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Fotoshooting
Dein RC-Car:
spektakulär in Szene gesetzt!

Aufgrund vermehrter E-Mails von Lesern meiner Testberichte, mit positiven Kommentaren zu meinen Fotos (Danke! :) ) und Anfragen, mit welcher Ausrüstung die Bilder gemacht würden, habe ich hier einen kleinen, dreiteiligen Artikel zum Thema geschrieben, der die Grundlagen und Aussichten abdeckt.
Ich möchte nochmals betonen, das dies hier nichts mit "professioneller" Fotografie zu tun hat - hier soll nur dargestellt werden, wie man mit vergleichsweise günstiger Ausrüstung doch zu ansehnlichen Resultaten gelangen kann.

english version: click here!

 
 Teil 3: Outdoor und Action-Fotografie
 

Und wieder mal... „Auf die Knie!“
Nein, das hat nichts mit meinen Vorlieben zu tun, nur wenn sich die Offroader schon reifendurchdrehend und dreckspritzend über die Bahn kämpfen (oder zumindest so posieren), dann ist doch mittendrin besser als nur dabei, oder?
 

Bei aller Bodenakrobatik sollte die Frontlinse der Kamera mit einem UV-Filter vor Schmutz, Kratzern oder noch Schlimmerem geschützt werden, sofern das Objektiv ein Gewinde oder einen Adapter besitzt!

Wer mit einer Kamera mit hoher Brennweite (ab 350 Millimeter aufs Kleinbild umgerechnet) und lichtstarker Optik (ideal wäre Blendenzahl 4 oder kleiner) gesegnet ist, dem eröffnen sich hier mit einigen Tricks wiederum Spielereien, die zu spektakulären Ergebnissen führen welche eigentlich den (D-)SLR Besitzern vorbehalten sind: Es geht um das „Freistellen“, das Abbilden eines scharfen Hauptmotivs vor einem verschwimmenden Hintergrund, was besonders plastisch wirkt. Behilflich ist die bei so einer Brennweite recht geringe Tiefenschärfe:
Die Kamera wird auf maximale Telebrennweite gestellt, die zu fotografierende Szene kommt an die Naheinstellgrenze (kleinste Distanz, auf der die Kamera hier im Telebereich noch scharf stellen kann, steht im Handbuch und liegt meist bei etwa 1-2 Metern)
Zwischen den Modellen und dem Hintergrund sollte möglichst viel Platz sein, mindestens doppelt so viel wie der Abstand Kamera – Modell, besser aber drei- bis viermal so viel! Diese Distanz zwischen Hintergrund und Objekt reicht in der Regel aus, ersteren bis zur Unkenntlichkeit verschwimmen zu lassen.

"Kyosho Inferno ST US Sports", Dezember 2006:
1/15sec (Belichtungszeit), f/3.7 (Blende), 420mm (Brennweite), RAW (Aufnahmeformat)
ISO 80. 50% Ansicht: hier klicken

 

"Ultima Ratio Piranha P2", Dezember 2006:
1/10sec (Belichtungszeit), f/3.7 (Blende), 420mm (Brennweite), RAW (Aufnahmeformat)
ISO 80. 50% Ansicht: hier klicken

 

"Stadium Trucks", Februar 2007:
1/10sec (Belichtungszeit), f/3.7 (Blende), 420mm (Brennweite), RAW (Aufnahmeformat)
ISO 80. 50% Ansicht: hier klicken

 

Ein eventuell vorhandener, ausklappbarer Monitor bewahrt bei solchen Fotos davor, am Bauch herumrutschen zu müssen ;-)
Wenn’s aber um Action geht, stellt sich mit einer Kompaktkamera die Frage: „Was ist einfach zu fotografieren und macht trotzdem was her?“ Zwei Anregungen:

 

 Bewegung einfrieren
 

Wie bereits im ersten Teil geschrieben, wirken – ausreichend Licht vorausgesetzt – schnelle Bewegungen durch eine hinreichend kurze Verschlusszeit „eingefroren".
Das ist zwar toll, weil das Hauptmotiv einigermaßen scharf abgebildet wird, doch nun brauchen wir noch etwas, um dem Ganzen wiederum ein Gefühl von Geschwindigkeit zu verleihen.

Als Offroader hat man’s da leicht, denn irgendwas fliegt immer! ;-)

Der Ideale Zeitpunkt, um ein Modell in seiner Bewegung einzufrieren ist am Kurveneingang oder am Kurvenausgang, denn:

  • Das Modell ist langsam genug, um trotz verhältnismäßig geringer Verschlusszeit nicht unscharf zu werden: Ein Buggy mit 50 km/h legt selbst bei 1/2000 sek. Belichtungszeit ganze 7 Millimeter zurück – und das wird bei einem Modell, das selbst nur ca. 400-500mm lang ist schon sehr(!) unscharf! Kürzere Belichtungszeiten sind bei den meisten Kompaktkameras leider nicht drinnen, vor allem nicht bei Offenblende.

