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 Robitronic Protos

 
 
 Teil 3: Protos in Action - Fahrpraxis und Beurteilung
 

Das Finale - oder besser: jetzt geht's erst richtig los! Aber vorher noch ...

 

 ... letzte Startvorbereitungen
 
Kabelbinder: An den (nachträglich aufgebogenen) Karosseriesplinten angebracht lassen sich diese am Kabelbinder einfacher packen - und finden, sollte einmal eine zu Boden fallen.

Am Kühlkopf durch die oberste Kühlrippe gezogen, dämpfen sie den Aufprall bei einem Überschlag und können so den einen oder anderen verbogenen Kühlkopf verhindern.

Für mehr "Grip" sorgt ein Spritschlauch, der auf einen Kabelbinder am Tankdeckel aufgefädelt und mit dem Verschluss eines zweiten Kabelbinders gesichert wurde. So kann der Tank auch bei aufgesetzter Karosserie gut und sicher zum Nachtanken geöffnet werden.

Das Baukastensetup des PROTOS ist verhältnismäßig weich. Gemeinsam mit dem groben Reifenprofil lässt das vermuten, dass der PROTOS aus der Schachtel heraus eher fürs Querfeldein-Racing abgestimmt wurde. Warum dann gleich Stabilisatoren fix verbaut wurden, bleibt ein Rätsel, aber die sind ja schnell ausgehängt.

 

 Das Testgelände
 

Neben einer kleinen Motocross Bahn sollte der Protos zeigen, wozu er taugt. Das Gelände wurde gewählt, da sich eine Kombination aus ebener verdichteter und loser Erde, Wiese und steinigem Untergrund bot. Eine Mischung aus Steigungen und Sprunghügeln ergänzte das Repertoire und ermöglichte gezielte Fahrverhaltensanalysen.

Während des gesamten Testzeitraums über 5 Liter kam es zu keinen Beschädigungen. Dabei wurden Überschläge zum Teil provoziert, um die Grenzen der Kunststoff-Dämpferbrücken auszuloten: sie halten so gut wie jeder sinnvollen Belastung statt, egal ob es sich dabei um einen verpatzten Sprung, einen Überschlag oder dem Dahinschlittern danach handelt.

 

 Fahreindrücke und Tuningmaßnahmen
 
Aus dem Baukasten heraus fährt sich der PROTOS gutmütig - durch deutliches Untersteuern am Kurveneingang vielleicht ein wenig zu gutmütig. Das ist größtenteils auf die Stabis zurück zu führen, welche die Aufhängung am Kurveneingang in die Knie zwingen und das Chassis eher zur Seite rutschen als rollen lassen. Für Fahrten auf losem Belag sollten die Stabis daher auf jeden Fall im Baukasten bleiben und höchstens bei entsprechenden Gripverhältnissen (Rasenbahn, Erd/Lehmstrecken ohne ausgeprägten Oberflächenstaub) wieder montiert werden. Dann gehören aber auf jeden Fall ein feineres Reifenprofil (s. Reifenguide) und eine härtere Dämpferabstimmung zum Setup.
Fürs erste bringt es auch viel, anstelle der Stabis einfach die Stoßdämpfer flacher zu stellen. Die kompensieren in dieser Stellung aufgrund der direkteren Einwirkung die Rollneigung weitaus besser, ohne dass dabei die gesamte Achse in die Knie geht.
Unabhängig vom Belag ist ein starkes Lenkservo das dringendste Upgrade, dass der Protos benötigt: Es hat sich anhand eines zur Geschwindigkeit unnatürlich schnell wachsenden Wendekreises gezeigt, was wir schon vermutet haben: das Serienservo ist einfach zu schwach, das Ruder bei mittleren bis hohen Geschwindigkeiten herum zu reißen, In dem Sinne können die Stabis und die Vorspur an der Vorderachse auch als Entlastung für das Lenkservo verstanden werden, denn beide verringern die Querkräfte auf das kurvenäußere Rad.
 

