offroad-CULT: die CommunityTestberichte ueber Buggies, Monster Trucks und RC-EquipmentFachartikel zu interessanten Themen sowie EinsteigerhilfenQuicktips fuer den Offroader!zur Linkseite von offroad-CULT
 
           Testbericht, Teil 1
 Die Lazer-Story
 
Die "Lazer"-Serie von Kyosho ist in vielerlei Hinsicht ein interessantes Stück Modellsport-Geschichte: Zum Einen sind die Lazers eine der ältesten, immer noch fortgeführten Serien an 4wd Elektro-Buggies im Maßstab 1:10. Andererseits brachte die Lazer-Familie schon vor weit mehr als 10 Jahren Hobby- wie Wettbewerbsmodelle auf mehr oder minder gemeinsamer Basis hervor.

Doch warum bringt etwa eine Google Suche nach "Vintage Lazer" angesichts der bemerkenswerten Vergangenheit bloß magere 300 Treffer?
Nun, die Lazer-Familie hat ihre Wurzeln in Japan, und bis auf einige Ausnahmen (z.B. Lazer 2000) waren die Modelle bis hin zum riemengetriebenen, modernen ZX-RR hierzulande leider kaum offiziell erhältlich.
Mit dem Jahr 2005 sollte sich das aber grundlegend ändern, denn Kyosho beschloss, den neuesten Spross aus der Lazer Familie international ins Rennen zu schicken.
Dabei begann die Entwicklung des "Lazer ZX-5" getauften Modells mindestens schon im Jahre 2003. Das ursprünglich geplante Antriebskonzept, Stirnradgetriebe zur Hinterachse und Riemenantrieb nach vorne wich Anfang 2004 einem Mittelwellen-Antrieb à lá Associated TC3 - und kurz darauf war auch schon die Verkaufsversion des ZX-5 bereit für den ersten Ausritt. Konkurrenz gab es damals nur wenig: neben dem leider völlig überhastet fertig gestellten Academy SB-V2, dem teuren HighEnd JConcepts BJ4 (-WE) und dem alternden Team Losi XXX-4 (G+) hatte der Markt nicht viele Alternativen zu bieten.
Das hat sich zwei Jahre später dramatisch geändert, sodass Kyosho ...

  • den Lazer ZX-5 grundlegend weiterentwickelt, um im Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben
  • die ursprüngliche ZX-5 Basis leicht modifiziert in einer Einsteigerversion anbietet -
    als ZX-5 ReadySet welches sich hier dem offroad-CULT Test stellt.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf das Testmuster und können etwa aufgrund von Serienstreuung vor allem im Bereich der Messwerte nicht uneingeschränkt verallgemeinert werden. Der Lazer ZX-5 RTR wurde mir freundlicherweise von Kyosho-Deutschland zur Verfügung gestellt.

Alle externen Hyperlinks im Text mit dieser Formatierung werden in einem separaten Browserfenster geöffnet!

 

 1x Lazer bitte... fahrfertig, wenn's geht!
 

Hier kommt er schon ...

DAS MODELL
4wd Elektrobuggy im Maßstab 1:10

ZUSATZAUSSTATTUNG
20 Turn 540er Motor
15 Turn elektr. Regler
RC-System mit Digitalservo

ERFORDERLICHES ZUBEHÖR
- 8 Mignon (AA) Zellen
  für den Sender
- 7,2V Side-by-Side
  Akkupacks in Sub-C
  Größe
- Ladegerät

Das ZX-5 "ReadySet" enthält fast alles, was man für den ernsthaften Einstieg in den Offroad-Sport benötigt: Einen Buggy, der zumindest als Baukasten eine tolle Figur macht, (... wir wollen ja nicht alles vorweg nehmen ;-) ) einen 20T Motor gepaart mit einem 15T Regler, der noch Tuning-Reserven zeigt und ein RC-System, das dank "Digitalservo" zumindest viel versprechend klingt.
Der Buggy ist fertig montiert, fertig lackiert und zum Transport gut angeschnallt - doch wie bei offroad-CULT üblich, schützt "RTR" nicht davor, einen tiefen Blick unter die Haube zu werfen, um Konstruktions- und Bauqualität bewerten zu können. Wir beginnen den Testbericht daher ...

  

 ... von Grund auf!
 

