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Losi Desert-Truck RTR  
Testbericht, Teil 2  

 
 Der RTR-Faktor des Desert-Trucks
 

Wie bei allen Ready-To-Run Kandidaten widme ich den zweiten Teil des Testberichtes all jenen Komponenten, die der Hersteller im Modell verbaut, um dem Motto "Akku reinstecken - losfahren" gerecht zu werden.
Teilweise erlebe ich hier Haarsträubendes - nicht fahrfertig um jeden Preis, sondern fahrfertig zum unmöglichen Preis scheint manchmal die Devise zu sein - teils aber auch Erheiterndes. Mal sehen, wo Losis Desert-Truck RTR zwischen den beiden Extremen seinen Platz findet.

Folgende RTR-Komponenten zählen zur Ausstattung des Desert-Trucks:

  • 2,4 GHz DSSS Drehknopf-Sender und Empfänger
  • elektronischer 12T Vorwärts/Bremse bzw. Retour-Regler
  • digitales Lenkservo

Auf den ersten Blick erscheint die Ausstattung wertiger zu sein als das, was viele Modellsportler in ihren Baukästen verbauen, doch lassen wir uns vom Ersteindruck nicht täuschen und sehen uns die Details an ...

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 Die RC-Komponenten
 
Losi war der erste Hersteller, der seine RTR-Modelle mit 2,4GHz Technik auszurüsten begann. Und so weit ich weiß, ist er bis dato immer noch der einzige. (Juli 2008)
2,4GHz Sender unterscheiden sich nicht nur in ihrer Frequenz von den klassischen 40 und 27MHz Sendern, doch die hohe Sendefrequenz liegt über dem Störspektrum von Elektromotoren oder Reglern.
Zudem verwendet Losis Sender als Übertragungsart DSSS: Der Sender überträgt breitbandig um zumindest noch gegen schmalbandige Störquellen im ISM-Band geschützt zu sein.

Der offensichtlichste Unterschied der "neuen" Verständigung ist der kleine, klappbare Antennenstummel, der eine Wendelantenne beherbergt. Auf der Rückseite ersetzt ein kleines transparentes Fenster den ehemaligen Quarzeinschub. Das 2,4GHz HF-Modul kommt offenbar von Spektrum-RC, den Urvätern der 2,4GHz RC-Fernsteuerungen.
Ansonsten bietet Losis "MTX-Pro" Drehknopfsender Trimmer für Gas und Lenkservo, eine symmetrische Endausschlagsbegrenzung für das Lenkservo (Dual-Rate) und ... keine Ladebuchse! (Ja, ja, jetzt kommt's wieder ... !)
Der Sender schluckt statt den üblichen 8 und den weniger üblichen 6 AA-Batterien/Akkus derer vier, und eine zweistufige Kontrollanzeige gibt Auskunft über den Zustand der Stromversorgung.

Der Drehknopf ist mit weichem Moosgummi überzogen, und das war eigentlich schon das einzige haptische Highlight, denn der Rest vom Sender, der silberfarbene Kunststoff, wirkt billig und greift sich durch seine seltsam "mikro-raue" Oberfläche auch nicht besonders gut an.

Außen pfui, innen hui sozusagen, denn wird der Sender erst mal in Betrieb genommen, steht das (digitale) Lenkservo wie festgenagelt. Nicht einmal ein leises Fiepen um die Nullpunktlage tritt angesichts der präzisen Übertragung auf, die sich auch nicht durch Funken und anderen Störquellen aus dem Konzept bringen lässt.
Die Sparsamkeit ist vorbildlich, und die Stromaufnahme von nur etwa 50mA - ein Viertel bis ein Drittel von der Stromaufnahme üblicher AM/FM Sender - entschuldigt etwas für die fehlende Ladebuchse. Sender und Empfänger sind bereits gekoppelt, sodass der in der Anleitung beschriebene "Bind"-Prozess für die erste Inbetriebname entfallen kann.

 

Das Thema Rudermaschine ist schneller und weit weniger spektakulär abgehakt: Das 100Hz Brummen, wenn ihm die Lenkung zuwider läuft, verrät, dass das "MSX-Digital" tatsächlich ein Digitalservo ist.
Entfernt man vier Schrauben, so gibt es auch seine weiteren Geheimnisse preis, die da wären: Kunststoff-Getriebe und Gleitlagerung des Abtriebs ohne Buchsen.
Das Servo ist zudem weder besonders kräftig, noch besonders schnell, doch ein Stadium wie der Desert-Truck ist damit fürs Erste sicherlich ausreichend bestückt. (Es soll ja auch Fälle geben, in denen die Hersteller nicht davor zurückscheuen, ähnliche Sportskanonen hinter die Lenkung eines doppelt so schweren 1/8 Buggies oder gar Truggies zu klemmen...)

