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Teil 1: Überblick und
Fahrzeugaufbau |
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In welcher Sparte auch immer man
modellbauerisch tätig ist, eher früher als später begegnet einem Robitronic, als Hersteller leistungsfähiger Lade- und
Reglerelektronik, als Vertrieb für Akkus, Motoren und Zubehör, als
Hersteller und Vertrieb für namhafte Onroad Modelle aus der Elektro-
und Verbrennerszene... und seit neuestem auch ...
in der OFFROAD-Szene!Mit dem
PROTOS macht Robitronic einen Schritt in rauere Gefilde,
fernab spiegelglatter Asphaltpisten und hinein in die Welt des
Buggysports im Maßstab 1:8! Um gleich noch eine breite Zielgruppe
anzusprechen, soll der PROTOS in zwei Versionen angeboten werden:
- Die Einsteiger Version kommt
als RTR komplett mit (AM-) Fernsteuerung, Servos, einem
Seilzugmotor und Zubehör wie Tankflasche und Kerzenklemme.
- Für die bald erhältliche PRO Version ließ man
zugunsten besserer Fahrzeugausstattung RC-Ausrüstung und Motor
über Bord gehen.
Der PROTOS verspricht daher
Einsteigerfreundlichkeit und Renntauglichkeit - ob er dieses
Versprechen auch halten kann, dem gehen wir in unserem Testbericht
der RTR-Version nach.
TECHNISCHE
DATEN
Länge:
494mm
Radstand: 329mm
Breite: 305mm
Höhe: 190mm
Gewicht: 3600g
ZUSATZAUSSTATTUNG
27MHz Drehknopfanlage
Servos, Empfänger
4,6ccm Motor
Tankflasche
Glühkerzenstecker
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Obwohl der PROTOS
als RTR Modell, also fix und fahrfertig gebaut geliefert wird,
beginnen wir den Bericht nicht mit dem Starten des Motors,
sondern mit einer kompletten Demontage des Modells. Zum einen birgt
die Chassiskonstruktion etliche überraschende Features, zum anderen
muss ja auch irgendwie die Qualität des Zusammenbaus beurteilt
werden. Dem Leser möchte ich
an dieser Stelle - ganz allgemein! - raten, RTRs stets komplett zu zerlegen und neu
aufzubauen. Die Mühe hat ihre Vorteile!
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Wer sein
Modell durch den eigenhändigen Zusammenbau besser kennen lernt,
der kann im Schadensfall einen Fehler schneller finden und
beheben.
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Nur der
Modellsportler selbst ist für die Betriebssicherheit seines
Modells verantwortlich!
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Zahnräder,
Antriebswellen und Kugellager ... |
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Wir beginnen da, wo es nichts mehr
zu zerlegen gibt: Bei den Differentialgetrieben. Von diesen besitzt
der PROTOS standesgemäß drei Stück, eines für jede Achse und ein
Mitteldiff um auch die Achsendrehzahlen ausgleichen zu können. Dem
allgemeinen Trend folgend, sind die Differentiale sehr kompakt
aufgebaut, ohne dabei den massiven Eindruck eines 1:8 Diffs zu
verlieren.
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Nicht von schlechten
Eltern: Sämtliche Zahnräder, innen wie außen, sind aus
gesintertem Stahl gefertigt. Im Gegensatz zum häufig eingesetzten
Zink-Druckguss oder gar Alu-Guss hebt das den Protos von
zahlreichen RTRs in derselben Preisklasse deutlich ab.
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Dass vier Satellitenräder zum Einsatz kommen und dass die
Diffs bereits serienmäßig gedichtet und mit Silikonöl
befüllt sind, wirkt dann schon fast selbstverständlich.
