joergonaut Baukastenschrauber
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Anmeldedatum: 29.08.2008 Beiträge: 21
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Verfasst am: 09.10.2009, 17:14 • Titel: ST-1 Outrunner |
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Hallo,
ich habe schon lange vor, meinen Umbau vorzustellen. Allerdings hat sich in den letzten Wochen immer wieder die Defekthexe eingeschlichen und ich wollte das fertige Projekt vorstellen und nicht irgend eine Baustelle.
Hinweis: Für ganz Eilige gibt es unten eine Zusammenfassung.
Aufbau
Als Basis dient ein Thundertiger ST-1, den ich gebraucht in sehr gutem Zustand als Roller im Forum gekauft habe. Oben drauf sitzt eine Crowd Pleazer 2.0 (für Mugen MBX-5T), die wie angegossen passt. Die Karo habe ich nachträglich gekauft und lackiert, da die originale sehr spröde und wenig stabil ist.
Antrieb
Einst inspiriert von schusche & Co habe ich einen Outrunner als Quelle für den Vortrieb verwendet. Es handelt sich um einen Robbe Roxxy 5065/07.
Die technischen Daten sind vielleicht interessant, da Outrunner wohl er seltener verwendet werden: 435 KV, 377g, 75A Volllaststrom, 22.2V Volllastspannung, 6mm Welle, errechnete theoretische max. Leistung: 1665 Watt
Bei dem Umbau wird das Mittendifferential durch den Motor ersetzt. Das schafft Platz auf dem Chassis und bringt eine super Gewichtsverteilung. Der Nachteil ist allerdings die feste Übersetzung. Wenn man sich bei der Planung mit Lastspannung, Drehzahlen, Übersetzungen und Co verkalkuliert, dann hat man Ende eine lahme Gurke oder einen zu lang übersetzten Motorquäler. Die einzige Möglichkeit dann noch was an der übersetzten Geschwindigkeit zu drehen sind andere Akkus oder ein anderer Motor mit entsprechender K/V Zahl.
Bei der Motorhalterung handelt es sich um einen abgestützten 4mm Aluwinkel. Wärmeleitpaste zwischen jeweils Motor und Halterung und Chassis und Halterung soll beim Wärmeaustausch helfen. In den Motorhalter habe ich den Leser des magnetischen Drehzahlsensors von Eagle Tree eingeklebt. In den Wellenmitnehmer habe ich den winzigen Magneten eingebohrt und -geklebt. So wird exakt die Motordrehzahl/Wellendrehzahl ermittelt. Weiterhin sitzt im Motorhalter direkt am Motorkopf ein eingeklebter Temperatursensor.
Der Motor ist so eingebaut, das der vordere CVD Kardan genau passt. Da ich für hinten keinen passenden gefunden habe, habe ich den originalen einfach auf die entsprechende Länge gekürzt. Die Welle des Roxxy lässt sich mittels Madenschraube lösen und durchschieben, so das sie auf beiden Seiten heraussteht. Dann einfach 6mm Mitnehmer drauf und fertig ist der Antriebsstrang. Sollte die Welle nicht lang genug sein, setzt man einfach eine neue ein.
Um das Motorinnere vor Sand und Dreck zu schützen, habe ich die Glocke einfach eingeschrumpft und mit einer Plastikscheibe am Mitnehmer abgedichtet. Ich habe zuvor schon mehrere Möglichkeiten ausprobiert. Die Variante mit der Strumpfhose fand ich am elegantesten, allerdings bekam diese nach ca. 5-8 Fahrten erste Risse. Da die Temperaturen mit komplettem Schrumpfschlauch auch absolut in Ordnung sind, habe ich mich für die wartungsarmärmere Variante entschieden.
Regler
Als Regler kommt ein Jazz 55-10-32 zum Einsatz (auch diesen habe ich hier im Forum gebraucht gekauft). Dieser findet aktiv gekühlt zusammen mit dem Motorlüfter und dem externen BEC Platz auf dem Oberdeck. Beim BEC handelt es sich um das SportBEC von DimensionEngineering, welches ich zum Schutz in einem Luftballon versteckt habe. Es versorgt den Empfänger mit einer Spannung von 6V.
Das Oberdeck hat für die hintere Befestigung ein Langloch, damit es beim Durchbiegen des Chassis bei harten Aktionen nicht staucht. Aus dem gleichen Grund habe ich hinten in die Karo Langlöcher eingearbeitet.
In den Kühlkörper für den Regler habe ich einen Schlitz gefräst und einen Temperatursensor eingeklebt. Dann habe ich den Regler mit Kabelbindern auf den Kühlkörper geschnallt und mit Heißkleber am Rand abgedichtet. Dabei kam auch wieder Wärmeleitpaste zum Einsatz. Die beiden 40er 12V Lüfter laufen in Reihe direkt am Antriebsakku.
