(c) 2004, aaron banovics
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Bevor Schulze
Ende 2003 die U-Force Serie in ihren Neuheiten angekündigt hatte,
mußten Fans von sensorlosen Brushless Systemen hauptsächlich auf
"prinzipiell RC-Car taugliche" Derivate von Flugzeugcontrollern
zurückgreifen.
Die Motoransteuerung klappte ja schon ganz gut, aber von "Komfort" der
ausgereiften Bürstencontrollern konnte keine Rede sein; Platzprobleme
und der oftmals obligatorische Empfängerakku sorgten dafür, daß sich
Ende Mai 2004 der U-Force 75 den Weg in meine Buggies bahnte ... |
Technische
Daten (Herstellerangaben) |
Abmessungen: |
52 x 32 x 23 mm |
Gewicht: |
46-59 g |
Betriebsspannung: |
7,2 - 14,4 V (6-12 Z) |
Innenwiderstand BL: |
2 * 0,9 mOhm |
BEC System: |
5 V, 3 A (peak) |
Schnittstelle: |
RS232 |
weitere Daten
in der
Betriebsanleitung |
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Ü
Lieferumfang |
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Schon die
knallrosa Schachtel (Schulze Markenzeichen? ;-) ) macht den U-Force
zum Eyecatcher im Regal. Neben dem Controller enthält sie noch eine
ausführliche Betriebsanleitung.
Der U-Force macht einen echten Qualitätseindruck: ein massives
leuchtgelbes Kunststoffgehäuse, ein gut dimensionierter, schwarzer
Kühlkörper obendrauf und dazwischen eine silikonartige Masse, die den
Controller zumindest spritzwasserfest macht! Gibt es etwas Schöneres
für den Offroader? |
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Zusätzlich zum Controller habe ich noch die "Prog-Adapt-Uni" bestellt,
einfach gesagt ein Adapter von der RS232 Schnittstelle des Controllers
zum COM Port eines PCs. Damit wird die Programmierung des U-Force per
Software ermöglicht - aber mehr davon später.
Das Datenkabel (genauso wie der später gekaufte
Schulze Alpha 440 Empfänger) präsentiert sich in einer ebenso
pinkfarbenen Verpackung samt Diskette, jedoch ohne
Bedienungsanleitung. (Der Einsatz des Kabels samt Software wird
größtenteils in der Anleitung des Controllers geschildert, mehr dazu
jedoch später.) |
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Ü
Im Praxistest |
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Anfang Juni gab es gleich zwei Premieren:
Zum einen das erste Roll-Out mit dem Academy SB-Sport (Testbericht ebenfalls
auf offroad-cult.org) zum anderen durfte der Schulze U-Force zeigen, was er
drauf hat.
Aber alles der Reihe nach!
Fernsteuerung einschalten, Fahrakku anstecken: Ein Dreifach-Pieps
signalisiert "alles Roger!" Ein weiter Piepser folgt nach kurzer Stille...
aha, Funksignal erkannt und für gültig befunden, Motor wird freigegeben. Man
merkt, Schulze legt großen Wert auf Betriebssicherheit!
Das Erlernen der Vollgas- und Vollbremse-Knüppelstellung funktioniert im
Auslieferungszustand übrigens vollautomatisch sodaß man die Gastrimmung auf
Neutral und die Endpunkte auf Standardwerte setzen sollte.
Zusammen mit einem LMT Basic 4200 und
einer für diesen Motor moderaten Untersetzung von 9:1 ging es erst einmal
richtig zur Sache. Sanftes Anfahren und Rollen im Schrittempo kein Problem -
die Werbung auf der Schulze Webseite (sinngemäß "Fast kein Unterschied im
Anlauf zwischen Bürsten- und bürstenlosen Motoren zu merken") stimmt
also.
Allerdings; über 300€ (inkl. Datenkabel) fürs Herumrollen und Feinfühligkeit
bewundern? Natürlich nicht, also Vollgas auf die Teststrecke!