Welche Ölhärte genau verwendet wird, das verrät uns die
Anleitung leider nicht. Die Viskosität dürfte um die
1000-2000 cps betragen (oder es liegt einfach an den
Unmengen von recht zähem Fett, mit den die Diffs zusätzlich
befüllt sind) |
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Die Differentialgetriebe werden in
den üblichen 16x8mm Kugellagern mit Gummidichtungen geführt. Beim
Einsetzen in die Getriebeboxen kommt schon die erste Überraschung:
Nur 2 bis 4 Millimeter Materialstärke, keine Möglichkeit zum Anschrauben, keine
Halterungen für Dämpferbrücken und Querlenker ... was ist das?
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Keine "All-in-One" Lösung:
die Getriebeboxen des PROTOS dienen ausschließlich der Aufnahme und
Führung des Kegelradgetriebes. Querlenker und Dämpferbrücken
werden mit eigens dafür vorgesehenen Teilen am Chassis
befestigt.
Ein bemerkenswertes Detail am Rande: Die Outdrives
verschwinden fast vollständig in der Getriebebox - mehr
Schutz für die Lager, weniger Verschleiß an den Outdrives,
da sie gut vor Staub und Schmutz geschützt sind. |
Hier geht der PROTOS offenbar einen
völlig neuen Weg. Zentrum der Konstruktion sind nämlich pro Achse
vier 7mm starke Pfosten aus Aluminium, die mit M4 Schrauben fest mit
dem Chassis verbunden werden. Auf diese Pfosten wird nun alles, was
einen Buggy ausmacht, aufgefädelt: Querlenkeraufnahmen (aus Alu
Guss), durch
Gummis vibrationsentkoppelte Getriebeboxen, Lenkung,
Versteifungsstreben und obendrauf die Aufnahme für die
Dämpferbrücken. Die Vorteile dieser cleveren Konstruktion liegen auf
der Hand:
- kein Gewindeverschleiß
- extrem steife Konstruktion
- die Alu-Kunststoff-Komposit
Bauweise ist günstiger und leichter als Vollalu Teile
- der modulartige Aufbau sichert
im Crashfall die Schadensbegrenzung
Dies wird leider mit einem - je nach
Bauteil - deutlich erhöhten Schrauberaufwand erkauft. Um etwa einen
Querlenker oder dessen Halterung zu tauschen, müssen davor alle
obenauf liegenden Komponenten, nämlich die Getriebebox, die Lenkung
bzw. Versteifungsstrebe an der Hinterachse und die
Dämpferbrückenaufnahme entsprechend vom Rest des Fahrzeuges getrennt
und ausgefädelt werden. Das hätte sich vermeiden lassen können, wenn
die Sechskant-Aufnahmen der Pfosten kleiner als deren Durchmesser
gewesen wären.
Wieder zurück zu den Getriebeboxen:
für die Verbindung untereinander und zu den Rädern bleiben beim
PROTOS leider nur Antriebsknochen übrig. Das stört aber fürs erste
nicht allzu sehr, da die Knochen über den gesamten Federweg recht
wenig Verschub in axialer Richtung haben und Kardanwellen relativ
preiswert nachgekauft werden können.
Tellerrad und Triebling hatten im Testmodell an beiden Achsen einen
Tick zu viel Spiel, an der Hinterachse ließ sich das ganze Diff
sogar um ein paar Zehntel in axialer Richtung verschieben. Leider
äußert sich die Bauanleitung zum Thema Ausdistanzieren nicht, und
dem Baukasten liegen keine Passscheiben bei.
Benötigt werden
Scheiben im Format 16x13x0.2mm (Best. Nr. R27035 aus der Bauanleitung)
oder 8x12x0.3mm (Best. Nr. R27037) denn
mit falschem Zahnspiel läuft das Getriebe nicht nur laut, sondern
auch mit hohem Verschleiß. Nachdem das Tellerrad beider Diffs 0,4mm
näher an den Triebling herangeführt wurde, liefen beide Achsen
butterweich und ohne Schnarren. (Info
zum Ausdistanzieren für Kegelradgetriebe)
Die Schmierung des Getriebes ist vorbildlich: jede Menge zähes, gut
haftendes Fett bedeckt die Zähne - und die Stirnseiten
der Getriebeboxhälfen, zur besseren Dichtung.
