen des Kardans kann es allerdings vereinzelt zu
Problemen kommen, denn Academy hat die Mittelwelle in letzter
Sekunde ein wenig anders gebaut, als ursprünglich geplant. Details
unter "Problemzone Mittelwelle"
Schon beim Anschrauben des
Motorhalters
müssen wir uns für eine Akkukonfiguration entscheiden.
Durch den völlig symmetrischen Aufbau kann der SB-Sport
nämlich sowohl mit Saddle- als auch mit Side-by-Side Packs
gefahren werden.
Wäre das Chassis in der Mitte um einen Zentimeter länger,
könnte man sogar die Saddlepacks genau gegenüber (vor dem
Motor) fahren, was eine sehr neutrale Chassisbalance bedeuten
würde.
Komforthalber wurde das Testmodell für Side-by-Side Packs
aufgebaut, womit auch die mitgelieferte Akkustrebe verwendet
werden kann. In den Saddle-Konfigurationen muss Klett- oder
Glasfaserband verwendet werden.
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Die möglichen Akkukonfigurationen, Bild aus der Anleitung |
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Unterstützt werden die
Akkuzellen dabei von Kunststoff-Trays die den Zellen besseren
Halt bieten sollen als angeschliffene Slots im Chassis.
Leider passt die Akkuhalterung in den allermeisten Fällen nur,
wenn die Akkupfosten mit Distanzscheiben um etwa zwei
Millimeter angehoben werden (unteres Loch) oder die Akkustrebe
mit Schaumstoff beklebt wird (oberes Loch).
Kommen "größere" Zellen wie zum Beispiel die 3700er zum
Einsatz, so können die Trays im Baukasten bleiben, dann müssen
die Zellen in die Slots gelegt werden.
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Nicht nur den Slipper hat Academy
kräftig verbessert, auch die Lenkung wurde völlig neu konstruiert.
So nutzt sie nun die vollständige Höhe des Oberdecks aus. Die
Lenkhebel sind diesmal aus steifem, vier bis fünf Millimeter dicken
Kunststoff gefertigt damit es auch wirklich da langgeht, wo der
Fahrer hin will. Interessanterweise besitzt die Lenkung über den
gesamten effektiven Federweg kein erkennbares Bump-Steering, Bravo!
Die Schalen für die Lenkungslager sollten allerdings in die
Chassisplatten eingeklebt werden und durch Kunststoffbuchsen oder
Kugellager ersetzt werden. Ebenso sollten die Lenkhebel (radseitig)
ein wenig abgeschliffen werden, da sie sonst in den C-Hubs klemmen
und das innere Radlager herausfällt.
Die Kugeldiffs besitzen diesmal Kunststoff-Outdrives
(selbstverständlich mit Outdrive-Ringen) was das Gewicht eines Diffs
auf etwa zehn Gramm reduziert. Leider passt das Asso-B4 Diffkit
nicht mehr, was allerdings auch gar nicht nötig erscheint. Die
formschlüssigen Diffscheiben sind härter als die des Vorgängers und
das Diff läuft bereits mit den Standart-Stahlkugeln extrem weich.
Auf das Academy-Difffett sollte jedoch verzichtet werden, besser
Associated Diff- und Drucklagerfett verwenden!
Die Diffs werden dann laut Bauanleitung mit drei Distanzscheiben in
die Getriebeboxen gesetzt. Zwei Scheiben reichen nach meiner
Erfahrung völlig aus, die dritte macht das Getriebe nur unnötig
schwergängig.
Problemzone Mittelwelle
Ursprünglich sollte die Mittelwelle an beiden Enden
Kunststoffmitnehmer tragen, welche per Stift mit dem Alu-Rohr
verbunden werden. Bei der WM 2005 hat sich allerdings
herausgestellt, dass diese Konstruktion starken Motoren nicht
standhalten kann und die Kunststoffeinsätze abbrechen.
Die Lösung von Academy sah vor, die Kunststoff-Endstücke durch
Aluminium Köpfe mit gewöhnlichen Stahlpins zu ersetzen.