Die Basis des ZX-5 bildet ein Wannenchassis aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Obwohl es neben den Seitenwänden recht ausgeprägte Versteifungsrippen besitzt, ist das Chassis alleine (ohne sein Oberdeck) noch recht flexibel, lässt aber gleichzeitig auch ein hohes Maß an Zähigkeit erkennen - und für einen Buggy wie den ZX-5 RTR ist das sicherlich nicht schlecht.

Im Rohbauzustand: Das Chassis mit den vier Karohaltern und ein paar Alu-Pfosten. Während die silberfarbenen Pfosten später die Lenkung tragen werden, dienen die weiter außen positionierten blauen Pfosten zur Versteifung mit einigen Oberdeck-Platten.
Besonders auffällig: die ausgeprägten Passungen für die Getriebeboxen vorne und ganz besonders hinten. Die Führungen sollen Belastungen auf die Schrauben verringern.

Weitere "Grundbausteine" sind die Komponenten des Antriebsstranges. Nachdem es sich beim Lazer ZX-5 RTR um einen Kardanbuggy (der 2. Generation, um genau zu sein) handelt, besteht sein Antriebskonzept aus zwei Winkelgetrieben, welche durch eine lange Mittelwelle verbunden sind.
Um Traktionsproblemen auf rutschigem Boden vorzubeugen, hat Kyosho den Lazer zusätzlich noch mit einem Drehmomentbegrenzer, einem Doppelscheiben-Slipper ausgestattet. Dieser verbindet das Hauptzahnrad mit dem übrigen Antriebsstrang über Reibscheiben, welche mit Federspannung gegeneinander gepresst werden - je größer die Vorspannung, desto mehr Motordrehmoment wird übertragen, und desto besser kann der Buggy beschleunigen. (... vorausgesetzt, der Grip lässt das zu!)
Der Slipper erfüllt in seiner Rolle als Drehmomentbegrenzer allerdings noch eine zweite wichtige Funktion: Er schützt den Antriebsstrang vor Überlastung, etwa bei Vollgaslandungen nach einem Sprung.
Bei den Differentialen kommen erfreulicherweise Kugeldiffs zum Einsatz. Kugeldiffs sind kompakter, leichter und besser einstellbar als Kegel- und Stirnraddifferentiale. Sie haben jedoch den Nachteil, dass sie nicht so viel Drehmoment wie die Zahnrad-Kollegen übertragen können, weshalb der Slipper als Schutzmaßnahme gerade recht kommt. (Näheres zur Funktion von Kugeldiffs gibt es hier zu lesen!)
Die Diffs sind trotz gewöhnlicher Stahlkugeln erfreulich leichtgängig und laufen sehr regelmäßig. Aus dem Baukasten heraus ist die Vorspannung der Diffs allerdings viel zu gering, jene des Slippers dagegen viel zu hoch eingestellt, sodass bei Überlastung stets die Diffs rutschen - was tunlichst vermieden werden sollte.
Der Slipper kann über seine Mutter (s. nächstes Bild) guten Gewissens einige Umdrehungen gelockert werden, die Diffs dagegen fürs Erste um etwa zwei Umdrehungen anziehen.

Der chassisseitige Antriebsstrang auf einen Blick. Kegelräder und Trieblinge sind aus naturfarbenen Polyamid gefertigt und machen einen ausgesprochen robusten Eindruck - sowohl was die Materialstärke wie auch die Materialqualität anbelangt.
Die Getriebeeingänge sind in separaten schwarzen Kunststoffzylindern mit beidseitigem Flansch versehen - darin befinden sich die Kugellager, welche nicht wie sonst üblich, direkt in die Getriebebox eingesetzt werden. Davon verspricht sich Kyosho wohl eine präzisere Lagerung der Trieblingswellen.
Einer der großen Unterschiede zwischen dem ZX-5 Baukasten und dem hier getesteten ZX-5 RTR sind die Diffausgänge:
Während in der Kit-Version aus Stahl gefertigt sind, liegen sie dem RTR Modell in Kunststoff-Bauweise (wahrscheinlich vom TF-5 Tourer ausgeborgt) vor.

