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 Kyosho Inferno ST US Sports
  Teil 2: RTR-Ausstattung und Zubehör

 
 RTR = Ready to Run
 

Ready to Run ist dabei natürlich nicht wörtlich zu verstehen, so fehlt aus verständlichen Gründen der Sprit (Kyosho empfiehlt Morgan Fuels Sidewinder 25%) und einige Akkus. RTR unterscheidet sich von Baukastenmodellen dennoch durch eine Zusatzausstattung an fertig verbauter RC-Ausrüstung, Motor und verbrennertypischem Zubehör. Beim Inferno ST US Sports sieht das folgendermaßen aus:

  • Motor: Kyoshos Motorenserie im Big-Block Format. Der GXR-28 hat 4,6ccm und ist mit einem Seilzug ausgestattet.
  • RC-System: Als Fernsteuerung dient eine 27 MHz AM Drehknopf Computeranlage, nach Angaben von Kyosho von Sanwa produziert. Ein "Perfex" Mini-Empfänger ist samt Servos im Truggy verbaut.
  • Zubehör: Kyosho packt neben dem obligatorischen Werkzeug eine 250ccm Tankflasche und einen Kerzenstecker dazu.

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 GXR-28 zum Ersten: Big Block Power in Einzelteilen.
 

Es hat sich eingebürgert, RTR Truggies mit Big Block Motoren auszustatten. Solche Motoren haben zwar die Abmessungen eines 3,5ccm Motors, tatsächlich stecken jedoch 4,1 bis 5,2ccm Hubraum drinnen.
So lassen sich preisgünstige, aber durch den vergrößerten Hubraum dennoch recht leistungsstarke Motoren produzieren, welche in der 3,5ccm Klasse nur mit erheblich höheren Kosten zu realisieren wären.

Kyosho macht da keine Ausnahme und schickt den Inferno ST mit einem 4,6ccm Motor ins Rennen.
Typisch für Kyoshos Motorenserie ist der fix verschraubte Krümmer (welcher üblicherweise mit einer starke Feder fixiert wird) sowie die direkte Befestigung am Chassis über vier M3 Schrauben.

Über die Vor- und Nachteile so einer Befestigung kann man sicherlich streiten. Fakt ist aber, dass Kyosho damit die sonst nötigen Motorböcke eingespart hat, die für andere Motoren extra nachgerüstet werden müssen.

Der Vergaser des GXR-28 verfügt standesgemäß über zwei Nadeln (Teillast und Vollgas) sowie eine Standgasschraube.
Sicherheit zählt bei Kyosho lobenswerter Weise sehr viel, und so wird das Drosselküken mit einer Zugfeder versehen, die den Vergaser automatisch schließt.

Die Feder bewahrt das Modell (und seine Umwelt) so vor größeren Schäden, falls sich das Gestänge lockert und das Servo keine Verbindung mehr zum Vergaser hat.
Im Gegensatz zum "mechanischen Fail Save" an Jamaras Track-Sau ist die Feder allerdings nicht stark genug, den Vergaser mit stromlosen Servo zu schließen.

Eine wirklich hochinteressante Konstruktion birgt das Hinterteil des Motors: Der Seilzug, den Kyosho da ersonnen hat, ist der einzige "onboard" Startmechanismus, der an eine Startbox herankommen kann... Warum?
  • Der Seilzugstarter verwendet keinen Nadelfreilauf (ein beliebtes Verschleißteil an Seilzügen)
  • Sobald der Motor läuft, wird der Startmechanismus vollständig entkoppelt, womit sich hinsichtlich der Dichtung der Rückplatte einiges einfacher gestaltet.

Das Geniale dran ist, dass Kyoshos Seilzug dabei nicht komplizierter gebaut ist als herkömmliche Seilzüge, aber sehen wir uns einmal an, was dahinter (oder besser drinnen) steckt!

Das Bild rechts zeigt die Komponenten des Startmechanismus: Die Starterwelle sieht jener in anderen Seilzügen doch recht ähnlich - abgesehen von der kleinen Bohrung am Ende...
Der Einschnitt an der Scheibe ermöglicht ein "Einhaken" der Starterwelle in den Pleuelzapfen.
Rechts daneben ist der wichtigste Teil an Kyoshos Startsystem zu sehen: Die geschlitzte Stahlhülse ersetzt in Verbindung mit einem Mitnehmerstift den sonst üblichen Nadelfreilauf.

