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Hitec Eclipse "Pro Car"
Computer-Knüppelanlage für den Car-Einsatz
 

 Pistolero vs. Knüppeltiger
 
Tjaaa... Angenommen, man hat mit der Fliegerei seinen Zugang zum Modellbau gefunden und ist erst einige Jahre später zu den RC-Cars gestoßen... Oder man bemüht sich redlich, mit der allseits beliebten Drehknopfanlage Freundschaft zu schließen, und fährt dennoch, als ob man zum ersten Mal "fernsteuern" würde und das Ding einfach nicht das tut, was man sich so vorgestellt hätte - tja, was machen wir da?

Ganz einfach, denke ich mir - mittlerweile leider schon seit 2004: eine Knüppelanlage muss wieder her! Doch ganz so einfach läuft's leider nicht, aber sehen wir mal, was der Markt zu bieten hat:
Im Preissegment unter 70 Euro tummeln sich zahlreiche AM-Einsteigeranlagen, teilweise durchaus mit toller Ergonomie aber leider ohne ein Minimum an Ausstattung... halt, was erwarte ich eigentlich von einer Fernsteuerung?

  • mindestens zwei bis drei Modellspeicher
  • unabhängige Servoausschlagsbegrenzer für links/rechts, Gas/Bremse
  • diskrete und präzise Trimmung
  • Expo und Dualrate (Servowegsverstellung)
  • das ganze am besten in einem intuitiven Programminterface verpackt
  • Präzise Knüppelaggregate und ergonomische Form
  • Preisklasse um die 200 Euro

Ok, sehen wir uns in der nächsten Preisklasse, 100 bis 200 Euro um! Da gibt es zahlreiche Sender, AM wie FM und seit neuestem sogar DSM/FSSS mit den tollsten Features, doch haben sie eines gemeinsam: Man hält sie in der linken Hand, gibt mit dem linken Zeigefinger Gas und versucht das RC-Car mit der anderen Hand am Drehknopf um den Kurs zu bugsieren - wieder nichts für mich. (der Fairness halber sei angemerkt, dass es mit der Sanwa Gemini II schon eine Knüppelanlage gibt, nur hat diese - Stand 2004 - in Österreich keine Postzulassung bekommen)

Irgendwo in der Preisregion der Top-Anlagen, 400 Euro und aufwärts, sind dann wieder ein paar Knüppeltiger unterwegs und vor allem in England unter den Namen Sanwa Super Exzess, KO Vantage Esprit oder Futaba 3VCS anzutreffen.

2005 erbarmt sich Hitec aller Hobbyfahrer mit Hang zum Alternativen und bietet eine Knüppelanlage mit RC-Car spezifischer Software und Modifikationen samt Empfänger und Servo um etwa 200 Euro an. Im Februar 2006 habe ich die Eclipse Pro Car erstmals in Händen gehalten.

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TECHNISCHE DATEN, SENDER

Typ:             40MHz FM
Anzahl Kanäle:   3
Stromversorgung: 8x Mignon dabei
Betriebszeit:    ca. 3h

TECHNISCHE DATEN, EMPFÄNGER

Typ:             HIS-03MK, IPD
Anschlüsse:      3K, Batt/DSC     
Maße:            39x26x17mm
Gewicht:         18g

TECHNISCHE DATEN, SERVO

Typ:             HS-325 HB
Stellkraft:      30/36Ncm
Geschwindigkeit: 0,19/0,15 s/60°Maße:            31x20x37mm
Gewicht:         41g

Bei der Eclipse Pro Car handelt es sich um einen umgebauten Fliegersender, das merkt man nach dem Auspacken zuallererst daran, dass die Knüppelaggregate zwar zwei Schwenkachsen haben, fürs Gas jedoch die horizontale, für die Lenkung die vertikale Achse gesperrt wurde.
Der Fernsteuerung wird ein HF-Modul samt Quarzpaar beigelegt, welches auf der Rückseite der Anlage im Gehäuseboden versenkt wird. Da der Quarz seitlich eingeschoben wird, muss das Modul zum Quarzwechsel entfernt werden. Wem das zu aufwändig ist, der kann ein Synthesizer (ca. 100 Euro) bzw. ein DSM/FSSS Modul (ca. 140 Euro) nachrüsten. Für letzteres wird allerdings ein eigener Empfänger fällig.
Zur Fernsteuerung wird gleich ein Senderakku und ein Steckdosenlader für Sender- und Empfängerakkus mitgeliefert. Der Übernacht-Lader ist zwar eine nette Zugabe, vermag jedoch nicht den bitteren Beigeschmack eines nicht mehr zeitgemäßen 600mAh Akkus zu vertreiben.
 