Hier wurde mir schnell klar, daß der Regler nicht nur ein ausgezeichneter
Brushless-Controller ist, sondern in manchen Bereichen selbst meine
Top-Bürstenregler (u.a. LRP Quantum Competition 2) übertrifft. Vor allem die
Bremse ist wahrhaftig gewaltig, so lassen sich - ausreichend Grip
vorausgesetzt, mit dem oben beschriebenen Setup Verzögerungen von fast
20m/s² erreichen - na ja, gute Bremsen sind bei den Leistungsstarken
Antrieben sicher nur von Vorteil.
Nach 13 Minuten Offroad-Action Deluxe ("Brushless Fahren hat noch nie
mehr Spaß gemacht") verlor der Motor deutlich an Durchzugskraft und auch
die Bremse wurde schwächer. Kurze Zeit später steht das Modell - Akku leer.
Probleme mit der Empfängerstromversorgung gab es während der gesamten
Laufzeit keine - wenn eine gewisse Spannung unterschritten wird, dann
drosselt der U-Force den Motor was sich in schlechterer Beschleunigung
äußert, nicht jedoch in Motorstottern wie man es von so manch anderem
Controller kennt. Motiviert zog ich den nächsten Akku aus der Tasche, denn
die mäßige Erwärmung des Controllers machte eine Abkühlpause nicht nötig ...
Ein Wort noch zu den Akkus:
Schulze empfiehlt auf deren Webseite nur hochwertige (gepushte und
selektierte) Packs zu verwenden, um den Controller nicht unnötig zu
belasten. Tatsächlich klappt es auch ganz gut mit älteren, unbehandelten
Markenpacks und No-Name Packs haben bei so teurer Elektronik sowieso nichts
verloren. Wer den Controller am Spannungs- und Stromstärkenlimit betreiben
will, der sollte jedoch wirklich nur die besten Zellen nehmen, denn ein
Versagen des Akkus kann den Regler schwer beschädigen. |
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Ü
U-Force + Bürstenmotor = |
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Ein nettes Feature am Rande stellt der Bürstenmotormodus
dar: Hier werden die 3 Phasenleitungen zusammen mit dem Minuspol des Motors
verlötet, der Pluspol kommt direkt vom Fahrakku indem am Controllerkabel ein
Kabel zum Motor eingelötet wird - ja richtig, wir haben den Schulze
U-Force nun wie einen Vorwärts/Bremse Regler verdrahtet, denn
Rückwärtsfahren geht nur "ohne Bürsten." Der
Controller erkennt den Bürstenmotor und schaltet die FETs aller drei Phasen
parallel um den Motorstrom mit 2-4kHz (bis 8kHz mit Datenkabel) zu takten.
Der Innenwiderstand des U-Force sinkt dabei auf 0,3 mOhm, die
Dauerstrombelastbarkeit mit einem 3000mAh Akku liegt bei 150A und kurzzeitig
sind sogar 300A möglich - wenn's der Akku packt.
Im Bürstenmotormodus kann die Strombegrenzung (per
Datenkabel sogar stufenlos) eingestellt werden, was ich im BL-Modus leider
vermisse. |
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Ü
Internal Error in Line 500 |
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Nun wird es aber Zeit jene Funktion
auszuprobieren, die den U-Force so einzigartig macht - die
Programmiermöglichkeit mittels PC.
Voraussetzung ist dabei nur ein freier COM-Port, denn die "U-Soft" läuft auf
dem 486er Rechner genauso wie auf einem Win-XP System (in der DOS-Box).
Die Anleitung des Controllers gibt uns dabei nur den Hinweis, alle DIL
Schalter in die OFF-Position zu stellen damit die PC-Programmierung
ermöglicht wird, ein paar mehr "Hinweise" hätten's schon sein können, denn
beim ersten "Annäherungsversuch" des U-Force verabschiedete sich das
Programm erst einmal mit einer Fehlermeldung...
... somit war es an der Zeit, den Schulze
Mailservice zu testen, nach einer Stunde kam auch schon prompt eine
Antwort, das Problem hatte ich inzwischen bereits selbst gelöst:
Die PC Programmierung des Schulze
U-Force V1 ist nur möglich, wenn Motor und Akku angeschlossen sowie die
Fernsteuerung eingeschaltet ist - als ob man fahren wollte.
V1...? Ja, denn Mitte Juli erreichte mich
eine Mail eines amerikanischen Forumskollegen, der einen U-Force "V2"
erhalten hatte. Antwort von Schulze: "der Unterschied liegt nur in der
Bedienung der rs232-Schnittstelle. Keine Änderung am Steller-Programm."