Zur Befestigung der
Mitnehmer kommen Schraubenstifte zum Einsatz.
Ein Kunststoffring (rechts unten) über dem Mitnehmer bietet
dem Gewinde des Zapfens auch ohne Schraubensicherung guten
Halt. Wie beim Diff, so fehlen auch hier Scheiben, um dem
Triebling eine spielfreie Lagerung zu ermöglichen.
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Nächste Etappe: das
Chassis |
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Mit den fertig
gebauten Diffs geht es zum Chassis, einer Platte aus gestanztem, 3mm
starkem 6061 Aluminium mit den obligatorischen Biegungen an der Vorderachse
fürs Kickup und an den Seiten für ein Plus an Steifigkeit. Wie die
Achsen, so sitzt auch das Mitteldiff auf vier Pfosten, gut geschützt
in einer zweiteiligen Halterung, deren Enden die Bremsböcke bilden.
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Eingesetzt in zwei Halbschalen, bleibt das
Mitteldifferential selbst am fertig montierten Fahrzeug leicht
zugänglich.
Durch die hohe Passgenauigkeit der Kunststoffteile können
sie unter sanftem Druck aufgefädelt werden. Leider weniger
genau gearbeitet ist der hintere Lagersitz, sodass das Diff
einen guten Millimeter vertikales Spiel hat, was das
Zahnflankenspiel mit der Kupplungsglocke aber nicht
übermäßig beeinflussen sollte. |
Mit dem Aufsetzen der
Bremsböcke ist das Zentrum des Chassis fertig gebaut. Die Bremse
besteht pro Achse aus je einer gestanzten Stahlscheibe und zwei
Bremsbacken mit aufgeklebtem Gummibelag. Wahrscheinlich um das
Gas/Bremsservo zu unterstützen, wurde auf Federn verzichtet, welche
die Backen beim Loslassen der Bremse wieder lockern.
Das ist an sich keine schlechte Sache, um die Kraft schwächerer
Servos effizienter nutzen zu können. Eine federlose Bremse muss
jedoch stets so gebaut sein, dass die Bremsscheibe die Backen
auseinander schleudern kann, sobald der Servozug nachlässt. Doch
genau das war beim Testmodell leider nicht möglich, da die
Bremsbacken viel zu stramm in ihren Führungen sitzen.
Das Problem lässt sich beheben, indem die jeweils innen liegende
Bremsbacke auf 4,5mm aufgebohrt und der Bremsbelag ein Stück weit
herunter geschnitten wird.
Das Schneiden und
Bohren ist in weniger als fünf Minuten erledigt, und danach
funktioniert die Bremse ordentlich.
In der rechten Chassishälfte befinden sich sämtliche RC-Komponenten:
eine große RC-Box für Akku und Empfänger, das Gasservo und - dem
Trend der letzten Jahre folgend - ein liegendes Lenkservo. Der
Einbau der Servos erfolgt sehr sauber in eigene Kunststoff-Trays mit
integrierten Kabeldurchführungen und Zentrierzapfen, damit alles
perfekt ausgerichtet ist.
Die RC-Platte wird sowohl mit dem Chassis als auch mit dem
Mitteldiffbock verschraubt und kann daher selbst die kräftigsten
Bremsservos gut abstützen. Die Passgenauigkeit an dieser Stelle ist
erstaunlich: obwohl am Zusammenbau sechs verschiedene Komponenten
(RC-Box, RC-Platte, zwei Servotrays, Mitteldiffbock, Chassis) mit
all ihren Verschraubungen untereinander beteiligt sind, gibt es beim
Einpassen absolut keine Schwierigkeiten! Weder muss das Eine oder
Andere zurecht gedrückt werden, damit eine Schraube endlich beißt,
noch fällt die Konstruktion kraftlos und spielbehaftet in ihre
vorgesehene Position. Dementsprechend professionell wirkt dann auch
das Ergebnis.