Problematisch ist das deshalb, weil der SB-V2 rund um die
Kunststoff-Endstücke designt wurde und die Konsequenzen nicht
bedacht wurden - die wir hier und in der "Offroad-Trickkiste"
weiter unten beseitigen werden! ;)
In manchen Baukästen klemmt der Mittelkardan oder hat einfach
zu wenig Spiel, wenn die vier Beilagscheiben an der vorderen
Getriebewelle eingefügt werden. Um das zu beheben, müssen
sowohl Mittelwelle als auch hintere Getriebewelle etwas
abgeschliffen werden.
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Getriebewelle hinten
Diese ist um
etwa einen Millimeter zu kürzen. Ohne Drehbank geht das besten
mit einer Schleifmaschine unter ständigem Drehen der Welle,
damit der Schliff symmetrisch bleibt.
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Mittelwelle
Jenes Ende,
welches in den Slipper-Outdrive kommt muss ebenfalls ein wenig
bearbeitet werden. Selbe Vorgehensweise wie bei der
Getriebewelle, aber Achtung, Alu ist um vieles weicher als
Stahl!
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Am Ende sollte die Mittelwelle
etwa zwei bis vier Millimeter axiales Spiel im fertig gebauten
Chassis haben - hat sie das schon serienmäßig? Glück gehabt!
Zu wenig Spiel kann die Welle durch Flex im Chassis verkanten,
die Lager unnötig belasten und die Welle im schlimmsten Fall
verbiegen.
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Nachdem das Chassis so halbwegs
steht, sind die "Anbauteile" - Spurstangen, Stoßdämpfer und
Radträger an der Reihe. Zu den Spurstangen ist nur zu sagen: für ein
Modell in dieser Preisklasse fehl am Platz, dickes Minus. Kein R/L
Gewinde und zudem lassen sie sich noch dazu bequem per Hand
verbiegen - wie sie sich am Buggy machen, wollte ich gleich gar
nicht wissen und habe einen Satz R/L Stangen von QWorld verbaut.
Die Dämpfer kennen wir schon vom SB-Sport, diesmal hat Academy
jedoch andere Volumsausgleichskappen dazugepackt. Diese schwarzen
Dichtungen sind offensichtlich vom Griffin und passen nicht auf die
SB-V2/Sport Dämpfer da sie zu groß sind. Die "richtigen" Kappen sind
transparent und unter der Nr. DO508 erhältlich. Die Kappen wurden
mir von Academy-Europe kostenlos zugeschickt.
Wenig verständlich ist auch, warum ein Modell über 250 Euro noch mit
Kunststoff-Dämpferkolben ausgeliefert wird. Academy bietet zwar sehr
günstig Teflon-Kolbenplatten an, die den Dämpfer deutlich
leichtgängiger machen, warum diese aber nicht schon serienmäßig
enthalten sind, ist mir schleierhaft.
An der Vorderachse kommen zerlegbare Kreuzgelenke an zehn Millimeter
starken Radachsen zum Einsatz. Leider sind die Radachsen aus
Aluminium und nicht harteloxiert, womit die Radachsen sicher nicht
so lange halten werden, wie die verchromten des Vorgängers. Wie bei allen zerlegbaren Kreuzgelenken, sollte die
Madenschraube mit Schraubenlack gesichert werden und die Radachse um
den Gelenksstift eingeschrumpft werden, damit sich dieser nicht
lösen kann.
Problemzone Hinterachse
Eines Vorweg: die Hinterachse ist die größte Schwachstelle des SB-V2
Buggies - gegenüber dem SB-Sport ein deutlicher Rückschritt,
da hier schlicht und einfach "gepfuscht" wurde.
Serienmäßig kommen gewöhnliche Antriebsknochen in Verbindung
mit Kunststoff-Radachsen zum Einsatz.
Die Radachsen sind leider etwas zu dick und zu kurz geraten,
was was die Lager sowohl radial als auch axial verklemmt.
Zudem fällt das Zerlegen der Teile aufgrund der Übergröße
äußerst schwer.
Abhilfe schafft der Backofen: Wird der komplett montierte
Radträger samt Achse für ein bis zwei Stunden bei etwa 90°C
getempert, so schrumpfen die Radachsen etwas und die Lager
laufen einigermaßen leichtgängig.
