Eine
saubere Arbeit – der Stadium Truck gefällt auf den ersten Blick:
Versenkte Kreuzschlitzschrauben, keine scharfen Kanten und sauber
verklebte Reifen. Wenn schon ein vormontiertes Modell, dann so.
Einzig der Kunststoff der Chassiswanne wirkt etwas fragwürdig – aber
dazu später mehr. Die Dämpferbrücken sind vergleichsweise nachgiebig
– im Fall eines Überschlags ist dies aber ohnehin von Vorteil. Die
Lenkung wirkt, bis auf den etwas geringen Lenkeinschlag,
Asso-typisch; Ackermann-Geometrie und die Position des Lenkgestänges
lassen sich variieren, Bump Steering ist über den gesamten Federweg
nicht vorhanden.
Überhaupt sind die Kugelköpfe des Reely X-Cellerator mit
Staubschutzringen aus Schaumgummi ausgerüstet, die sich sonst nur
bei hochpreisigeren Offroadern à la Team Losi oder Associated
finden.
Klassisches 2wd Layout - an dem bewährten Konzept
ändert auch der X-Cellerator nichts, selbst wenn
zeitweise der Trend Richtung Mittelmotor im 2wd geht. |
Die
Chassiswanne besticht durch ein Detail, das sonst nur bei den
Asso-Offroadern der aktuellen 4. Generation zu finden ist: eine
Vertiefung im Akkuschacht, durch die das Reglerkabel ohne
Beschädigungen zur Empfängerseite geführt werden kann, unabhängig
davon, in welcher Position der Akku gefahren wird.
Die
Vorderachse unterscheidet sich von ihrem amerikanischen (Asso T3)
Vorbild durch die fix angeformte Kickup-Platte; der massive Bulkhead
konzentriert sich mehr auf seine mechanische Stabilität als auf rein
optische Ästhetik. Die langen Querlenker wirken robust, zeigen kaum
Spiel und auf den Aluminium-Radachsen laufen Truck-typische 3/16“
Kugellager. Sowohl Spur als auch Sturz können über
Links/Rechts-Gewindestangen aus Stahl eingestellt werden – in dieser
Preisklasse normalerweise nur in Form von Tuningteilen möglich.
Der
Aufbau der Hinterachse erfolgt 2WD-typisch mit einem kompakten
dreistufigen Getriebe, E-clip freien Querlenkerstiften und Kardans
nach MIP Bauart aus brüniertem Stahl.
Hauptzahnrad und Ritzel werden von einer durchsichtigen
Lexanabdeckung effektiv vor Steinschlag geschützt – lediglich beim
Verschluss des Deckels scheint der Reely X-Cellerator erstmals einem
Frachtkult zu unterliegen: Üblicherweise kann die Abdeckung schnell
geöffnet werden, um eine Feineinstellung der Slipperkupplung von
außen zu ermöglichen. Der „Stoppel“ des Reely-Trucks besteht jedoch
aus Hartplastik und beschädigt nach mehrmaligem Entfernen und wieder
Einsetzen den sonst so nützlichen Getriebeschutz. Ein weicheres
Material wäre hier von Vorteil.
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Vorderachse links, Hinterachse rechts: Auch hier
nicht viel Neues. Die Vorderachse verwendet einen
Kingpin-Kugelkopf, der gleichzeitig Lenkachse und
Aufnahme der oberen Querlenker ist. Die Hinterachse
orientiert sich chassisseitig eher am Associated T4.
Am
Slipper sollte man die Stoppmutter verkehrt herum
anschrauben, da die serienmäßige Einstellung viel zu
hart ist und der Nylonring der Mutter beim Lockern nicht
mehr greift.
Das Kugeldiff ist für ein Modell in der Preisklasse des
X-Cellerators eine echte Überraschung: Es ist mit einer
Blende komplett geschlossen (und damit von außen auch
nicht einstellbar), läuft ohne weiteres Zutun sehr
weich, rutscht nicht und die Diffringe mit 25
Millimetern Außendurchmesser sorgen dafür, dass das auch
lange so bleibt.
Der
Slipperschaft ist inklusive dem Top-Gear komplett
aus Stahl gefräst - ebenfalls ungewöhnlich in dieser
Preisklasse, dennoch wichtig, damit das Getriebe hohe
Kräfte übertragen kann. |
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Die
Aufhängung des X-Cellerators wäre an sich nicht weiter spektakulär –
doch die Stoßdämpfer bieten einen Blickfang. Bis auf die blau
gefärbte Eloxalschicht sehen sie ihren Team Losi Vorbildern zum
Verwechseln ähnlich; sogar das amerikanische Werkzeug passt.