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Praktisch: der
mitgelieferte Transponderhalter im oberen Bild (links unten)
fasst sowohl Personal Transponder wie auch die größeren,
batteriebetriebenen Würfeltransponder.
Eine Gummimanschette im
Bild links: so viel Liebe zu sinnvollen Details freut
den Offroader! (... und wahrscheinlich auch Akku und
Empfänger.) Dabei ist auch noch Platz für ein zweiadriges
Transponderkabel.
Die Servos - als RTR Beilage - können leider nur mit
Kunststoffgetrieben aufwarten. |
Nachdem es in der
Fahrzeugmitte vorerst nichts mehr zu tun gibt, widmen wir uns den
beiden Achsen. Vorder- und Hinterachse werden angefangen vom
Stoßfänger bis hinauf zur Dämpferbrückenhalterung vollkommen
symmetrisch aufgebaut und starten wie das Mitteldifferential mit
vier Alupfosten. Damit die Differentiale möglichst tief sitzen,
wurden dem Chassis entsprechende Ausbuchtungen verpasst. Diese haben
auch den Vorteil, dass die identischen Getriebeboxen nicht
versehentlich verkehrt herum eingebaut werden und sich der PROTOS
folglich nicht von der Stelle rühren könnte.
Die
Querlenkeraufnahmen sind die ersten Teile, mit denen
die "Grundpfeiler" bestückt werden. Kostengünstig
und dennoch robust sind sie aus Alu-Guss gefertigt
und mit Gummiblöcken versehen, die der Aufhängung
etwas Elastizität verleihen und den Verschleiß
niedrig halten. Die Querlenker selbst sind aus Nylon und an der Basis wuchtige 60mm breit. Sie
passen spielfrei auf die Aufhängungsstifte, haben
jedoch zwischen den Aufhängungsblöcken noch etwas
Luft, wodurch sie leichtgängig sind.
Die nächsten "Etage" bilden die Getriebeboxen. Wie
eingangs geschrieben, werden sie bloß aufgefädelt
und durch darüber und darunter liegende Komponenten
gesichert.
Hier trennt sich dann der gemeinsame
(Konstruktions-)Weg der beiden Achsen. Während an
der Hinterachse eine Chassisstrebe über die Pfosten
geschoben wird, muss an der Vorderachse ja noch
Platz für die Lenkung sein - und davon ist, im
Vergleich zum "klassischen" Buggylayout, nicht mehr
viel vorhanden...
Alles
kein Problem für die Konstrukteure des PROTOS:
anstatt mit fingerdicken Lenkhebeln zu protzen,
findet man hier einen filigraneren Zugang zum
gezielten Richtungswechsel: Insgesamt gerade einmal
fünf Millimeter dick sind die Lenkhebel des Protos!
Zugegeben, der Anblick dieser Hebelchen an einem 1/8
Buggy - noch dazu mit einer derart massiven
Aufhängung - schockiert schon etwas, noch dazu, weil
erfahrungsgemäß bei sehr vielen Modellen der
günstigeren Preisklasse gerne an der Lenkung gespart
wird - ist auch die PROTOS Lenkung dem Rotstift zum
Opfer gefallen? |
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Die Antwort
lautet wohl "Jein", doch alles der Reihe nach:
Um eine kompakte, aber dennoch steife Lenkung zu erhalten, wird
die Lenkungsplatte nicht von oben (oder unten) auf den Lenkhebel
geschraubt, sondern in einer Gabel aufgehängt. Dadurch entfallen
(infolge der gleichmäßigen Krafteinleitung) sämtliche
Querkräfte, die einen dicken und torsionssteifen Lenkhebel
zwingend nötig machen - genial und einfach zugleich.
Gespart wurde leider bei der Lagerung der Lenkungsplatte - und
zwar kräftig: Anstatt den Lagerzapfen aus Stahl in
einer Kunststoff- oder Bronzebuchse zu führen, dient die
Lenkungsplatte mit ihren zwei 4,2mm Löchern selbst als Lager für
die 3,9mm Zapfen. Keine Frage, dass bei einer
Materialkombination von Alu/Stahl das bereits vorhandene Spiel
rasch größer wird.