  • Die Aufhängung arbeitet, das Modell sieht nicht so aus, als ob es bloß unmotiviert in der Gegend herum stünde

  • Am Kurveneingang wird angebremst, ab dem Scheitel wieder kräftig beschleunigt. Je nach Bahnbelag ergeben sich da die einen oder anderen Staubfontänen.

"HPI Firestorm 10T", April 2007:
1/250sec (Belichtungszeit), f/7,1 (Blende), 320mm (Brennweite), JPG (Aufnahmeformat)
ISO 80. 100% Ansicht: hier klicken

 

"XTM-Racing X-Cellerator", Februar 2007:
1/1300sec (Belichtungszeit), f/4 (Blende), 200mm (Brennweite), RAW (Aufnahmeformat)
ISO 200, keine Rauschfilterung. 100% Ansicht: hier klicken

 

Eine Rennstrecke bietet gerade in den Kurven gute Orientierungspunkte (Curbs, Pfosten…) Hier kann man auf ein Objekt am Streckenrad vorfokussieren und auslösen, wenn das Modell auf selber Höhe mit dem vorher angepeilten Anhaltspunkt ist. Das mindert die Auslöseverzögerung und somit den Ausschuss erheblich.

 

 "Panning" - Mitziehen
 

Wird die Kamera geschwenkt, so verwischt das Bild bei ausreichend langer Belichtungszeit. Verfolgt man mit dem Schwenk ein Fahrzeug auf einer Geraden, so erscheint das Fahrzeug scharf, die Umgebung verwischt und vermittelt einen Eindruck der Geschwindigkeit.
Soweit die Theorie, in der Praxis erfordern Mitzieher einiges an Übung: So muss die Kamera synchron mit dem Objekt bewegt werden. Ein bisschen zu schnell oder zu langsam, und das ganze Bild ist unscharf!

Damit ein Mitzieher gelingt, sind meiner Erfahrung nach größere Brennweiten mit entsprechender Entfernung zum Modell vorteilhaft, weil der Schwenk dann langsamer und gleichmäßiger erfolgen kann. Außerdem sollte der Kameraschwenk aus der Hüfte heraus kommen, damit weniger verwackelt wird. Vorfokussieren ist bei langsamen Kameras empfehlenswert, bei einigermaßen schnellen nicht nötig.

Gute Ergebnisse mit dieser Technik habe ich unter folgenden Bedingungen erzielt:

  • Brennweite: etwa 200-400 mm (KB äquivalent)

  • Verschlusszeit: etwa 1/320 bis 1/1000 sek

  • Blende und Empfindlichkeit den Lichtverhältnissen entsprechend.

Je schneller das Modell fährt, desto höher kann die Verschlusszeit ausfallen und desto geringer ist die Unschärfe durch vertikale Bewegung des Fahrzeugs – im Klartext: wir fahren Offroad und die Aufhängung macht dort teilweise ordentlich was mit.

"Ultima Ratio Piranha P2", Dezember 2006:
1/320sec
(Belichtungszeit), f/3.6 (Blende), 210mm (Brennweite), RAW (Aufnahmeformat)
ISO 400 auf ISO 1600 gepusht. 100% Ansicht: hier klicken

 

"Kyosho Inferno ST US Sports", Dezember 2006:
1/640sec
(Belichtungszeit), f/3.6 (Blende), 170mm (Brennweite), RAW (Aufnahmeformat)
ISO 400 auf ISO 1600 gepusht. 100% Ansicht: hier klicken

 

"XTM-Racing X-Cellerator", Februar 2007:
1/1600sec
(Belichtungszeit), f/5.6 (Blende), 385mm (Brennweite), RAW (Aufnahmeformat)
ISO 200 auf ISO 400 gepusht. 100% Ansicht: hier klicken

 

"XTM-Racing X-Cellerator", Februar 2007:
1/640sec
(Belichtungszeit), f/5.6 (Blende), 165mm (Brennweite), RAW (Aufnahmeformat)
ISO 400 auf ISO 800 gepusht. (100% Ansicht)

 