Identisch sind sie dennoch nicht: Die Dämpferverschlüsse sind dem
X-Cellerator größer und die Kolbenplatte ist mit einer Stoppmutter
festgeschraubt anstatt von zwei E-Clips fixiert.
Ein
Blick in die Ersatzteilliste zeigt außerdem, dass ein kompletter
Satz der X-Cellerator Dämpfer gerade einmal €19,95 kosten – sprich
unter fünf Euro pro kompletten Dämpfer; bei Losi reicht das nicht
einmal für die Kolbenstangen!
Doch so, wie die Stoßdämpfer an unserem Truck montiert sind, ist
kaum eine sinnvolle Fahrweise möglich – manche Dinge müssen für mehr
als nur Geld erkauft werden…
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Die
Kolbenplatte sollte auf Grate geprüft und wie im
Bild rechts oben mit feinem Schleifpapier (ab 400)
geglättet werden, falls die Dämpfer rau laufen.
Die Dämpfer besitzen
keinen Volumsausgleich, doch mit einem Stück
geschlossenporigem Moosgummi der bis zum Anschlag in den
Dämpferzylinder geschoben wird, kann man sich leicht
behelfen.
Ein so ausgestatteter Dämpfer ist leichter zu befüllen
und bleibt länger dicht. |
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Die
Dämpferfedern sind, vor allem für die Hinterachse, sehr weich
geraten – und das verwendete Öl besitzt auch mehr
Frachtkult-Charakter als sinnvolle Auswirkungen auf das
Dämpfungsverhalten. Öffnet man den Dämpfer (um beispielsweise den
empfohlenen Volumenausgleich einzubauen) so gilt es, zuerst die
zähe, übel riechende Flüssigkeit zu entfernen und das Dämpfergehäuse
sorgsam zu reinigen.
Erst jetzt sollte der Dämpfer mit
25wt/300cps Silikonöl (z.B. von Team Associated) befüllt werden. Wer
diesen Ölwechsel verabsäumt, wird vom Reely X-Cellerator mit wilden
Ausritten belohnt, da die viel zu steife Standardabstimmung den
Truck schon mit dem 540er Motor unkontrollierbar herumhoppeln lässt.
Weit
gesitteter geht es im Getriebe zu: Überall Kugellager und ein sauber
gebautes, sehr gut eingestelltes Kugeldifferential lassen keine
Wünsche offen. Die Slipperwelle ist aus Stahl gefertigt, die
Druckplatten der Rutschkupplung selbst bestehen standesgemäß aus
harteloxiertem Aluminium, das bis auf einige kleine Grate den
Anforderungen gewachsen sein sollte. Aus der Schachtel heraus ist
die ganze Konstruktion jedoch so fest zusammengezogen, dass sich
praktisch keine Slipperwirkung feststellen lässt. Anstatt das
Kugeldifferential zu schützen wird das Motordrehmoment ohne Sinn und
Verstand direkt übertragen – die Bedienungsanleitung rät dem
Einsteiger jedoch, an dieser Einstellung möglichst nichts zu
verändern. Ob das auf Dauer klug ist?
Aber
schließlich haben wir uns schon ein paar Absätze zuvor darum
gekümmert.
Der
Standardmotor besitzt zwar nicht genügend Drehmoment, um dem
Getriebe Schaden zufügen zu können, doch Reely stattet ihn mit einer
anderen „Waffe“ aus:
Was ist
der Unterschied zwischen einem Hai und einem Reely-Ritzel?
Beide
sind grau, aber das Ritzel hat die hässlicheren Zähne…
Diesem
Bauteil ein 48dp Modul zuzugestehen, halte ich für eine kühne
Herausforderung der Realität – doch weniger die Gleichmäßigkeit der
Zähne, sondern mehr ihre Oberflächenbeschaffenheit sollte zum
Problem werden. Zu Demonstrationszwecken bleibt das Ritzel aber
vorerst eingebaut. Wir werden sehen …
Zum
Schluss noch ein Tipp für die Lenkung: Die kleinen
Stifte sollten mit Sekundenkleber fest ins Chassis
geklebt werden. Schaumstoffringe, wie sie als
Staubschutz an den Kugelköpfen verwendet werden,
verhindern auch hier zuverlässig das Eindringen und
Verreiben von Schmutz - ein Problem, mit dem sonst viele
2wds zu kämpfen haben.
Damit die Lenkung nicht klemmt, muss noch die
Abstandshülse der oberen Chassisplatte etwas
abgeschliffen werden. |
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