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Originalteil links,
Eigenbau rechts: Anstelle des Lagerzapfens im Bild oben wird eine
M3x8mm Schraube verbaut. Der Schrumpfschlauch sorgt für
eine spielfreie, verschleißarme Lagerung der Lenkungsplatte. |
Die wohl
kompakteste Lenkung an einem 1/8 Buggy! Kugellager
an den Lenkpfosten sind sicherlich keine Notwendigkeit, die
verbauten Gleitlager sollten aber gut geschmiert werden. Um
sie hinterher gegen eindringenden Staub abzudichten, können
kleine Schaumstoffringe wie im Bild oben verwendet werden.
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Der Servosaver an
der Lenkung ist über eine Rändelmutter einstellbar - und das ist
auch gut so, da dessen Feder mit gerade einmal einem Millimeter
Drahtstärke einfach viel zu weich geraten ist. Nichts desto
trotz ist der Servosaver an der Lenksäule eine - von der Feder
einmal abgesehen - astreine Konstruktion: geschliffene
Passscheiben verhindern ein Ankratzen der umgebenden Teile durch
die Feder und damit auch ein selbstständiges Lockern der
Rändelmutter... vielleicht rüstet Robitronic ja noch eine
stärkere Feder nach? Vom Platz her ginge sich wohl auch eine 2mm
Feder aus.
Am Lenkservo selbst findet sich ein
weiterer, mit Ringfedern sehr robust aufgebauter und spielfreier Servosaver, der seiner Arbeit einfach besser
gewachsen erscheint - die kleine Feder kann also ruhigen
Gewissens bis zum Anschlag zugedreht werden.
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... und was ein Buggy sonst noch braucht! |
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Von
einem 1:8 Buggy erwartet man wohl kräftige Querlenker und
Spurstangen, Aluminium Lenkhebel, Alu-Dämpfer und
-Dämpferbrücken. Etwas skeptisch steht man wohl den Dämpfern
und Dämpferbrücken gegenüber, denn statt buntem Alu gibt's
schwarzen Kunststoff. Sparmaßnahme? Vielleicht.
Schwachstelle? Bestimmt nicht.
Den Eindruck, dass gespart wurde, drängt sich jedenfalls
auf, weil die passenden (Alu-)Tuningteile bereits in der
Bauanleitung als solche präsentiert werden.
Konstruktionstechnisch liegt die ungewöhnliche Materialwahl jedoch
goldrichtig.
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Einfach
ein bisschen mehr Flex: statt gebrochener (CFK-) oder
verbogener (Aluminium-) Dämpferbrücken können die
Kunststoffteile des PROTOS im entscheidenden Moment
nachgeben. Das macht insofern Sinn, da die Achskonstruktion
über die Alu-Pfosten deutlich steifer als die klassische
Getriebebox-Konstruktion ausfällt. Die damit auftretenden
Kräfte auf exponierte Teile fallen wesentlich größer aus,
dämpfendes Material ist daher von Vorteil.
Damit die Dämpferbrücken nicht schon nachgeben, wenn der
PROTOS noch auf allen Vieren steht, werden sie mit kräftigen
Verstrebungen ausgestattet und sind an der Stoßdämpferaufnahme 25
Millimeter breit.
Kleines, aber feines Detail: Die Anformungen an der
vorderen Dämpferbrücke im Bild rechts (unten) können die
Stoßdämpfer bei den meisten Überschlägen vor Bodenkontakt
bewahren.
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Wie die Dämpferbrücken
sind auch die Stoßdämpfergehäuse aus Kunststoff
gefertigt. Obwohl hier wie bei den Dämpferbrücken
Aluminium quasi Standard ist, so haben doch
zahlreiche Monster Trucks gezeigt, dass es auch mit
Kunststoff-Dämpfern funktionieren kann - solange es
nicht zu wild zugeht.