Kunststoff-Diffausgänge neigen unter Last zum Aufbiegen und -brechen, da durch die Mitnehmerschlitze enorme Hebelkräfte entstehen.
Viele Hersteller versehen ihre Kunststoff-Outdrives daher mit kleinen Metallringen, welche vorm Aufbiegen schützen sollen.
Kyoshos Lösung mit dem "doppelten Outdrive-Saver" gefällt mir allerdings besser: Der Diffabtrieb ist nicht bis zum Ende geschlitzt, was ihn form- und verdrehsteifer macht. Fest sitzende (Kunststoff-) Ringe bieten zusätzlichen Schutz.

Nach dem kurzen Ausflug zu den zahnbewährten Teilen des Lazer ZX-5 RTR wenden wir uns wieder dem Chassis zu, welches mit dem Einbau von Motorhalter und Getriebeboxen erste konkrete Formen annimmt...
 

Der Alu-Guss Motorhalter des ZX-5 RTRs ist zwar nicht so schön anzusehen wie die blau eloxierte, CNC gefräste Kit-Version, erfüllt aber ebenso seinen Zweck, weshalb die (nötige) Sparmaßnahme nicht weiter ins Gewicht fällt.
Beim Zerlegen des Chassis fällt auf, dass Kyosho keinerlei Schraubenlack zur Sicherung von Metall-Metall Verbindungen (Stahlschraube - Alu-Motorträger) verwendet hat. Beim ZX-5 RTR scheint das zu funktionieren, weil der zähe Kunststoff des Chassis teils wie der Nylon-Sicherungsring einer Stoppmutter wirkt. Trotzdem würde ich empfehlen, die Schrauben zumindest bei der ersten Routinewartung nachträglich zu sichern. (Niedrigfester Schraubenlack reicht vollends aus!)

 

Das Schöne am Aufbau von Buggies wie dem Lazer ZX-5 ist ihre linearere, meist dreiteilig gehaltene Konstruktion: Zuerst werden einige Basisteile mit dem Grundchassis verbunden, dann folgen - ganz wie beim Belegen eines Brötchens - ein paar Teile aus der "Zwischenebene" bevor das Ganze mit Oberdeck und Dämpferbrücken komplettiert wird.
Im Gegensatz dazu wird bei einigen Riemenbuggies (Prinzip bedingt) auch gern mal kräftig in die Vertikale gebaut und wiederum einige andere (Tamiya-) Buggies neigen dazu, aus weitaus mehr Teilen zu bestehen, als eigentlich nötig ist.
Kyosho hat beim Lazer ZX-5 meiner Meinung nach einen guten Kompromiss aus einem einfachen, zügigen Aufbau einerseits und vielen Einzelteilen (zur Schadensbegrenzung im Ernstfall) andererseits gemacht.

Schadensbegrenzung wird zum Beispiel bei den Querlenkerhaltern (oben) betrieben: Die Kunststoffträger werden separat am Chassis und teilweise zusätzlich mit der Getriebebox festgeschraubt. Die Teile sind recht filigran dimensioniert, sodass sie bei einem Crash eher nachgeben als etwa die Querlenker. Wem diese Sollbruchstelle zu schwach ist, der kann optional Querlenkerhalter als Aluminium verbauen. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang sicherlich, dass sich alle - also auch die inneren - Querlenkerhalter direkt ausbauen und wechseln lassen, ohne zuerst die Getriebekästen oder andere Teile lösen zu müssen. Denn mal ehrlich: Was nützt die günstigste Sollbruchstelle, wenn man nur an sie herankommt, sobald das Modell in Einzelteilen auf der Werkbank liegt?
Ähnlich wie bei Academys SB-Sport (und einigen anderen Buggies jüngeren Datums) bieten die Schwingenhalter eine Kugelaufnahme, die beim Kyosho-Buggy allerdings recht klein geraten ist. Diese Kugelaufnahme ermöglicht es etwa, mit kleinen Unterlegeplättchen Anti-Dive und Anti-Squat einzustellen, ohne dass sich die Querlenkerstifte in ihrer Halterung verspannen.
 