Damit das System funktionieren kann, muss sich die Starterwelle in axialer Richtung etwas bewegen können (Bild 1 unten)

  • Die Seiltrommel greift direkt in die Mitnehmerhülse ein und dreht sich beim Starten wie in Bild 2 gezeigt. Der Mitnehmerpin rutscht an der gewundenen Nut entlang und drückt dabei die Starterwelle gegen den Pleuelzapfen. Eine formschlüssige Verbindung kommt erst zustande, wenn der Mitnehmerstift (wie im Bild 2) das Ende der Nut erreicht hat und die Startscheibe selbst im Pleuelzapfen einhakt. Dazu sind je nach Stellung beider Eingriffspunkte bis zu 10 cm an Seil nötig, bevor der Motor durchgedreht wird - dann aber ordentlich, da das System keine verschleißanfälligen Teile besitzt.
  • Wenn die Feder den Seilzug wie im Bild 3 aufspult (oder der Motor schneller als der Seilzug läuft!) dann bewegt sich der Mitnehmerpin wieder entlang seiner Nut bis zum Anschlag und zieht dabei die komplette Starterwelle vom Pleuelzapfen weg. Seilzug und Motor sind nun bis zum nächsten Start vollständig voneinander getrennt.

Konstruktiv könnte man das System sicherlich noch etwas verbessern; so werden zwischen dem Aluguss-Gehäuse und der Starterhülse bzw. Welle keine Passscheiben verwendet, die axiale Kräfte aufnehmen und Abrieb verhindern. Es wird sich allerdings noch zeigen, ob solche Gleitscheiben überhaupt nötig sind.
Auf jeden Fall ist Kyosho mit diesem Seilzug eine Meisterleistung gelungen!

Weniger spektakulär geht es im Motorgehäuse zu.
Die Innenwände sind nicht poliert, das Pleuel besitzt zwar am unteren Lager drei Ölbohrungen, auf einen strömungsgünstigen Schliff wurde dabei jedoch verzichtet. Zudem weist die Pleuellagerung verhältnismäßig viel Spiel auf und im Brennraum befanden sich kleine Metallspäne von der Fertigung.
Der Kolben läuft in einer 3-Kanal Laufbuchse und die 14 Millimeter Kurbelwelle ist am vorderen Ende als "Standard-Welle" ausgeführt.
Das bedeutet, dass für die Lagerung der Kupplungsglocke ein eigener Adapterschaft aufgeschraubt wird.

Das Antriebssystem scheint sehr gut auf den Motor  abgestimmt zu sein: Die 2-Backen Ringfeder-Kupplung kann im Leerlauf vollständig auskuppeln und der Kraftschluss erfolgt recht passend: Weder wird der Motor merkbar gewürgt, noch muss er unnötig hoch drehen.

Das Resonanzrohr ist ein "echtes" 2-Kammer Rohr, welches eine überraschend hohe Schalldämpfung aufweist, ohne dem Motor Leistung zu nehmen (8 Millimeter Auslass, 12 Millimeter Konusdurchlass, Druckanschluss in der zweiten Kammer)

 

 Perfex RC-System
 

Eines der offensichtlicheren Ausstattungs-Upgrades gegenüber dem "Standard Sports" stellt die RC-Anlage dar.
Dabei handelt es sich um einen Computersender mit 12 Modellspeichern und sämtlichen Zusatzfunktionen wie "EPA" (Endpunkt-Setup für Gas/Bremse bzw. Lenkung Links/Rechts jeweils separat), "ARC" (Exponentialsteuerung) und "SUB-T" (Feintrimmung)
Bei solchen Einstellmöglichkeiten verstehen sich Basisfunktionen wie Servoreverse ("REV") und Lenkausschlagsbegrenzung ("D/R") von selbst.

Von der Menüführung könnte sich manch anderer Hersteller eine Scheibe abschneiden: Kyoshos Computersender kommt mit 4 Tasten aus. Über die "Menu"-Tasten scrollt man durch die Parameter, welche oben auf dem großen, gut ablesbaren Display zu blinken beginnen. Über die "+/-" Tasten wird die entsprechende Einstellung angepasst, per Menütaste geht's weiter zum nächsten Punkt: eingängig und schnell!
An der Oberseite besitzt der Sender zusätzliche Schaltwippen, mit denen rasch benötigte Einstellungen (Trimmung beider Kanäle, Lenkausschlag) ohne Menüzugriff direkt verstellt werden können. Zwei Trimmbalken geben dabei Auskunft über die aktuelle Trimmung. Zu den weiteren, ständig eingeblendeten Informationen gehören der aktuelle Modellspeicher und eine Spannungsanzeige rechts oben.
Die Energieversorgung erfolgt über 8 AA Akkus. Angesichts manch anderer RTR-Anlage gar nicht mehr so trivial zu erwähnen: der Sender verfügt natürlich über eine Ladebuchse.

