Strahlender, doch bald schon
staubverklärter Sonnenschein, Temperaturen um die 25 Grad Celsius:
High-Noon am Bashgelände!
Der Untergrund aus losem Schotter, feinem Kies und ziemlich viel
Staub dazwischen sollte den Reifen spürbar mehr zu Beißen geben als
die dichten Grasbüschel des heimischen Gartens. Die Bordspannung
wurde mit einem 3s Lipo-Akku auf 11,1V erhöht, und das serienmäßige
14Z Ritzel gegen eines mit 16 Zähnen ausgetauscht. Kurze Zeit später
musste ich auch noch das Hauptzahnrad tauschen, da ich - von den
Kevlar-verstärkten Zahnrädern der Rennmodelle aus dem Hause Losi
verwöhnt - das Zahnflankenspiel etwas zu locker gewählt habe. Mit
einem neuen 88Z Hauptzahnrad beträgt die Gesamtuntersetzung ca.
12:1. Das mag für einen 3800kV Brushless Motor angesichts des großen
Areals sehr konservativ klingen, doch darf man nicht vergessen, dass
Losis Desert-Truck um etwa 10% größere und deutlich schwerere Reifen
besitzt als der klassische Stadium-Truck.
Mit dem ersten Gasstoß - 3s machen's möglich - hebt der Desert-Truck
zuerst die Nase, dann die Vorderreifen und beschleunigt trotz
offenem Kegeldifferenzial ohne Ausbruchversuche der Hinterachse.
Kurze Zeit später, der Truck hat wieder auf allen Vieren
Bodenkontakt, rast er schon auf die erste Kurve zu: Ein kurzes
Antippen der Bremse, danach beherztes Einlenken. Augenblicklich
wirbelt eine Staubwolke auf, die der Desert-Truck mit dem Heck voran
wieder verlässt - Oops!
Damit solches nicht zur Gewohnheit wird,
bietet die Fernsteuerung direkt neben dem Ein/Aus-Schalter einen
Servowegsbegrenzer, der sogleich den Lenkeinschlag um gut die Hälfe
reduziert, womit sich der Desert-Truck schon deutlich gefälliger
kontrollieren lässt.
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Die Fotos lassen es bereits erahnen:
Mit gebändigter Lenkung macht es richtig Spaß den Desert-Truck über
den Kiesplatz pflügen zu lassen. Das Fahrwerk bringt die hohen
Geschwindigkeiten eindrucksvoll zur Geltung, bleibt jedoch die
meiste Zeit über gut kontrollierbar.
Während der Desert-Truck mit der Baukastenmotorisierung
klassischerweise leichte Tendenzen zum Untersteuern am Kurveneingang
zeigt und am Kurvenausgang deutlich zum Übersteuern neigt, geht das
Fahrverhalten mit dem Brushless-Setup in ein generelles Übersteuern
über, welches sich mit 7,4V Bordspannung recht spritzig anfühlt, bei
11,1V jedoch schon viel Gefühl im Gasfinger und an der Lenkung
erfordert. Die Reifen bieten zwar gute Traktion, vermögen aber
keinen axialen Grip, also Seitenführung aufzubauen, welche die
Hinterachse stabilisieren könnte.
An das Fahrverhalten der Rennklasse kommt der Desert-Truck damit
natürlich nicht heran, doch fährt er sich hier aus dem Baukasten
heraus auch nicht deutlich schlechter als die "Semi-Pro" Klasse à lá HPI-Racing
Firestorm oder XTM Racing (Reely) X-Cellerator, welche fürs
klassische Gelände teils potentere Reifen mitbringen - also, weiter geht's!
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Während der nächsten Akkuladungen
musste Losis Desert-Truck unter härterer Gangart Standvermögen
beweisen. Und tatsächlich, die rohe Brushless-Power brachte das
weich gefederte Fahrwerk ins Wanken - jedoch nie zu Sturz.