Saubere Mitzieher stellen geringere Ansprüche an das Material, aber sehr hohe an den Fotografen!
Doch auch hier sind die Grenzen vor allem bei ungünstigem Licht schnell erreicht: Beim letzten Bild etwa konnte die vom tief einfallenden Sonnenlicht überstrahlte Karosserie trotz RAW-Aufnahme (s. weiter unten) nicht mehr gerettet werden. In den dunklen Bildbereichen wird deutliches Rauschen sichtbar, für welches die hier verwendete Kamera, eine Panasonic FZ30, sehr anfällig ist. Mit einer günstigeren Blende (f/3,2) wäre sich die Aufnahme schon mit ISO-200 "ausgegangen" - der Fehler stand hinter der Kamera ;-)
Dieses Bild - es handelt sich bereits um eine 100% Ansicht, ein Pixel des Originalbildes entspricht einem Pixel am Monitor - zeigt auch, dass man mit der Brennweite nicht sparsam umgehen sollte: die 165mm waren für eine Entfernung von etwa 5-6 Meter schon zu wenig - selbst für eine 8 Megapixel Kamera.

Wie groß das Modell in Action auf einem 8 Megapixel Bild (etwa 3300x2500 Pixel) tatsächlich ist, hängt vom Geschick des Fotografen ab: Eine bildfüllende Abbildung bietet natürlich die beste Qualität und kleinere Unschärfen bzw. Bildrauschen lässt sich leicht durch Verkleinerungen kaschieren, erfordert aber gute Reflexe und eine brennweitenstarke Optik.
Für gute Ver- und Bearbeitungsmöglichkeiten sollte das auf das Modell zugeschnittene Bild mindestens etwa 1000-1500 Pixel breit sein, also etwa ein Drittel des Kamerasuchers gängiger 300-500€ Kompaktkameras ausfüllen!

Bei gutem Licht sind Mitzieher schon mit geringer Sensorempfindlichkeit und damit hoher Bildqualität möglich.

 

 Am Limit – und darüber.
 

Kompaktkameras sind im Grunde nicht wirklich für die Actionfotografie geeignet: Sie haben einen langsamen Autofokus (auch wenn der in den letzten Jahren stark zugelegt hat, und man immerhin vorfokussieren kann) und sie besitzen in der Regel keinen optischen Sucher.

Bei Beidem kann man nachhelfen.

Die meisten Kameras besitzen die Möglichkeit, im halbautomatischen Modus Blende und Verschlusszeit zu fixieren - mittels der „AE-Lock“ Taste. (AE = Aperture/Exposure, Blende/Belichtungszeit) Ansonsten stellt die Kamera erst zum Zeitpunkt des Auslösens die gewählte Blende ein (auch im vollmanuellen Modus), was wertvolle Zeit kostet.
An meiner Panasonic FZ-30 konnte ich so die Auslöseverzögerung im schnellsten Fokusmodus nochmals um 20 bis 40 Prozent auf etwa 0,3 Sekunden im Telebereich verkürzen.
Der Nachteil dabei ist natürlich, dass die Belichtung nicht mehr korrigiert wird. Wer die Kamera im Sonnenschein messen lässt um hinterher im Schatten zu fotografieren, der ist selbst schuld ;) – also Achtung!

Das nächste Problem ist der elektronische Sucher: der kleine LCD-Schirm bringt oft eine gewisse Verzögerung mit sich und läuft selten mit mehr als 30 Bildern pro Sekunde. Das macht es schwierig, am Teleende (und da wollen wir ja hin) bildfüllende Aufnahmen der Offroader in Action zu machen.
Wenn die Kamera einen Blitzschuh besitzt, dann lässt sich mit einem alten Blitzfuß und einem Leuchtpunktvisier (aus dem Schießsport, ab etwa 30 Euro) ein hervorragender optischer Sucher basteln.

Der projizierte rote Punkt an der Visierscheibe muss genau auf den mittleren Autofokuspunkt der Kamera ausgerichtet werden. Dazu visiert man am besten ein sehr weit entferntes Objekt an und vergleicht dann Kameramonitor und Visier.

Mit dem Leuchtpunktvisier zu arbeiten, erfordert etwas Übung, da der Bildausschnitt (und die nötige Brennweite) nun nur noch geschätzt werden können. Zudem treten in der Nähe kleine Verschiebungen auf, da das Visier einige Zentimeter über der Kameralinse sitzt. Hat man den Dreh erst einmal heraus, ergeben sich vor allem mit dem Vorfokussieren und dank des größeren Blickfeldes absolut berechenbare Aufnahmen!

Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Kamera nur das mittlere Autofokusfeld benutzt und der Leuchtpunkt beim Auslösen auf dem Objekt bleibt – sonst fokussiert die Kamera auf etwas anderes.