Die Eclipse Pro Car verwendet zweiachsige Steuerknüppel, von denen jeweils eine Achse gesperrt ist. Die Trimmer sind Schaltwippen, wobei der Trimmer unter dem Gasknüppel links nur der Dekoration dient. Der vertikale Trimmer links vom Lenkknüppel ist mit dem dritten Kanal belegt. In der Mitte unter dem Ein/Aus Schalter befindet sich eine Öse zum Einhängen eines Sendergurtes.

Die Rückseite der Anlage: HF-Modul Einschub und Akkuschacht. Rechts unten im Bild ist die Ladebuchse zu erkennen. Ein Stahlbügel sowie zwei Zapfen beim Akkuschacht verleihen der Eclipse Pro-Car einen sicheren Stand.

Der 3 Kanal Empfänger macht in seinem geclipsten roten Plastikgehäuse einen etwas billigen Eindruck, doch man sollte sich nicht täuschen lassen, der 03MK hat's faustdick hinter den Ohren:
Da wäre zum Beispiel der vibrationsgeschütze Quarzeinschub, ein programmierbares Failsave für Gas/Bremse und ein integrierter Akku- und Signalmonitor, welcher über eine farbige LED den jeweiligen Betriebszustand meldet (und gegebenenfalls das Failsave auslöst)
Das einzige Problem mit dem Empfänger stellt die fehlende Anleitung dar, ohne die das Failsave nur mit viel Glück programmiert werden kann. Hitec Deutschland hat mir auf Anfrage freundlicherweise die entsprechenden Unterlagen zur Verfügung gestellt, welche am Ende des Testberichts verlinkt werden.

Ein HS-325HB Servo komplettiert das Set. Hitecs 300er Serie sind günstige Standardservos, das 325HB markiert mit seinem kohlefaserverstärktem Kunststoffgetriebe ("langlebig wie ein Metallgetriebe, spielfrei wie ein Kunststoffgetriebe", kann ich aus Erfahrungen mit anderen -HB Servos bestätigen) und einfacher Kugellagerung jedoch das obere Ende dieses Spektrums. Mit einem Stellmoment von 30/36Ncm und einer Stellzeit von 0,19/0,15 sek/60° an 4,8 bzw. 6,0V sollte es auf jeden Fall für den Elektro-Einsteiger oder als Ersatzservo taugen.

 

 Einbau und Setup
 

 

Der Empfänger ist zwar nicht so klein wie die beliebten Schulze Alpha 440 und Jeti Rex 5 Empfänger, sollte aber dennoch gut zu verstauen sein - wie etwa hier im Team Losi XXX-4G+
Das robuste Gehäuse und der schwinggedämpfte Quarzeinschub werden sich im Offroad-Einsatz bezahlt machen, für den (Spritz-) Wasserschutz muss man jedoch mittels Luftballon, Imprägnierung oder Kunstharzversiegelung der Platine selbst sorgen.

