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Fotoshooting
Dein RC-Car:
spektakulär in Szene gesetzt!

Aufgrund vermehrter E-Mails von Lesern meiner Testberichte, mit positiven Kommentaren zu meinen Fotos (Danke! :) ) und Anfragen, mit welcher Ausrüstung die Bilder gemacht würden, habe ich hier einen kleinen, dreiteiligen Artikel zum Thema geschrieben, der die Grundlagen und Aussichten abdeckt.
Ich möchte nochmals betonen, das dies hier nichts mit "professioneller" Fotografie zu tun hat - hier soll nur dargestellt werden, wie man mit vergleichsweise günstiger Ausrüstung doch zu ansehnlichen Resultaten gelangen kann.

english version: click here!

 
 Teil 2: "Studio"-Fotografie
 

Fotos von RC-Cars oder Teilen davon auf der eigenen Werkbank sind rasch gemacht und haben sicherlich ihren Charme.
Aber wenn es darum geht, gute Fotos für die nächste Ebay-Auktion, einen Artikel oder ähnlichem zu machen, dann reicht die Werkbank oftmals nicht. Der Unter/Hintergrund lenkt vielleicht zu sehr von kleinen Details ab, das Licht reicht bei weitem nicht für verwacklungsfreie Fotos aus etc.
Blitzfotografie sollte in der Regel überhaupt tabu sein: die Kamera weiß bestenfalls, wie weit das zu fotografierende Objekt entfernt ist, um die Blitzstärke zu berechnen. Ob da jetzt blitzblank poliertes Alu eines Chassis oder Licht-schluckender, mattschwarzer Kunststoff vor der Linse steht, ist ihr egal. Noch ungünstiger wird’s wenn beides im Bild zu sehen ist!

Wer im Hobbykeller einen Quadratmeter an Platz entbehren kann, hat sich schnell ein Eigenbau-Foto“Studio“ eingerichtet: Ein alter Tisch oder Hocker wird mit einem weißen Leintuch bespannt und dieses auch an der Wand hochgezogen. Befestigung mittels Tacker reicht vollends.
Etwa ein bis eineinhalb Meter darüber kommt ein starker Scheinwerfer an die Wand – der 20 Euro, 500 Watt Baustrahler tut’s hier vollkommen.
Eine zweite, „mobile“, Lichtquelle möchte ich an dieser Stelle ebenfalls empfehlen. In meinem Fall ist das eine alte 50 Watt Halogen-Schreibtischlampe mit Schwanenhals: Optimal zum Ausrichten auf und Beleuchten von kleinen Details!

 

Ja… und das war’s auch schon!

Wichtig wäre noch, dass beide Lampen annähernd dieselbe Farbtemperatur haben, sonst bekommen die Fotos ziemlich unnatürliche Farben die hinterher nicht mehr zu korrigieren sind. Also bitte keine Halogenlampe mit einer Glühbirne oder Energiesparlampe kombinieren!
Und weil nicht alles gut auf weißem Untergrund abgelichtet werden kann (bspw. naturfarbenes Aluminium, weiße Kunststoffteile) wären ein paar Bögen buntes Naturpapier auch nicht schlecht – unbedingt nötig sind sie jedoch nicht.

Ob ein Stativ nötig ist oder nicht, hängt von der Kamera ab: Besitzt die eine elektromechanische Bildstabilisierung? Das wird meist als „CCD-Shift“ oder „Optical-Image-Stabilisation“ bezeichnet. Damit lässt sich’s dann selbst mit der ISO 100 Einstellung bei offener Blende gut Freihand fotografieren. Die Bildstabilisierung von Kameras, die lediglich die Sensorempfindlichkeit erhöhen ("Digital Anti Shake" etc.) sind dafür nicht geeignet, in diesem Fall besser mit einem Stativ arbeiten.
Freihand hat natürlich Vorteile, was die Wahl der Perspektive und das Arbeitstempo anbelangt.

In jedem Fall muss der Weißabgleich der Kamera auf das Halogenlicht abgestimmt werden!

Dazu bieten so gut wie alle Kameras einen „Glühlampen-Weißabgleich“ zum Einstellen. Der automatische Weißabgleich würde allen Fotos einen deutlichen Gelbstich verleihen. (s. Bild rechts oben)

 

 Auf die Perspektive kommt es an!
 

Steht das Modell erst einmal auf dem frisch eingerichteten Fototisch, so stellen sich gleich zwei Fragen

  • Was soll ich fotografieren?

  • Wie soll ich es fotografieren?

Beim „Was?“ kann ich hier nicht weiterhelfen, das hängt einfach vom Zweck ab. Aber beim „Wie?“ möchte ich ein paar Tipps geben.
Das wichtigste Gestaltungsmittel ist hier meiner Meinung nach die Brennweite: Sie legt nicht nur fest, wie groß das Blickfeld der Kamera ist und wie „nah“ Objekte erscheinen, sondern auch, wie die fotografierten Objekte selbst erscheinen

Im Bereich der Normal- bis zur leichten Telebrennweite (etwa 50-100mm) werden Objekte etwa so abgebildet, wie wir sie auch mit unseren Augen wahrnehmen. Für Kameras mit Motorzoom so lange zoomen bis der Balken im Display etwa in der Mitte von "W"(eitwinkel) und "T"(ele) steht oder die Kamera Vergrößerungswerte zwischen "2x" und "3x" ausgibt.