Mehr Power: Das Thunder Tiger DS1015 ist in kurzer Zeit zu einem beliebten Lenkservo für 1/8 Offroader aller Art geworden. Gründe dafür gibt es einige; exzellente Leistungsmerkmale (130Ncm, 0,08sek/45° an 5 Zellen laut Hersteller) zu einem bezahlbaren Preis, ein vor Spritzwasser geschütztes Gehäuse und eine erstklassige Verarbeitung.

Im PROTOS würde das Servo aber durch den weichen Servosaver ausgebremst werden, daher wurde ein gekürztes Alu-Servohorn von QuickUK mit Futaba Aufnahme verbaut.

Die Servosaver Funktion, die wir im ersten Teil dem Servosaver direkt am Servo zugesprochen haben, fällt damit wieder an die kleine Feder im Lenkungsträger zurück - fast bis zum Anschlag zugedreht, gibt die Lenkung knapp unter der maximalen Stellkraft des DS1015 nach.

Mit einem starken Lenkservo und zugeschraubtem Servosaver ausgerüstet ist es kein Problem, die hohe Vorspur der Vorderachse auf annähernd Neutralspur bzw. 1° Nachspur zu stellen. Die Agilität des Fahrzeugs profitiert davon ungemein, da sich das Untersteuern am Kurveneingang und das teilweise "Herausecken" am Kurvenausgang infolge des hohen (aber nötigen) Geschwindigkeitsverlustes deutlich reduziert.

Ein zweites Problem hat sich bei der Kraftübertragung aufgetan: Da der PROTOS nur mit Antriebsknochen bestückt ist, und die Aufhängung eher zur flexibleren Sorte zählt, hat der Buggy im Testbetrieb zwei mal einen Antriebsknochen ausgeworfen.
Das erste Mal geschah unmittelbar als Folge eines Überschlags, dabei hängte sich der rechte vordere Antriebsknochen aus. Weitaus harmloser die Ursache beim zweiten Mal: Hier erwischte es den linken hinteren Antriebsknochen - beim Fahren über eine kleine Bodenwelle. Nachdem mich vor allem letzteres stark irritierte, ging es an die Ursachenforschung - zutage kamen Altlasten:
Im ersten Teil des Testberichtes wird das zu große Spiel zwischen Triebling und Tellerrad in der Getriebebox kritisiert und Gegenmaßnahmen besprochen. Durch das Ausdistanzieren rückt das Differential aus seiner mittigen Position, was zur Folge hat, dass ein Antriebsknochen sozusagen in einem "längeren" Getriebeausgang läuft, während der andere mit einem geringfügig "kürzeren" auskommen muss. Dies deckt sich auch mit der Beobachtung, dass in beiden Fällen immer der dem Tellerrad nähere Antriebsknochen herausgesprungen ist.
Abhilfe? Am besten wäre es, gleich auf die recht günstigen Kardanwellen aufzurüsten. Wer allerdings keine 40-45 Euro (für 4 Kardans) ausgeben will, der kann mit Ohrstöpseln, Spritschlauch oder ähnlichem im Getriebeausgang und in der Radachse die Knochen so ausdistanzieren, dass sie immer schön mittig laufen. Dann sollte es keine Probleme mehr geben, wie der weitere Testverlauf gezeigt hat.