 

Nach dem Einschalten der Eclipse Pro Car erfolgt die Begrüßung in zweierlei Hinsicht - zum einen scrollt das Hitec Logo über das Dot-Matrix LCD-Feld, zum anderen ertönt ein eindringliches Warnsignal, was bei 3,9V Betriebsspannung für einen 9,6-12V Sender schon beeindruckend ist. Das HF-Signal, durch eine grüne LED signalisiert, wird jedoch unter 6,5V abgeschaltet, die rote Power-LED erlischt irgendwann gegen 3V.
In der Zwangspause - die Eclipse Pro Car scheint bis etwa 1A schnelladefähig zu sein und kann sogar per Delta-Peak Abschaltung geladen werden - habe ich genutzt um mich mit den Programmiermöglichkeiten der Anlage vertraut zu machen. Diese unterscheidet nämlich zwischen einem "Grundsetup-Modus" und einem "Standard-Modus". Das Grundsetup wird durch Halten der FUNC-Taste beim Einschalten aktiviert. Hier werden Basiseinstellungen wie Servolaufrichtung, Funktion des dritten Kanals, Timer oder Kopiervorgänge der 20 Modellspeicher getätigt.
Die Modellspeicherwahl selbst, auf die sich das Basissetup bezieht, muss jedoch im Standard-Modus vorgewählt werden, der sonst für Endpunkt, Expo, ABS und Subtrims herhalten muss ... ein wenig kompliziert das ganze, und ich merke schon, die Anleitung wird mein treuer Begleiter für die nächsten Monate.
 

Das Display der Eclipse Pro Car: Ganz oben befindet sich der symbolische Trimmbalken, darunter Betriebsspannungs- und Betriebszeitanzeige. Unter dem Modellspeicher und Namen werden die Einstellungen für Dual Rate (links) und Bremsweg (rechts) dargestellt. Links vom LCD aufgedruckt lassen sich die Punkte des Setup-Menüs ablesen, während rechts vom Display jene des Basiseinstellungs-Menüs aufgelistet werden.

Bequem während des Fahrens schalten und verstellen: Auf der linken Seite der Schalthebel für den dritten Kanal, rechts Lenkeinschlag und Bremskraft.

Mithilfe der Anleitung klappt das alles aber ganz gut - also schnell die Endpunkte für die Lenkung setzen, -20% Expo für feinere Knüppelwegsauflösung um den Neutralpunkt und raus geht's zum Austrimmen. Ist das Setup beendet, zeigt das Display Betriebsspannung, Modellspeicher und -Namen (maximal 6 Zeichen) sowie die Position des dritten Kanals.
Drei Parameter können ohne Setup Menü direkt durch Rädchen (Lenkausschlag), Wippe (Trimmung der Lenkung) und Schalter (maximale Bremskraft) während des Fahrens verstellt werden und können ebenfalls am Display abgelesen werden. Die Dualrate Einstellung wird dabei jedoch für alle Modelle gleichsam übernommen, da das Rädchen Anschläge besitzt.

 

 Das erste Rennen
 

Der erste ernsthafte Einsatz der Eclipse Pro Car erfolgte beim Offroad FCA beim SMRC. Damit ich beim Herrichten des Buggies auf der Start/Ziel Geraden beide Hände frei hatte, bekam die Fernsteuerung noch einen Nackenriemen spendiert. Die Antenne wurde am Schaft mit etwas Klebeband umwickelt, damit sie spielfrei in der Führung des Gehäuses liegen kann.
Wie es sich für eine gute Anlage gehört, konnte ich keinerlei Störungen feststellen. Lediglich im Bereich der Zeitschleife wurde der Empfänger trotz Failsave und Signalerkennung ein wenig nervös, bei eingeschaltetem Sender blieb er selbst mit 10 Buggies im A-Finale brav.

Ergonomisch gibt sich die Anlage einwandfrei: Sie liegt gut in der Hand, die Federspannung der Knüppel ist angenehm, könnte aber auch gerne etwas fester sein, wozu die Anlage aufgeschraubt werden muss. Die Zusatzschalter an der Stirnseite lassen sich gut mit dem Zeigefinger bedienen.
Im Verlauf des Renntages arbeitete sich ein wenig Staub in die Lagerung das Lenkknüppels. Das Ergebnis fühlt sich nicht nur unschön an, sondern nervt auch, da es nur deshalb passiert ist, weil der Lenkknüppel um die kleinere Achse schwenkt. Hätte man hier wie beim Gasknüppel ebenfalls die horizontale Achse gesperrt und das Knüppelaggregat beim Einbau um 90° gedreht, so wäre der Lenkknüppel genauso robust wie der Gasknüppel.
WD40 hat die Situation wieder einmal gerettet, jedoch werde ich versuchen, den Lenkknüppel ebenfalls auf die große Achse zu legen oder beide Knüppelaggregate mit je einem Schaumstoffpolster schützen, aus dem nur der Knüppel herausragt.

