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 JAMARA Track-Sau

 
 
 Teil 2: RTR-Ausstattung unter der Lupe
 
"RTR" bedeutet "Ready to Run", meint aber in den meisten Fällen, dass RC-Anlage und Motor bereits verbaut ist. Damit die TRACK-SAU wirklich "ready" ist, benötigen wir noch einiges an Zubehör. (Ausrüstung des Testmodells in Kursivschrift)
  • 8 AA Akkus für die Fernsteuerung (XCell 1100 Nicd)
  • Empfängerakku, 4 Zellen als Pack verlötet (5x Sanyo 2500 in 3+2 Konfiguration)
  • Kerzenschlüssel, Glühkerzenstecker, Tankflasche
  • Glühkerze (Rossi No. 4)
  • Sprit (Morgan Fuels Sidewinder 25%)
  • Ladegerät (Robbe Lader 6)

Jamara legt der TRACK-SAU eine Akkubox für vier AA-Zellen bei. Zuverlässiger sind jedoch fix verlötete Akkupacks. Die RC-Box der TRACK-SAU schluckt im Grunde nur 4,8V Packs aus AA Zellen. Mit 5-zelligen AA Packs lässt sich der Deckel nicht mehr vollständig schließen. Wer 5 Zellen Packs fahren will, sollte daher besser auf kompaktere Packs aus 2/3A, AAA oder HF-B1U Prismenzellen zurückgreifen.

 

 SH-X4 Blue
 

Das Triebwerk der TRACK-SAU stammt direkt von SH-Engines, einem Hersteller, der mit seinem "Pink Race" und der "SH-XB" Motorenserie bei offroad-CULT Bestnoten eingefahren hat, da die Motoren für ihren hohe Zuverlässigkeit und das gute Preis-Leistungsverhältnis bekannt sind.
 

Der SH-X4 Blue, ein 4ccm Motor ist ein starkes Argument für die RTR-Ausstattung: Hier handelt es sich um einen Motor, der regulär im Handel um 150 bis 190 Euro erhältlich ist. Um der TRACK-SAU die Sporen zu geben, wurde er mit einem einfachen Luftfilter und Auspuff ausgestattet.
Dem Kühlkopf wurde ein Kunststoffdeckel verpasst - einerseits, um einen gewissen Schutz vor Überschlägen zu bieten, andererseits um Verbrennungen beim versehentlichen Berühren vorzubeugen.
Natürlich reduziert dieser Deckel auch die Wärmeabfuhr des Motors, der ohnehin schon von der Karosserie recht gut vom Fahrtwind abgeschirmt ist. Ob die Kühlleistung dennoch ausreicht, bleibt abzuwarten.
Kühlkopf und Brennraumdeckel sind zwei separate Teile, wobei der Brennraumdeckel mit mehr als 3 Zentimeter Durchmesser für eine rasche Wärmeleitung sorgt.

Der Vergaser des SH-X4 Blue ist bis auf wenige Unterschiede mit jenem des Pink-Race ident: die Gemischaufbereitung erfolgt über die Hauptnadel links und die Teillastnadel im Schieber links. L
Eine kräftige Feder schließt den Vergaser automatisch - sie ist stark genug, selbst das Servo beim Gasgeben merklich zu bremsen. Der Einfluss auf die Leistungsentfaltung dürfte dennoch eher positiv ausfallen, da der Motor kaum so schnell Gas annehmen könnte, wie das Servo den Vergaser öffnen kann und sich die Gefahr des "Verschluckens" bei eher fetter Motoreinstellung verringert.
Der Big-Block Motor wurde mit einer Dreibacken-Tangentialfeder Kupplung ausgestattet. Die Schwungscheibe dient dabei eigentlich nur noch als Halterung der Kupplungsstifte, zumal der X-4 in der TRACK-SAU konstruktionsbedingt nicht mit einer Startbox angeworfen werden kann.
Die kugelgelagerte Kupplungsglocke aus gehärtetem Stahl macht einen äußerst hochwertig verarbeiteten Eindruck.

Der Seilzugstarter ist mit jenem des Pink-Race fast identisch: Der Kunststoff Einsatz links im Bild dient als "Backplate" für den X-4. In ihm wird die Starterwelle in einer Bronzebuchse geführt und der Freilauf, der direkt im Kurbelgehäuse untergebraucht ist, greift über einen aufgepressten, geschlitzten Stahlring unmittelbar in den Hubzapfen ein. Eine Feder (in der Seilzugtrommel rechts) drückt gegen die Starterwelle, sodass diese immer gut im Freilauf geführt wird.

In einigen Foren wird berichtet, dass der Seilzug des X-4 relativ rasch reißt. Nachdem mir der Seilzug vom Pink-Race noch als verhältnismäßig robust in Erinnerung geblieben ist, muss der Grund wohl anderswo liegen: Der X-4 Blue hat eine für Seilzugmotoren extrem hohe Kompression
Etwa 90 Ncm sind zum Durchdrehen des Motors erforderlich, das entspricht einem minimalen Zug von 7 Kilogramm am Startseil - ein Wert, der sich durch schnelles Ziehen natürlich rasch vervielfacht. Nach dem Einlaufen sinkt das Kompressionsdrehmoment auf etwa 75 Ncm. Der Motor übertrifft damit alle Seilzugmotoren meiner Motorensammlung und tendiert schon Richtung seilzugloser Rennmotoren - auch wenn da noch mal ein erheblicher Unterschied ist.
Um gerissenen Seilzügen vorzubeugen, sollte daher die Kerze beim Starten des Motors in der Einlaufphase etwas gelockert werden.