 

 Das Antriebspaket
 
Statt der schlichten LM-32K Bezeichnung des noch schlichter wirkenden Motors links hätte ihn Losi genauso gut "Pandoras Büchse" nennen können - denn bevor man ihn nicht mit dem Desert-Truck auf dem heimischen Bash-Platz losgelassen hat, würde man nicht glauben, was in der Büchse steckt.
Losis unscheinbarer grauer Büchsenmotor ist das mit Abstand rabiateste Exemplar, welches mir in meiner Modellsport-Karriere begegnet ist. Seine (Leerlauf-)Drehzahl reicht in das Spektrum gängiger 17-Turn Modifieds hinein, und das Lüfterrad, das bei diesen Touren massenweise Frischluft durch das Gehäuse pumpt, hält den Motor auch entsprechend kühl.
Das Magnetmaterial kann dagegen nicht mit den besagten Modifieds mithalten, sodass der LM-32K doch ein gutes Stück konservativer untersetzt werden will. Denn falls der Motor nicht schnell auf Touren kommen kann, geht auch noch die zusätzliche Aktivkühlung verloren, ohne die sich die Einbußen im Wirkungsgrad (wiederum gegenüber ähnlich kräftigen Modifieds) recht rasch auf unliebsame Weise bemerkbar machen.
Die Baukastenuntersetzung wird diesen Anforderungen jedoch nur halbwegs gerecht, sodass für echte Geländefahrten ein kleineres Ritzel als das montierte 16er verwendet werden sollte.
Für Asphalt, ebenen Lehm und Kiesböden ist die Baukastenuntersetzung jedoch sehr gut geeignet.
Der elektronische Regler namens "MSC12RB" bietet auf den ersten Blick alles, was (nicht nur) das RTR-Herz begehrt: 12T Limit, abschaltbarer Retourgang, außen liegende (Power-)Kabelanschlüsse und das alles in einem sehr kompakten rauchgrauen Gehäuse unter gebracht, das von seiner Form her stark an Kyoshos Perfex-Regler erinnert.
So schmackhaft das alles klingen mag, so war es dann in der Praxis zumindest bei meinem Testmodell doch nicht: Nach zwei Runden schied der Regler rauch- und geruchlos aber mit einem umso lauteren Knall aus seinem Leben.
Dabei wurde ihm unmittelbar davor weder außerordentlich warm, noch ist irgendwo eine Schmorstelle auf seinen beiden Platinen aus zu machen, sodass hier von einem fehlerhaften Bauteil ausgegangen werden muss.

Die Motorisierung des Desert-Trucks wurde von der Leistung her sicherlich adäquat gewählt, bloß neigt man als Stadium-Truck Fahrer angesichts der hohen Fahrstabilität und der Traktion dieser Fahrzeugklasse schon nach kurzer Zeit dazu, immer mehr Power am Abzug bereit halten zu wollen.
Der - nach Angaben von Losi - 12T Regler würde auf dem Tuning-Pfad dabei durchaus eine Zeit lang Schritt halten, sofern die Reise nicht unmittelbar ins immer größere Brushless-Territorium führt. Leider konnte ich das Potential des MSC12RB ob seines frühen Ablebens nicht ausloten. Das soll natürlich keineswegs heißen, dass nun alle Desert-Trucks fehlerhafte Regler enthalten, im Sinne eines seriösen Testberichts darf dieses Detail dennoch nicht unerwähnt bleiben.

 

 Checkpoint!
 
Von adäquat bis sehr gut reicht das Spektrum der RTR-Komponenten, die in ihrer Gesamtheit das Stimmungsbarometer dann doch sehr zum Positiven ausschlagen zu lassen und die eingangs erwähnten "haarsträubenden Geschichten" in weite Ferne rücken.
"Ausreichend dimensioniert" ist jedenfalls das Lenkservo. Danach geht es über den Motor bis hin zum Sender, dem Star des RTR-Sets, steil bergauf. Das DSM-System alleine würde bei Losi etwa 150 US$ kosten und ist abgesehen von der merkwürdigen Affinität zu Trockenbatterien und der damit fehlenden Ladebuchse einer der besten RTR-Sender am Markt, welcher auf jeden Fall auch in zukünftigen Modellen zum Einsatz kommen wird. Ein echter Mehrwert sozusagen - und genau darauf kommt es schließlich bei einem guten RTR-Set an.
Überschattet wird die gute Ausstattung lediglich vom unerwarteten Reglertod - ansonsten wäre dieser nämlich ein ebenso gutes Beispiel für "Mehrwert-RTR-Komponenten", die nicht gleich beim ersten zaghaften Tuning von Bord gehen (müssen).

Text und Bilder von Aaron Banovics
Dieser Bericht wurde am 30.6.2008 von www.offroad-cult.org veröffentlicht.