Wie haltbar die Dämpfer sind, wird sich erst bei
den Testfahrten zeigen - einen guten Ersteindruck
machen sie jedenfalls schon: kein Anlaufwiderstand,
kein Ölverlust und wirklich perfekt gebaut sind sie:
weder Luft im Dämpfer, noch zu viel Öl und damit
steif. Leider hat Robitronic dem PROTOS keine
Manschetten spendiert, sodass die Kolbenstangen
blank und ungeschützt laufen. Hier sollte
nachgeholfen werden, sonst stehen häufige
Dämpferwartungen bevor: "Shock-Socks" wie im Bild
links stammen aus der Monster-Truck Szene. Sie sind
billig und schnell über die Feder gezogen -
allerdings bieten sie nicht ganz so guten Schutz vor
Staub wie Gummimanschetten.
Die Dämpferinnereien orientieren sich am
Klassenstandard: Die Dämpferkolben werden per
Stoppmutter auf der 3mm Kolbenstange montiert. Die
(nicht entlüfteten) Dämpferkappen besitzen eine
Gummimembrane, die den Volumsausgleich beim
Einfedern vornimmt. |
Interessant wird es am
unteren Ende der Stoßdämpfer: Die Sicherung der
Dichtelemente - zwei O-Ringe und zwei Abstreifringe
- erfolgt über eine geschraubte Kappe, die
gleichzeitig die äußere Führung der Kolbenstange
darstellt. Wartungsarbeiten dürften dank dem
Schraubverschluss weitaus Nerven schonender
verlaufen als bei Clip-Verschlüssen.
Die Aufhängung der
Dämpfer erfolgt an beiden Enden über Kugeln aus
Kunststoff. Inwieweit diese halten, oder ob der
Griff in die Tuningkiste unvermeidlich bleibt, wird
sich zeigen. |
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Die
Radaufhängung der Vorderachse ist im C-Hub Design
gehalten, allerdings wird der (dadurch längere)
obere Querlenker gleich über eine 10mm Kugel
an die Lagerung des Lenkhebels angeschlossen. Der
C-Hub selbst bietet durch seine trichterförmige
Ausbuchtung Schutz für die Antriebsknochen. |
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Kleine Schrauben an
beiden Achsen sichern anstelle der lästigen E-Clips
die Aufhängungsstifte.
Der Radträger der Hinterachse bietet durch seine
vier Anlenkungspunkte für den oberen Querlenker und
nochmals zwei Aufhängungspunkte für den unteren
Querlenker feine Abstimmungsmöglichkeiten für das
Rollzentrum. |
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Das
Rollzentrum der Vorderachse ist dagegen chassisseitig in zwei
Positionen und an der Radaufhängung mit Beilagscheiben (nicht
enthalten, möglicherweise auch nicht vorgesehen) stufenlos verstellbar.
Doch was wirklich zählt: beide Rollzentren bilden eine Rollachse
und müssen daher an einer dynamischen Aufhängung miteinander
harmonieren. Eine statische, separate Verstellung bringt hier
wenig und so gehört das Setup der Rollachse nicht mehr wirklich
zur Zielgruppe des PROTOS RTR.
Apropos Rollen: der PROTOS besitzt serienmäßig an Vorder- und
Hinterachse einen Stabilisator um die verhältnismäßig weiche
Aufhängung in den Kurven zu versteifen.
An den Innenseiten der Querlenker befinden sich M4
Inbusschrauben, die beim Ausfedern gegen das Chassis stoßen und
so als Ausfederwegsbegrenzer dienen. Die Federwegsbegrenzung
muss natürlich an beiden Querlenkern einer Achse gleich groß
sein. Ohne weitere Hilfsmittel bestimmt man dazu am besten die
Dämpferlängen am aufgebockten Fahrzeug mit einem Messschieber
und dreht die Stellschrauben entsprechend nach - beim Testmodell
gab es hier kleinere Ungenauigkeiten.