Nach dem eher unscheinbaren Äußeren glänzt der SH-X4 Blue im wahrsten Sinne des Wortes mit inneren Werten. Gehört ein poliertes Kurbelgehäuse mittlerweile schon fast zum Standard hochwertiger Seilzugmotoren, überrascht SH-Engines' Big Block mit gefräster Ausgleichsmasse und einer Laufbuchse mit 6 Überströmkanälen. Beides dient dazu, den Brennraum mit einem möglichst homogenen Gemisch gleichmäßig zu füllen. Die Ausfräsungen am Gegengewicht wirken wie Schaufelräder, welche die Gase bei der Abwärtsbewegung des Kolbens nach oben in den Brennraum pumpen.

Der SH X-4 Blue zählt von der Verarbeitungsqualität her klar zur Oberklasse der RTR-Motoren und zieht etwa mit Axials .28er gleich. Letzterer besitzt einen besseren 3-Nadel Komposit-Vergaser und einen größeren Kühlkopf, beim Innenleben hat jedoch der X-4 Blue mit 6 Überströmkanälen und geschliffenem Gegengewicht gegenüber Axials OEM Version die Nase vorn.

 

 Die RC-Ausstattung
 
Verglichen mit dem hervorragend verarbeiteten Motor enttäuscht die RC-Anlage schon etwas: eine Dreikanal AM-Anlage (der dritte Kanal wird für die Flying Point Version des Trucks benötigt, die über einen - optionalen? - Rückwärtsgang verfügt) die zwar die wichtigsten Funktionen wie Servo-Reverse, stufenlose Trimmung und Ausschlagsbegrenzung für das Lenkservo bietet, dann aber bei der Ladebuchse geizt und statt einer solchen nur eine Plastikblende vorweisen kann, was den mittelfristigen Mehrwert doch senkt.

Fairerweise darf jedoch nicht verschwiegen werden, dass die TRACK-SAU verglichen mit anderen RTRs in ähnlicher Preislage hier immer noch im guten Durchschnitt liegt. So bietet Robitronics 2-Kanal Version der Anlage im Protos-Set immerhin eine Ladebuchse. HPIs TF-3 Anlage - wiederum baugleich zur Jamara und Robitronic-Version wartet mit 2 Kanälen und keiner Ladebuchse auf.

 

Lenk- und Gasservo sind rein äußerlich bis auf einen roten Punkt am Lenkservo und etwas mehr Spiel am Abtrieb des Gasservos ident. Zur Ausstattung zählt ein Kunststoffgetriebe und eine Gleitlagerung des Abtriebs direkt im Gehäusematerial.

Die Performance des Gasservos ist angesichts der großen mechanischen Hebelwirkung völlig ausreichend.
Beim Lenkservo sieht die Sache schon anders aus: Jamara weist zwar in der Anleitung darauf hin, dass für die Lenkung der TRACK-SAU ein Servo mit mindestens 5kg/cm Stellkraft verwendet werden sollte, das verbaute Servo bringt's aber erst ab 6 Volt auf sehr knappe 5kg*cm mit einer Haltekraft von etwa 8kg*cm (80% Ausschlag, maximal 5° Abweichung von der Sollposition)
In der Praxis führt das dazu, dass am Stand mit 4 Zellen nicht und an 5 Zellen kaum gelenkt werden kann.

Die Lenkung funktioniert beim langsamen Fahren natürlich ordentlich. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die 10° Nachlauf der Frontaufhängung den Abrollpunkt der Monster-Reifen deutlich nach hinten verlegen und das Servo daher mit erheblichen Fliehkräften zu kämpfen hat. Daher bremst ein schwaches Lenkservo das Handling vor allem ab mittlerer Geschwindigkeit aus.
Wie agil die TRACK-SAU wirklich ist, dürfte sich erst mit einem Servo ab 8 - 10 kg*cm zeigen, weshalb wir das Chassis testhalber auch mit einem Thunder Tiger DS1015 (13 kg*cm bei 6 Volt) bestücken werden.

 

  Checkpoint!
 

Einen etwas zwiespältigen Eindruck vermittelt die RTR-Ausrüstung. Der SH X-4 Blue Motor, im Handel für etwa 150 - 190 Euro erhältlich, setzt Maßstäbe, an welche die RC-Ausrüstung nicht im Geringsten herankommt.
Angesichts des Preises der TRACK-SAU (UPE von Jamara: 599 Euro, Straßenpreis etwa 350 - 400 Euro) kann man jedoch keine RC-Komponenten von derselben Klasse des Motors erwarten. Und so ist es allemal besser, ein anständiges Lenkservo um 70-100 Euro nachzurüsten, als einen guten Motor für 150-200 Euro kaufen zu müssen.
Das Gasservo ist dank der ausgefallenen Bremskonstruktion absolut ausreichend dimensioniert und durch das mechanische Failsafe auch gut gesichert.
Der Komfort der Fernsteuerung ist durch die fehlende Ladebuchse freilich nicht besonders hoch, aber sonst gibt es daran wenig auszusetzen. Der dritte Kanal - ein aus/ein Schalter - ist beim Steuern gut erreichbar, sollte er einmal (eventuell auch an einem anderen Modell) gebraucht werden.

aaron banovics, September 2006