Geändert wurde tatsächlich etwas,
angeblich läßt sich der V2 auch ohne eingeschalteter Fernsteuerung
programmieren. |
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Nachdem geklärt war, in welcher Form der U-Force zum
"Kommunizieren" zu bewegen ist, gab es bis dato keine weiteren Probleme, die
Software läuft stabil, die Datenübermittlung fehlerlos.
Nach der Begrüßung müssen Sprache, Farbe, COM-Port und
U-Force Modell (50 oder 75) gewählt werden und irgendwann gelangt man dann
zu einem Menü, das aussieht wie obiges.
Hier darf sich der Experimentierfreudige ordentlich austoben, konservativere
Naturen beschäftigen sich nur mit der "Sanftanlaufzeit Gas"
(=Beschleunigungskraft, "indirekte" Strombegrenzung, Werte unter 200ms
machen nur bei extrem guten Akkus Sinn) sowie der "Sanftanlaufzeit-Bremse"
(=Bremsstärke, Werte unter 200ms sind hier "Overkill") und dem sperrbaren
Rückwärtsgang.
Zu den wichtigsten Parametern zählen zweifelsohne
neben den oben beschriebenen die "Automatikbremse" (= Leerlaufbremse) und
die Unterspannungsgrenze, die sich in 0.1 V Schritten einstellen läßt. (Ja,
der UF ist damit für den Betrieb von Zellen auf Lithiumbasis gerüstet)
Ohne PC-Unterstützung läßt sich der U-Force auch "ein
wenig" konfigurieren: 6 an der Unterseite angebrachte DIL Schalter
beeinflussen durch ihre Position (ON-OFF) gleich mehrere Parameter aus der
U-Soft, im Detail:
- Motortyp (Ferrit-Neodym) verändert Sanftanlauf für
Gas und Bremse uns setzt ein Drehzahllimit von 50000 UpM für
Ferritmagnetmotoren.
- DIL Schalter Nr. 2 ist für die Steuerung zuständig:
Fix einprogrammierte Knüppelwege oder besser automatische Einstellung bei
jedem Controllerstart?
- Schalter Nr. 3 entscheidet über die Verfügbarkeit
des Retourganges bzw. ermöglicht bei Bürstenmotoren den "Turbostart" wie
er bei vielen Wettbewerbsreglern zum Einsatz kommt.
- Schalter Nr. 4 und 5 sind für das Timing des
Bürstenlosen zuständig bzw. begrenzen den Stromhunger des Bürstenbruders.
- Über den letzten Schalter läßt sich die
Schaltfrequenz des Controllers wählen
Im Vergleich zur U-Soft sind die DIL-Schalter Modi
bestenfalls spartanisch und so würde ich jedem empfehlen, das Datenkabel
gleich zum Controller dazu zu nehmen, auch wenn es mit 50€ UVP zu den
teueren "Goodies" gehört. |
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Ü
Meine Meinung |
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Obwohl der Schulze U-Force 75
nun fast schon ein Jahr auf dem Markt ist, gibt es bislang keinen anderen
Regler, der den UF75 in den Bereichen Größe/Gehäuseausführung,
Funktionsumfang/Funktionalität und nicht zuletzt Leistung gemeinsam übertreffen
konnte.
Der U-Force 75 stellt die erste Wahl für einen Einsatz im 1/10er
Modell dar, wenn man Brushless mit dem Komfort eines Bürstenmotorsetups
betreiben will und der Preis zu verkraften ist. Denn der liegt nämlich bei
deutlich
über 300€ UVP inkl. dem Datenkabel, womit der
Controller erst seine volle Funktionsvielfalt offenlegt.
Dennoch habe ich den Preis nicht als Kritikpunkt angeführt, da es zur Zeit
einfach nichts Vergleichbares gibt. Noch
Fragen? In unserem Forum helfen
wir dir gerne weiter!
Weiterführende Links
(werden in einem neuen Browserfenster geöffnet!)
deutsche Betriebsanleitung.pdf
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Dieser Bericht wurde von
www.offroad-cult.org am 21.8.2004 veröffentlicht. |