 

 Das RAW-Format
 

Manche Kameras bieten die Möglichkeit, statt JPG Bilder RAW-Dateien zu speichern. Die sind etliche Male größer, benötigen länger zum Speichern und funktionieren wahrscheinlich nicht mit dem Serienbildmodus der Kamera. Warum also darum kümmern?
Ganz einfach, das RAW-Format zeichnet die Rohdaten direkt vom Sensor auf. Es enthält 4096 mal mehr Farbinformationen als ein JPG Bild und das „Entrauschen“ klappt am PC mit geeigneter Software (etwa „Neat Image“, limitierte Freeware) weit besser als in der Kamera drinnen.
Um RAW-Dateien lesen zu können, benötigt man ein spezielles Programm, das die Kamera unterstützt. (etwa „RAW Shooter Essentials“, Freeware)
Dort lassen sich dann zu dunkle Fotos aufhellen, zu helle Fotos abdunkeln, der Weißabgleich anpassen … und das alles ohne Qualitätsverlust. Kurzum: im Rawformat lässt sich (fast) jedes Foto retten, wenn Bildausschnitt und Fokus passen!

Auch hier gibt’s natürlich wieder einige Tricksereien: wird etwa ein ISO 400 Bild um zwei Blendenstufen unterbelichtet – etwa um die nötige 4 mal kürzere Verschlusszeit zu bekommen – so wäre ein JPG-Bild nicht mehr zu retten. Per RAW-Software lässt sich das Bild (durch die 16-mal feinere Helligkeitsabstufung) nachträglich aufhellen. Es entspricht dann einem ISO 1600 Bild, obwohl das die Kamera vielleicht gar nicht mehr unterstützt!

Auf diese Art sind schon einige Fotos gelungen, die ohne RAW-Unterstützung mit meiner Kamera nicht einmal im Ansatz möglich gewesen wären - nämlich fast alle hier gezeigten, da die Modelle von Herbst bis Winter fotografiert worden sind.
Im Sommer sind RAW-Aufnahmen sicher nicht so wichtig, doch auch hier gibt es für Ausschnittsvergrößerungen mehr Reserven. Man sieht auch klar, dass für die ISO 1600 Aufnahmen eine DSLR klar die bessere Wahl ist (Geringeres Rauschen, höhere Detailschärfe) und wie die Bildqualität bei hoher Empfindlichkeit gegenüber den ISO 80 RAW-Standbildaufnahmen enorm nachlässt.
Jedenfalls bin ich schon gespannt darauf, welche "Äktschn-Pix" sich mit der Panasonic FZ-30 im Sommer bei niedrigen ISO Werten machen lassen. Die Kamera habe ich erst Mitte August 2006 gekauft - und bis ich mich, im wahrsten Sinne des Wortes, auf sie eingeschossen hatte, war es bereits Winter.

Die abschließende Frage ist natürlich: Lohnt sich's?
... und die Antwort (wieder einmal) Es kommt darauf an!

Wenn anspruchsvolle Actionbilder - möglicherweise sogar in der Halle - im Vordergrund stehen, dann geht das mit einer Kompaktkamera selbst im oberen Preissegment nur sehr eingeschränkt: Langsamer Autofokus, von der Blende abhängige, recht lange Verschlusszeiten, (teils, Fuji sei Dank!) hohes Rauschen bei Allem über ISO-100 und wenig Möglichkeiten zum Freistellen sind jedenfalls Gründe gegen eine Kompaktkamera in so einem Einsatzgebiet.
Andererseits, wenn sich nichts bewegt und wenn das Licht reicht, dann machen Kompaktkameras der gehobenen Preisklasse wirklich hervorragende Bilder. (nicht nur fürs Webformat, wie die auf die Hälfte ihrer Größe reduzierten Aufnahmen zeigen!)
Der große Brennweitenbereich, die bildstabilisierte, lichtstarke Optik machen aus diesen Kameras hervorragende Allrounder - die Objektive alleine würden im DSLR Bereich weit über 1000 Euro kosten.

Wer sich eine DSLR mit dem Schwerpunkt auf Sportfotografie zulegt, sollte auf jeden Fall die für viele Sportarten nötige Brennweite nicht außer Acht lassen! Bei RC-Cars sind etwa 300-350mm Brennweite je nach Maßstab bereits nach etwa 3 Metern Abstand ausgereizt, wenn es um eine Format-füllende Darstellung geht. An einer 1,6er bzw. 1,5er Crop Kamera (viele Amateur- und Semiprofessionelle Modelle) wird diese Brennweite gerade noch mit einem 200mm Teleobjektiv erreicht. Längere Objektive mit ausreichender Lichtstärke werden in der Regel richtig teuer. (1000 Euro aufwärts) Mit vielen Kit-Optiken ist in diesem Genre also erst mal nicht viel auszurichten.
 

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Text & Bilder von Aaron Banovics
Dieser Artikel wurde am 3.3.2007 auf www.offroad-cult.org veröffentlicht, Update am 30.4.2007
 

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