Das war's aber noch lange nicht: leider laufen die Radachsen
sehr unrund, sodass die Felge teilweise an der Kugelpfanne
streift. Zudem Blockieren die Federn, die zum
"Ausdistanzieren" der Antriebsknochen in die Diff-Outdrives
gesteckt werden die Aufhängung und verhindern ein
vollständiges Einfedern - insgesamt also eine ziemlich
unzumutbare Situation.
Auch hier hat Academy-Europe nachgeholfen und die Tuning
Kardans V-009 in Kulanz nachgereicht.
An der Vorderachse
funktionieren die Kardans prächtig - kein Blockieren, kein
Herausfallen aus den Mitnehmern und jede Menge Federweg...
also warum nicht auch an der Hinterachse?
Die Realität sieht leider anders aus.
An der Hinterachse treffen
drei konstruktive Unzulänglichkeiten aufeinander, welche im
Zusammenspiel die Hinterachse als Fehlkonstruktion erscheinen
lassen.
- Die Antriebswellen laufen
nicht parallel, sondern sind nach unten geneigt. Dies ist an
sich kein Problem und erhöht sogar die Bodenfreiheit, doch
der Mitnehmerpin neigt aufgrund des Winkels beim Ausfedern
zum Herausfallen, wenn die Outdrives nicht lang genug sind.
Zudem vergrößert sich die Axialverschiebung des Pins im
Outdrive über den gesamten Federweg beträchtlich.
- Die Diff-Outdrives sind
auf beiden Seiten gleich lang. Academy hat jedoch nicht
bedacht, dass das Diff durchs Ausdistanzieren an der
Hinterachse um einen halben Millimeter nach links rückt,
somit wird ein Outdrive geringfügig verlängert, der andere
verkürzt. Auch das muss kein Problem sein, wenn die
Outdrives lang genug sind.
- Aufgrund der unsinnig
dicken Antriebswellen (3,5 Millimeter bei den
Antriebsknochen, 4 Millimeter bei den Kardans) muss der
Outdrive so kurz wie möglich gehalten werden, da sich die
Antriebswelle andernfalls beim Einfedern am Outdrive
verkantet.
Wie unschwer zu erkennen ist,
führen alle drei Makel zu einer prekären Situation, die sich
wie folgt äußert:
- Dämpfer kann nur im
äußeren Loch am Querlenker gefahren werden
- Vorderachse hat mehr
Federweg als die Hinterachse, bevor der Kardan heraus
fällt oder verklemmt
- Stoßdämpfer benötig zwei
bis vier Millimeter an Federwegsbegrenzern, damit die
Antriebswelle beim Einfedern nicht mit dem Outdrive
verkantet.
Das Problem könnte vom
Hersteller einfach gelöst werden, zum Beispiel in dem die
Geometrie der Hinterachse an die der Vorderachse angepasst
wird und die Radachsen um einige Millimeter angehoben werden,
sodass die Antriebswellen (wie an der Vorderachse) parallel
zum unteren Querlenker laufen - Academy muss hier unbedingt
nachbessern!
Eine Alternative besteht darin, die Antriebswellen im Bereich
des Outdrives von vier auf drei Millimeter abzudrehen. Das
erhöht den Federweg ein wenig und die Einfederwegsbegrenzer
können unter Umständen weg gelassen werden. Dennoch schränkt
die Hinterachse das Dämpfersetup am SB-V2 extrem stark ein.
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Alles in Allem ist der Bau des
SB-V2 enttäuschend verlaufen. Was viel versprechend angefangen
hatte, ist zu einer immer weniger durchdacht wirkenden Sache
geworden, je mehr Teile angeschraubt wurden. Da hilft es auch wenig,
dass der Baukasten einen kompletten Inbusschraubensatz enthält, der
das Schrauben sehr angenehm macht.
Zu den empfohlenen Tuningteilen
zählen:
- Dämpferkolben Teflon, 3 oder 4
Loch (ST-T43 oder ST-T44)
- R/L Gewindestangen (4x 50-55mm,
2x 45mm oder VXB-T003)
- Kardans für Hinterachse (V-009)
- 4 Stk. 8x4x3mm Kugellager oder
Kunststoffbuchsen für Lenkung
- 1 Stk. 15x10x4mm Kugellager für
Slipper
Abschließend noch einige Bilder
vom Bau... (fürs Vollbild anklicken!)
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