Beim Springen dagegen macht der RTR-Truck sogar eine bessere Figur
als der hauseigene Wettbewerbskollege XXX-T cr. Die schweren Reifen
und die weit ausfedernden Dämpfern verleihen dem Desert-Truck eine
Flugstabilität, die man mit 1/10 Offroadern nur selten erlebt. Und
wenn die Landung doch mal in die Hose geht, kommt der Desert-Truck
deutlich häufiger auf allen Vieren zum Stehen als der Rest aus Losis Stadium-Flotte.
Auch vom "Bashfaktor" her macht der Desert-Truck bisweilen eine
exzellente Figur: Die eingangs vorgestellte Strategie, eine
strukturell ausgereifte Rennplattform mit flexiblen Kunststoffteilen
auszustatten, geht voll auf, sodass Losis neuer RTR-Offroader selbst
angesichts haarsträubender Überschläge und teils harten Crashs
allenfalls eine Spurstange an der Lenkung abwirft - denn
diese sind im Gegensatz zu allen übrigen R/L-Anlenkungen nicht
gesichert.
Überraschenderweise überstanden selbst die filigran verdrahteten
LEDs, insbesondere die exponierten Frontscheinwerfer, die Torturen
schadlos, sodass der Desert-Truck zwar etwas staubig, doch mit
voller Beleuchtung und schwächelnden Akkus in die Box rollte. Zeit
für eine erste Zwischenbilanz!
25 Akkuladungen
Hardcore-Bashing gehen an niemandem spurlos vorüber -
oder etwa doch? Bevor wir den Desert-Truck zum
Abschluss auf zivilisiertere Gefilde loslassen, werfen
wir einen kurzen Blick auf das Chassis. Oberflächlich
betrachtet stechen nur die dichte Staubschicht und ein
paar Kratzer am Frontrammer ins Auge. Auch eine
eingehende Prüfung vermag Losis Wüstenracer zu bestehen:
Die ungeschützten Stoßdämpfer, so merkwürdig das auch
klingt, laufen nach der Tour weicher als Losis High-End
Dämpfer, auch wenn sie eine kleine Portion Öl auf der
Strecke lassen mussten.
Möglich
macht das neben der sauberen Verarbeitung eine
spiegelglatt polierte Kolbenstange, die eine bessere
Oberflächenqualität bietet als die teuren
Titannitrid-beschichteten "Profimodelle". So verwundert
es wenig, dass der Desert-Truck im Verlauf des Tages
nichts an Bodenfreiheit eingebüßt hat, was normalerweise
daher kommt, dass die Dämpfer durch Staub schwergängig
werden und die Feder nicht mehr genügend Kraft zum
Strecken der Dämpfer aufbringt.
Das Kegeldiff - auf der Werkbank aufgrund seines
auffälligen Spiels an den Mitnehmern durchaus kritisch
betrachtet - machte sich in schnellen Kurven des Öfteren
durch gut hörbares Schnarren bemerkbar, läuft aber nach
wie vor seidenweich und ohne zu hakeln oder exzessives
Spiel zu entwickeln. Die flexible Aufhängung entwickelte
etwas Spiel (im unkritischen Bereich) und selbst die bloß
mit Metallblenden bedeckten Kugellager sind noch gut in Schuss.
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Eine Kleinigkeit sollte
dem Desert-Truck dann aber doch nicht erspart bleiben:
Am unteren Teil des Vorderbaus riss sich eine Schraube
los, weil der Unterteil an dieser Stelle weit weniger
Flex aufweist als der Bulkhead darüber.
Stabilitätstechnisch wenig besorgniserregend, da der
Querlenkerhalter ohnehin im Bulkhead verankert ist und
dieser wiederum festen Kontakt zum Hauptchassis pflegt,
ist es dennoch ein Schönheitsfehler, der aus dem
größeren Flex der neuen Kunststoffteile resultiert.
Wer sich an so einem Anblick stört, kann die
entsprechenden CF-Teile aus Losis stärkstem
Komposit-Material nachrüsten. (LOSA9713) |
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Der Desert-Truck mag
auf den bisherigen Testgeländen sicherlich nicht der
Offroader mit dem besten Fahrverhalten sein, doch
zählt er bereits aus dem Baukasten heraus und ohne
weitere Modifikationen zu den zähesten Kandidaten,
welche
ich in dieser Klasse getestet habe. |
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