Lenkung
Als Lenkservo nutzte ich ein Dymond DS 9900 BB MG digital/coreless. Herstellerangaben: Stellkraft 170Ncm, Stellzeit 0,15s/60° (@ 6V, Metallgetriebe). Damit bin ich nach bisher sehr zufrieden, wenn nicht sogar überrascht. Auf einigen Bilden ist noch ein Hitec Servo (HS-5985) zu sehen. Das hatte ich auch von Anfang an drin. Bei der vorletzten Fahrt hat mein Truggy gequalmt (komisch, ist doch gar kein Verbrenner!). Das Servo hat sich gekonnt inszeniert aber unmotiviert verabschiedet. Da ist wohl was durchgebrannt, der Gehäuseboden ist sogar leicht verformt. Der Servo Saver ist recht weich eingestellt, daran konnte es nicht liegen.
Das Dymond macht seine Sache sehr gut, ich würde sogar sagen besser als das Hitec. Auf Gras dreht es die Badlands im Stand. Die Geschwindigkeit ist mehr als ausreichend.
Ich habe das Servo stehend mittels zweier 6mm Alupfosten eingebaut. So macht der Servoarm die gleiche Bewegung wie der Anlenkhebel und der Kraftfluss ist optimal.
Datenlogger
Zur Analyse des Antriebs und aus reinem Spaß an der Technik verwende ich einen MicroPower E-Logger V3 von Eagle Tree. Zur Anzeige der Temeraturen von Regler und Motor, der Akkuspannung und der entnommen Kapazität sitzt ein PowerPanel gut ablesbar direkt hinter der Windschutzscheibe. Damit man zum Auslesen nicht immer den winzigen 4pol Stecker an den Logger popeln muss, habe ich einen gekürzten USB Stecker mit Schutzkappe an der vorderen Dämpferbrücke befestigt.
Fernsteuerung
Den Empfänger habe ich zum Schutz vor Dreck eingeschrumpft und mit Pilzkopfklettband am Chassis befestigt. Als Sende- und Empfangsanlage nutze ich die Modellcraft MC-30. Nach PlanBfidelity's Kurzüberblick und vielen anderen positiven Berichten im Internet über diese Fernsteuerung habe ich mich dazu entschieden, das Teil auszuprobieren. Vorangegangen war dem das Ableben meines Synth Empfängers meiner XS-6. Somit war der Umstieg auf 2.4 GHz an der Zeit. Mit der XS-6 hatte ich in dem Fahrzeug schon lange Zeit Reichweitenprobleme und Störungen. Nach dem Ausfall des im Vergleich zum Dymond teuren Hitec Servos viel die Entscheidung für die preiswerte MC-30 nicht schwer. Gutes muss nicht immer teuer sein. Ich bin beim Fahren weder an die Reichweitengrenze gekommen noch habe ich Störungen gehabt. Die Bedienung ist einfach, der Funktionsumfang groß. Ein perfekter Ersatz für die XS-6, mit zusätzlichem Failsave.
Chassis komplett bestückt
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Die Akkuhalterungen habe ich aus 1.5mm Alu Flachmaterial gebogen und mit Klettband am Chassis verschraubt. Die Akkus selbst sind auf aufgeklebten Moosgummi gebettet. Für den Fall eines Frontalaufpralls sind die Akkus vorn durch 6mm Alupfosten am Durchrutschen gehindert.
Um die Innereien vor Sand und Dreck zu schützen, habe ich aus Verglasungsfolie aus dem Baumarkt für vorn und hinten jeweils zwei Schmutzabweiser gebastelt. Die Folie lässt sich nach Bearbeitung mit der Heissluftpistole super biegen und formen. Zusammen mit den sehr guten Seitenwannen des ST-1 und der eng anliegenden Karo wird das Innere weitestgehend vorm Schmutz bewahrt. Nach der letzten Ausfahrt bei leicht feuchtem Untergrund sind Mud Guards für die hinteren Querlenker schon in Arbeit.
Akkus
Als Antriebsakku verwende ich je 2 selbst geschusterte 4S1P A123 Packs in Reihe, also 8S1P A123. Mit insgesamt 3 Akkusätzen kann man schon eine Menge Spaß haben. Und wenn man dann immer noch nicht genug hat, kann man die Akkus zwischendurch mit 10A laden und somit im Kreis fahren. Gerade bei einem Outrunner Umbau bieten sich die A123 Zellen besonders an, da man hier die Packs relativ leicht umkonfektionieren kann, falls das ganze am Ende falsch übersetzt ist und/oder die Endgeschwindigkeit nicht passt. Als Steckersystem nutze ich vergoldete 6mm Schlitzstecker und Buchsen. Auf einem Foto sind noch 4mm Goldis mit Griff zu sehen, da ich erst vor kurzem Umgerüstet habe (oder besser Aufgerüstet).