WARUM DENN AUSGERECHNET KNÜPPEL ?

"Welche Fernsteuerung könnt ihr mir empfehlen ...?" - eine Frage, wie sie oft in verschiedenen Diskussionsforen auftaucht. Die Antworten aus der RC-Car Szene lauten dann je nach Geschmack und Preisvorstellung meist "Sanwa Blazer Sport", "Graupner XR-6", "Sanwa M8", "KO Propo EX10" usw.
Warum empfiehlt kaum jemand eine Knüppelanlage? Zwei Möglichkeiten:
a) es gibt kaum geeignete, wie wir zu Beginn bereits festgestellt haben
b) der Drehknopfsender gehört zum RC-Car wie das Kreisel zum Heli, kaum einer probiert's ohne.
Doch während der Heli ohne Kreisel nicht weit kommt, gibt es unter den RC-Car Fahrern doch einige wenige, vom Hobbyfahrer bis zur Weltspitze, die mit einer Knüppelanlage unterwegs sind.

Rein motorisch - und damit auch rein theoretisch - gesehen, erfolgt die Lenkung am Knüppel präziser als am Drehknopf. Der Knüppel am Handsender wird nämlich ausschließlich vom Daumen bewegt, während der Handballen am Gehäuse abgestützt wird. Bei der Pistolenanlage "hängt" die ganze Hand am Drehknopf auch wenn dieser nur zwischen Daumen und Zeigefinger bewegt wird.
Beim Gasgeben und Bremsen verhält sich die Sache etwas anders, der Daumen kommt in einer eher unüblichen, rein vertikalen Bewegung dem Zeigefinger am Abzug eines Drehknopfsenders kaum nach.

In der Praxis scheint es wohl wie so vieles im Hobby Geschmackssache zu sein: die einen "können" nur mit Knüppel, die anderen wiederum nur mit Drehknopf und einige wenige fahren mit beidem auf und davon.
Ich bin jedoch davon überzeugt, dass weitaus mehr Knüppelanlagen anzutreffen wären, gäbe es eine ebenso vielfältige Auswahl wie unter den Drehknopfsendern.
 

Gefreut hat mich jedenfalls, dass ich mit der Eclipse Pro Car endlich vernünftig fahren und manövrieren konnte - somit war dies auch mein erstes ernsthaftes Rennen, sprich ich konnte mich auf die Buggys auf der Strecke konzentrieren und war nicht nur vollends damit beschäftigt, meinen eigenen Offroader zwischen diesen rot-weiß gestreiften Rohren zu halten ;-)

 

 Checkpoint!
 

Mangels Vergleichsmodellen keine Wertung!

Meine Meinung:
Hitecs Knüppelanlage war wie eine Erlösung für mich! ;-) Zwar merkt man dem Sender klar seine Herkunft aus der Fliegerei an, was jedoch angesichts kaum vorhandener Alternativen in seiner Preisklasse nicht weiter stören sollte. An der Bedienungsfreundlichkeit der Software könnte ein bisschen gefeilt werden.
Küppelfahrer sind halt nicht gerade Mainstream - und so bleibt die Eclipse Pro Car dennoch in jeder Hinsicht eine (fast) einzigartige, auf jeden Fall empfehlenswerte Anlage!
Müsste ich für den Hitec Sender eine Wertung abgeben, so wären das 8/10 Punkten - Abzüge gibt es für die teilweise umständliche Programmierung und die "Sparmaßnahmen" an den Knüppelaggregaten, worunter der Lenkknüppel leidet. Der unterdimensionierte Senderakku fällt für mich weniger ins Gewicht als Beispielsweise bei der Multiplex Profi Car 301, da er einerseits von besserer Qualität ist, andererseits weitaus einfacher ersetzt werden kann.

Anleitung zum HIS-03MK Empfänger (PDF, 1.5MB)

aaron banovics, April 2006