Thema Kupplung: wie bereits festgestellt, sind die Kupplungsfedern sehr weich: die Reifen drehen am aufgebockten Modell bereits bei durchschnittlicher Leerlaufdrehzahl langsam mit, der Einkuppelzeitpunkt liegt infolge extrem tief.
Im Test hat sich gezeigt, dass der Motor genug Drehmoment hat, den PROTOS selbst mit frühem Kraftschluss gut anzutreiben. Es hat sich aber auch gezeigt, dass der Axial .28 problemlos Drehzahlen liefern kann, die ein viel späteres Einkuppeln ermöglichen würden. Härtere Federn in handelsüblichen Stärken von 0,9mm oder 1mm Drahtstärke bringen der Beschleunigung mehr
Biss und vermindern unnötiges Kupplungsschleifen. Das Foto rechts zeigt die Glocke nach etwa einem Liter Laufleistung. Verschleiß an den Backen selbst ist abgesehen von sehr wenigen Abriebsspuren im Inneren der Glocke nicht nachweisbar, was auf jeden Fall für die Qualität des Materials spricht.
 

Und wie ist es den Dämpfern ergangen? Sie haben die Testphase ausgesprochen gut überstanden. Die Kunststoffkugeln halten weiterhin spielfrei, die vorderen Dämpfer sehen aus wie neu.

Bei den hinteren Dämpfern muss man wohl zwischen "links" und "rechts" respektive "motorseitig" oder nicht unterscheiden: Der linke Heckdämpfer bekam einiges an Schmieröl ab. Dieses imprägnierte den Stoff-Überzug den wir im ersten Teil angebracht haben und verhinderte so, dass sich weiterer Staub am Dämpfer selbst ansammeln konnte.

Am schlechtesten ist es dem (links abgebildeten) rechten Heckdämpfer ergangen: Man sieht deutlich, wie sich bereits ölgetränkter Staub zu sammeln beginnt. Die Kolbenstange ist schon ein wenig angekratzt. Das zeigt vor allem eines: wirklichen Schutz bieten nur Gummimanschetten - ohne diese halten auch sehr gute Offroad-Dämpfer, zu denen die des PROTOS sicherlich gezählt werden dürfen, nicht lange durch.

Die Tuning Dämpfer aus Aluminium besitzen bereits einen Kragen für Gummimanschetten, aber auch an den Standard Dämpfern können etwa zugeschnittene Modellierballons an der unteren Kappe mitverschraubt werden und so die Innereien schützen.

Ansonsten ist nirgendwo wirklich Verschleiß feststellbar -  weder deutlich, noch ansatzweise. Das (korrekt ausdistanzierte) und gut gefettete Getriebe hält tadellos, Das Spiel an den Getriebeausgängen und der Aufhängung hat sich nicht fühlbar vergrößert. Die gummigedichteten Lager sind sowieso fast immun gegenüber Verschmutzung und daher immer noch absolut leichtgängig.

 

 Checkpoint!
 

Robitronics PROTOS: wie wohl alle anderen RTRs ist er keine Sorglos-Packung, auch wenn er (zumindest finanziell gesehen) nur noch an einer verhältnismäßigen Kleinigkeit, sprich einem anständigen Lenkservo scheitert. Der Rest im Set - und das ist angefangen von der RC-Anlage bis hin zum Motor ziemlich viel - ist durchwegs von adäquater bis exzellenter Qualität. Mehr kann man um den Preis von 350 - 400 Euro (je nach Händler) wirklich nicht erwarten.

Der Buggy selbst ist grundsolide aufgebaut und die wenigen Mängel lassen sich mit keinem bzw. geringem finanziellen Aufwand beheben. (Bremse, Lenkung, Differentialgetriebe, Antriebsknochen)
Ist der PROTOS RTR damit die erste Wahl für den Einsteiger? Technisch auf jeden Fall. Ausstattungsmäßig wären ein besseres Lenkservo (auch wenn das den Preis etwas anhebt) und ein paar Distanzscheiben für die Diffs wünschenswert.
Stünde dann auch noch in der Anleitung, was mit letzteren zu tun ist, dann gibt's nur noch eines: Daumen hoch und Gratulation an Robitronic zum gelungenen 1/8 Offroad-Einstieg!
 

 

Mit freundlicher Unterstützung von


aaron banovics, August 2006
Vielen Dank an Gerhard Banovics und Markus Simon für die fotographische Unterstützung!

 

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