Fahrverhalten und Betriebsdaten
Fahrbereit kommt der ST-1 mit Badlands auf fast genau 5kg (absolut fahrfertig mit Karo, Akkus und so). Mit Axial Terra-Izer besohlt kommt er auf ein Abfluggewicht von 4,75kg. Nicht unbedingt ein Leichtgewicht, aber dafür stabil und robust wie ein Panzer.
Durch die extrem flache Lage der Akkus und des tief sitzenden Motors (nur ca. 5 mm über dem Chassis) ergibt sich ein extrem tiefer Schwerpunkt des Fahrzeuges. Das führt dazu, das es sich sehr gut handeln lässt. Beim Beschleunigen geht er zwar tief in die Knie, Wheelys bleiben aber meistens aus. Bei "Zwischengas" oder leichten Wellen will er dann doch in Rückenlage. In schnellen Kurven oder bei Drifts neigt er überhaupt nicht zum Kippen. Bei Vollbremsungen beißt sich das Gefährt ordentlich fest ohne sich dabei vorn über zu schmeißen.
Da der Motor in der Mitte sitzt und dem recht nah am Antriebsstrang sitzendem Servo der Empfänger gegenübersitzt, ergibt sich eine absolut ausgeglichene rechts links Gewichtsverteilung. Die Gewichtsverteilung vorn zu hinten liegt bei 50:50. Durch einfaches leichtes Versetzten eines oder beider Akkupfosten kann die vorn/hinten Gewichtsbalance genau justiert werden.
Vom Fahrverhalten und der Leistungsfähigkeit des Antriebes bin ich absolut begeistert. Um den Outrunner als Antriebsaggregat zu beschreiben, kann man einfach sagen: Vortrieb satt in jeder Lebenslage! Der Motor hat wirklich brachialen Schub ohne das ihm oben rum die Luft ausgeht. Im Zusammenspiel mit dem Jazz dreht der Roxxy sehr sauber ohne cogging hoch, ermöglicht auch sehr langsames (An)Fahren und gut dosiertes Bremsen. Die Rückwärtsfunktion möchte ich nicht missen.
Die höchste bisher gemessene Leistung lag bei 1712 Watt. Da scheinen die Angaben von Robbe wohl recht gut zu stimmen und der Antrieb ausgereizt zu sein (theoretische errechnete Leistung: 1665 Watt). Die Stromspitzen liegen im Schnitt bei 70-90A (je nach Untergrund), im Maximum bei 102A. Die Spannung liegt im Mittel bei 24-26V, bricht bei Leistungsspitzen auf ca. 20V ein. Ich muss dazu sagen, das ich bisher immer mit kalten und am Vortag oder schon länger geladenen Akkus fahre. Mit warmen oder frisch geladen Akkus bricht die Spannung sicher nicht ganz so tief ein. Die Lastdrehzahl geht im Schnitt bis auf 8500 U/min, im Maximum bisher auf 9500 U/min. Bei der inneren Übersetzung von 4.3 ergibt das eine Geschwindigkeit von ca. 60 km/h (bei angenommenen 145 mm Reifendurchmesser). Ob er durch Ballooning doch noch schneller ist, ist nicht wichtig. Er ist schnell genug. Auch habe ich noch keinen reinen Tempotest auf langen Geraden gemacht. Die Temperaturen des Motors bewegen sich im Schnitt unter 50°C (auch bei 30°C Außentemperatur). Das Maximum war bisher 65°C. Dem Regler scheint der Kühlkörper mit Lüftung gut gefallen und pendelt sich bei 35-40°C ein.
Hier mal ein Messdiagramm einer typischen Fahrt in einer Kiesgrube:
Die durchschnittliche Fahrzeit liegt bei ca. 10-12 Minuten. Das reicht aus um heftig Spaß zu haben. Auf der Rennstrecke würde man die Akkus sicher auch noch schneller leer bekommen. Hingegen kann man beim gemütlichen Bashen auch schon mal 20 Minuten fahren. Auch hier wieder ein großer Vorteil der A123 Zellen. Man kann sie fast ganz leer fahren und somit die Kapazität besser ausnutzen. Wenn der Schub nachlässt einfach anhalten und gut ist. Ohne Abschaltung, ohne kaputte Akkus. Ich finde es auch klasse, das ich mit dem Display auch eine sehr genaue "Tankanzeige" habe. Diese stimmt mit der anschließend eingeladenen Energiemenge bis auf wenige mAh überein.
Die Messdaten wurden alle mit Badlands Bereifung und auf irgendwelchen Waldlichtungen und -Wegen oder in Kiesgruben aufgenommen. Ich bin ein reiner Hobbyfahrer und werde Rennstrecken in Zukunft sicher nur als Besucher sehen.