LRP Shark 18 Chassis (50mm Brennweite KB äquiv.)
 

Die in dieser Brennweite dargestellten Proportionen entsprechen den natürlichen des fotografierten Gegenstandes.
Fotografiert man in diesem Brennweitenbereich von oben auf das Modell herab, so ergeben sich recht authentisch wirkende Bilder, die daher hervorragend geeignet sind, um etwa Überblick über den Chassisaufbau etc. zu verschaffen.

Im Weitwinkel vergrößert sich das Bildfeld der Kamera, man muss also näher ans Objekt heran, um es bildfüllend fotografieren zu können. Dabei treten perspektivische Verzerrungen auf, die das Fotografierte größer, länger und „eindrucksvoller“ erscheinen lassen, als es eigentlich ist.

Leichter Weitwinkel (35mm Brennweite KB äquiv.):
Perspektivische Zerrungen am Dämpfer und Anlenkung
 

Gleichzeitig können die meisten Kameras in Weitwinkelstellung näher am Objekt fokussieren, vor allem wenn sie über einen zuschaltbaren Makromodus (= erweiterter Fokusbereich im Nahfeld) verfügen.
So kann das Objekt schon mal bis zu 1 Zentimeter vor die Linse wandern, und immer noch scharf abgebildet werden.

Freistellen mittels Weitwinkel-Makro und Blende 2.8 (35mm Brennweite KB äquiv. ca. 10cm Abstand)
 

Sehr geringe Tiefenschärfe: die Dämpferbrücke ist bereits unscharf
(35mm Brennweite KB äquiv. Blende f/2.8, ca. 5cm Abstand)
 

Bei so einem geringen Abstand verringert sich allerdings auch die Tiefenschärfe erheblich. Das ist jener Bereich vor und hinter dem fokussierten Objekt, in dem das Bild scharf erscheint. Darüber hinaus verschwimmt es zusehends.
Auch dieser Effekt kann genutzt werden, um Details hervor zu haben. Ist er nicht erwünscht, so muss die Blende geschlossen werden (größere Blendenzahl wählen) Das geht dann allerdings auf Kosten der Verschlusszeit (weniger Licht gelangt durch die Blende) und möglicherweise wird dann ein Stativ oder eine stabile Unterlage zum Abstützen fällig.
Das Freistellen im Makrobereich erfordert einiges an Erfahrung mit der Kamera: Im Gegensatz zu Spiegelreflexsystemen bieten Kompaktkameras keine Möglichkeit, die Tiefenschärfe vorab zu kontrollieren. Vielmehr muss dieser Schärfebereich geschätzt werden, da er sich je nach Blende und Motivabstand zwischen wenigen Millimetern und einigen Zentimetern bewegt.

  • Blende: je größer die Blende, desto geringer die Tiefenschärfe
  • Motivabstand: je kleiner der Abstand zum Motiv, desto geringer die Tiefenschärfe
  • Brennweise: je größer die Brennweite, desto kleiner die Tiefenschärfe

Weitwinkelaufnahmen wirken am besten, wenn auf der Höhe des Modells bzw. knapp darüber oder darunter fotografiert wird – „von Angesicht zu Angesicht“ quasi. In diesem Sinne.. auf die Knie!

Abschließend noch ein paar Tipps für die Studioaufnahmen:

  • Richtige Belichtung: Der weiße, helle Hintergrund führt in den Belichtungsmodi "Mittenbetont" (meist Standard) oder "Ganzes Bild" zu Fehlbelichtungen. Schwarze Kunststoffteile "saufen ab", Strukturen sind nicht mehr erkennbar. Besser mit "Spot-Belichtungsmessung" direkt am Objekt oder mit Manueller Belichtung arbeiten!

  • Für die weitere Bildbearbeitung muss der Hintergrund nicht zwingend weiß aufgenommen werden. Er kann am Foto durchaus auch grau erscheinen. Wichtig ist nur eine homogene Farbe und dass er sich vom Objekt abhebt, dann kann er hinterher bei Bedarf problemlos ausgeschnitten werden.

  • Beim Ablichten einzelner, kleinerer Objekte (Stoßdämpfer, Diffs...) immer darauf achten, dass auch der Schatten auf der Unterlage vollständig(!) aufgenommen wird - sonst wirkt das Foto später unnatürlich.
    Ausnahme: falls das Objekt völlig vom Hintergrund getrennt und in einen neuen eingefügt wird, Beispiel:

 

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Text & Bilder von Aaron Banovics
Dieser Artikel wurde am 3.3.2007 auf www.offroad-cult.org veröffentlicht