Rechts über dem Drehknopf befindet sich noch ein Schalter für einen dritten Kanal, der jedoch im Inferno-ST keine Verwendung findet und auch nicht vom Mini-Empfänger (35x25x16 mm) unterstützt wird.
Der Perfex-Sender zählt sicherlich zur RTR-Oberklasse. Überboten wird er
eigentlich nur von RTR-Sets mit FM-Sendern, welche sehr rar gesät und einer höheren Preisklasse vorbehalten sind.

 

Lässt die RTR-Ausrüstung bisher keinen Grund zur Klage, so folgt nun wieder, was ich bereits im ersten Teil als "mangelnde Konsequenz bei der Umsetzung" kritisiert habe:

Im Endspurt begibt sich Kyosho leider ins RTR-Klischee und serviert uns kunststoffgetriebene, kunststoffgelagerte Servos mit 5 kg*cm Stellkraft und 8 kg*cm Haltekraft
(80% Ausschlag, 5° Abweichung von der Sollposition) an 6 Volt.
Das vermag auch der so locker wie möglich eingestellte Servosaver nicht zu kaschieren - im Gegenteil: Bedingt durch 20° Nachlauf an der Vorderachse wirken beim Lenken hohe Kräfte durch den nach hinten verlegten Abrollpunkt des Reifens.

Angesichts des viel versprechenden Auftakts einfach schade.
Angesichts der Tatsache, dass es sich hier um einen Truggy handelt, unverständlich.

Die Mehrkosten für eine Servoausstattung auf dem Niveau der übrigen RTR-Komponenten ist für den Käufer sicherlich verschmerzbar, zumal sich daraus ein echter Mehrwert ergibt.

 

 Glühspaß für die ganze Saison ...
 

Neben der Tankflasche und Werkzeug in Form von Inbus-L-Schlüssel und einem 4-fach Mutternschlüssel liefert Kyosho einen ungewöhnlichen, aber interessanten Kerzenstecker: Das Batteriefach nimmt 2 dicke D-Zellen in Parallelschaltung auf, wodurch mit Trockenbatterien Kapazitäten von über 30Ah erreicht werden können - mehr als drei Mal so viel wie die größten gängigen 2 Volt Bleiakkus und fast zehn Mal mehr Kapazität als die beliebten Sub-C Glühsticks.
Falls Akkus verwendet werden, gehen sich immer noch etwa 18Ah an Glühkapazität aus. Die Zellen können jedoch nicht im Kerzenglüher geladen werden, da er keine Klemmvorrichtung besitzt, sondern nur auf die Kerze gedrückt wird.

 

 Checkpoint!
 

Zwischenbilanz - die Zweite.

Hier wiederholt sich im Grunde genau das, was bereits bei der Fahrzeugausstattung negativ aufgefallen ist - wenn auch in weit weniger großem Ausmaß:
Ein einfacher Motor mit revolutionärem Seilzugstarter, ein für RTR-Verhältnisse toller Sender ... und Servos, die mit all dem in keiner Weise mithalten können - mangelnde Konsequenz um den geplanten Verkaufspreis einhalten zu können?
Schade, denn eine gute Servobestückung hätte dem Inferno ST US ein großes Ausstattungsplus eingebracht, zumal Servos in vielen RTR-Kits eher stiefmütterlich behandelt werden, obwohl sie eigentlich sprichwörtlich an allen Fäden ziehen.

Die Servos reichen wohl für die ersten paar Runden. Sie werden sich aufgrund der geringen Stellkraft und des Kunststoffgetriebes jedoch schnell zum Flaschenhals entwickeln - spätestens, wenn der Inferno ST nach der Einlaufphase richtig gefordert werden soll.
Selbst der Einsteiger sollte zumindest das Lenkservo zügig gegen ein für Truggies adäquates Servo tauschen. In unserem Fall ist es das Thunder Tiger DS1015 um etwa 85 Euro.

 Text und Bilder von Aaron Banovics
 Dieser Bericht wurde am 15.12.2006 von www.offroad-cult.org veröffentlicht.