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Endmontage: Der
4,6ccm Axial .28 Spec 1 liegt dem PROTOS RTR als OEM-Version
bei. Die Spritversorgung erfolgt aus einem Tank mit
Überlaufschutz. Vorbildlich
ist der bereits eingeölte Luftfilter. Hier sorgen zwei
Filterelemente für staubfreie Frischluft. Die Abgase werden
durch ein leichtes Resonanzrohr aus faserverstärktem
Kunststoff gejagt. Unter der Kupplungsglocke verbirgt sich
eine 3-Backen Kupplung mit Tangentialfedern. |
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Bedingt
durch die geschlossene Mitteldiffbox ist eine separate
Anlenkung beider Bremshebel nicht möglich. Sie erfolgt
daher über ein Zentralgestänge zuerst auf den hinteren
Bremshebel (links im Bild) und anschließend über eine
Schubstange zum vorderen Bremshebel rechts.
Die ungewöhnliche Konstruktion funktioniert tadellos, doch
durch die fixe Länge der Verbindung ist auch die
Bremskraftverteilung mit annähernd 50/50 vorgegeben. Je
länger die Verbindung, desto mehr Bremskraft käme auf
Vorderachse, aber wohl zugunsten der
Einsteigerfreundlichkeit wurde auf eine längenverstellbare
Schubstange verzichtet.
Die Anlenkung des Vergasers wird durch die messingfarbene
Ringfeder direkt am Servo elegant entkoppelt. |
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Das
liegende Lenkservo senkt den Schwerpunkt des PROTOS im
Vergleich zu einem stehend verbauten Servo um "satte"
0,17mm.
Durch die Bewegung in nunmehr zwei Drehachsen ergibt
sich allerdings ein Problem: Am schräg laufenden
Gestänge treten bei maximalem Lenkausschlag hohe Querkräfte auf, welche die Lenkkraft
erheblich reduzieren und die Anlenkungen unnötig belasten.
Beim PROTOS läuft das Lenkgestänge viel schräger, als es die
Konstruktion erlauben würde. Mit einem geeigneten
Distanzstück - etwa einem Stellring und einem 5,8mm
Kugelkopf mit Sockel
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- wird die Anlenkung
in eine bessere Position gerückt, sodass sie in
Neutralstellung fast parallel zum Servo steht und beim
Maximalausschlag einen wesentlich kleineren Winkel mit dem
Lenkhebel einschließt. |
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Checkpoint! |
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Den ersten Checkpoint hat Robitronics PROTOS flott
passiert. Gravierende Mängel beim Aufbau, die den Betrieb stark
beeinträchtigen, weist das Testmodell
keine auf. Am Motor wurde ordentlich Schraubensicherung verwendet
und die übrigen Metall-Metall Verschraubungen werden entweder durch
Kunststoffeinsätze fixiert oder sind so fest angezogen, dass sie
sich im Betrieb kaum lösen werden. Trotzdem: die Schrauben an allen
zwölf Alu-Pfosten müssen auf jeden Fall geprüft werden!
Die RC-Komponenten sind sauber verbaut, Voreinstellung der Servos,
Verkabelung und Empfängermontage lassen keine Wünsche offen.
Die Mängel am Kegelradgetriebe, der Bremse und der Lenkung
führen zu beschleunigtem Verschleiß - und der muss ja nicht sein!
Das volle Potential erschließt sich daher nur demjenigen, der einer
schnellen Offroad-Tour widerstehen kann und seinen PROTOS erst
einmal zerlegt und das Chassis auf die angeführten Nachlässigkeiten
hin kontrolliert. Technisch gefällt das Konzept des
PROTOS: robuster Aufbau, tolles Chassisdesign, einfach
einsteigerfreundlich! Die Materialwahl, gestanzte Metallteile,
gesinterte Stahlzahnräder, Alu-Guss Teile, hochwertige Kunststoffe
und nicht zuletzt die gummigedichteten Lager versprechen eine hohe
Standfestigkeit zu einem günstigen Preis. Ein
gelungenes Buggy-Chassis, bei dem viel Neues umgesetzt wurde!
aaron banovics,
August 2006 |
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