Verschleiß und Defekte
Ich bin den ST-1 bis jetzt ca. 10 Ladungen gefahren. Der Motor selbst hatte in einem anderen Modell schon ca. 50 Ladungen durch und sieht von innen noch aus wie neu. Im ST-1 selbst ist mir wie schon anfangs erwähnt das Hitec Servo abgeraucht und der 40 MHz Empfänger ausgestiegen. Defekte, die das Fahrzeug direkt betreffen hatte ich bislang keine.
Von besonders großem Verschleiß war die originale Karo betroffen. Sie ist an diversen Stellen gerissen und geplatzt. Die Crowd Pleazer scheint mir dagegen für die Ewigkeit gebaut. Die Differentiale zeigen keinerlei Verschleiß. Den bislang einzig feststellbaren Verschleiß am Antrieb zeigen deutlich die Kardanmitnehmer am Motor. Die schon etwas flachen Pins habe dort ihre Spuren hinterlassen.
Und jetzt?
Der ST-1 fährt eigentlich zu meiner vollsten Zufriedenheit. Aber wie der Modellbauer so ist, wenn es nichts zum Basteln gibt ist er schlecht gelaunt.
Als nächstes ist noch der Einbau eines Antiblitzes geplant. Hin und wieder blitzt es doch recht ordentlich beim Anstecken der Akkus. Die Mud Guards für die hinteren Querlenker sind schon angefangen.
Dann bin ich noch auf der Suche nach haltbareren Kardanmitnehmern für den Motor (die jetzigen sind von Conrad/Reely, habe keine anderen für 6mm gefunden). Vielleicht kann mir da jemand einen Tipp geben. Sollte es welche geben, würde ich noch die Pins gegen etwas Festeres ersetzten.
Wenn jemand einen Tipp hat, wo man den Karren noch sinnvoll abspecken kann, dann her damit.
Wie viel Watt bringen 8S1P A123 eigentlich maximal?
(als gekonnte Überleitung zur nächsten Frage)
Als letztes noch eine Frage an die Motorenspezialisten: Habt ihr einen Tipp für einen etwas kraftvolleren Motor, falls der Roxxy mal kaputt gehen sollte ? So um die 2500Watt, für 10S A123 (8S werden kaum reichen) mit ca. 350-400 KV, Outrunner. Ich habe mir schon mal den Scorpion S-4035-380 angeschaut. Der soll angeblich 2600W bringen. Hat da jemand Erfahrungen.
So, das ist mein ST-1 Outrunner.
Gruß Jörg
Zusammenfassung:
- Fahrzeug: Thundertiger ST-1
- Karo: Crowd Pleazer 2.0 (für Mugen MBX-5T)
- Motor: Robbe Roxxy 5065/07 Outrunner
- Regler: Kontronik Jazz 55-10-32
- externes Bec: DimensionEngineering SportBEC
- Akkus: 8S1P A123
- Gewicht: 5kg Badlands, 4.75kg Terra-Izer (komplett fahrfertig)
- Fahrzeit: ca. 10-12 Minuten
- max. Leistung: 1700 Watt (Logger)
- Endgeschwindigkeit: ca. 60 km/h
- Lenkservo: Dymond 9900
- Fernsteuerung: Modelcraft MC-30
- Datenlogger: MicroPower E-Logger V3 100A
- Lader: Akkumatik (silbern)
- Netzteil: 25A Schaltnetzeil
- Balancer: 2x Mex Equalizer 6s 300 (Master-Slave)
- Batterie: 12V 60Ah Autobatterie zum Laden im Felde
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florianz CULT-Urgestein
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Anmeldedatum: 07.11.2007 Beiträge: 2151
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Verfasst am: 09.10.2009, 23:15 • Titel: |
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hallo,
toller, schön strukturierter Bericht. Als Motor hätte ich auch an Scorpion gedacht, Erfahrung mit dem Motor hatte ich noch keine. Zumindest meinen sie, hochqualitativ zu sein. Ein anderer guter Hersteller dürfte savöx sein, zb. der bsm 5065 oder 6364, die Innenläufer haben sich schon bewährt. sieht zwar dem robbe sehr ähnlich, aber glaube nicht dass robbe dort einkauft. Über die Dymond aussenläufer hab ich auch gutes gelesen.
die Idee mit dem Aussenläufer hatte ich auch schon auf dem Schirm, aber die Rechnerei war mir zu heikel.
eine Motorabstützung vorne fände ich aber auf die Dauer sinnvoll.
Gut finde ich deine Schmutzabweise, den Dreck kann man sich sparen. Wie heisst der Werkstoff?
toller truggy!
vg
flo |
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