Station Nr. 4 auf dem Weg zum Allrad-Offroad-Racer bringt erstmals Bewegung ins Spiel. Die Slipper-Hauptzahnrad-Trieblings-Einheit ist dreifach gelagert (1x im Motorhalter, 2x in der Getriebebox) weshalb sie sich beim Zusammenbau möglicherweise etwas schwergängig drehen lässt. Das gibt sich aber, sobald das Oberdeck für die richtigen Lagerabstände sorgt.
Kegelradgetriebe müssen sorgfältig ausdistanziert werden, sonst gehen sie rasch kaputt. Kyosho schlägt daher vor, auf jeder Seite des Differentials zwei Passscheiben einzusetzen. Damit läuft das Getriebe zwar ausgesprochen leicht, hat aber für meinen Geschmack etwas zu viel Luft - bedenkt man, dass beim Einlaufen ohnehin noch etwas Spiel entsteht.
Um das Tellerrad des Diffs näher an den Triebling heran zu rücken, genügt es, eine Beilagscheibe von der linken Seite auf die rechte direkt hinters Tellerrad zu verfrachten - dasselbe gilt auch für das vordere Diff! (Näheres dazu unter dem Hyperlink weiter oben im Text!)
Das Getriebe ist übrigens ab Werk sehr gut gefettet - und wurde lediglich zu Fotozwecken gereinigt. Beim Fetten von Getrieben mit einem Kugeldifferential sollte stets nur jenes Silikonfett verwendet werden, mit dem auch die Laufscheiben des Diffs bestrichen wurden! Andere Fette (z.B. auf Teflonbasis) würden das Diff zum Durchrutschen bringen und zerstören, falls sie über die Zahnflanken ins Diff hinein gelangen.
Das Bild oben zeigt sehr schön, wie die insgesamt sechs Schraubenlöcher der Getriebebox als Zäpfchen ausgeführt sind, um die obere Hälfte des Getriebkastens präzise zu fixieren.
Im Bild links dagegen ist zu sehen, wie die untere Hälfte ihrerseits von den bereits zu Beginn erwähnten Führungsrippen des Chassis flankiert wird.

Auch der Getriebebox-Deckel (Bild links oben) ist aus konstruktionstechnischer Sicht nicht uninteressant, bietet er doch eine recht stark ausgebildete Versteifungsrippe, damit Belastungen auf die Dämpferbrücke keine Auswirkung auf das Zahnflankenspiel im Getriebe haben können.
Leider hat Kyosho beim Getriebekasten auf eine Dichtlippe vergessen, sodass beide Hälften stumpf zusammengeschraubt werden. Um trotzdem Schutz vor Staub und Feuchtigkeit für die Zahnräder bieten zu können, hat es sich bewährt, die Stirnflächen beider Teile mit Diff-Fett zu bestreichen. So wird Nässe am Eindringen gehindert und Staub bleibt schon im Vorfeld kleben.
 
Gänzlich neue Wege beschreitet Kyosho bei der Dämpferhalterung mit dem links abgebildeten zweiteiligen Design. Die "Basisplatte" umschließt dabei die Getriebebox, stützt sich am Oberdeck ab und trägt zu guter Letzt noch die Kugelköpfe für die oberen Querlenker-Spurstangen. (sowie die optionalen, beim RTR nicht inkludierten Stabilisatoren)
Sprichwörtlich "gekrönt" wird das Ganze dann von einem weiteren Aufsatz, welcher seinerseits der Dämpferbrücke vier Montagepunkte bietet.
Obwohl hier drei Teile übereinander gestapelt werden, bevor die Getriebebox endgültig zugeschraubt werden kann, ist die Passgenauigkeit der Zäpfchen außerordentlich hoch, sodass alle Teile unter leichtem Druck mit Wohlgefallen ineinander greifen - fast wie bei Legosteinen ;-)
Trotzdem stellt sich natürlich die berechtigte Frage, ob die teils sehr filigran anmutende Konstruktion in der Offroad-Praxis nicht allzu schnell das Handtuch wirft - immerhin fanden sich die entsprechenden Alu-Teile (genau so wie bei den Querlenkerhaltern) derart schnell im Lieferprogramm von einigen Drittherstellern, wie man es normalerweise nur aus dem Monster-Truck Sektor kennt...

Die Dämpferbrücken dagegen sind sehr dick und stabil gebaut - bis auf die Basis, wo sie mit der Halterung verschraubt werden, denn dort nimmt die Materialdicke schlagartig auf weniger als drei Millimeter ab.
Auch hier bleibt abzuwarten, was die Praxis zeigt.

Und hier ist auch schon die (bis auf die Aufhängung) fertig montierte Heckpartie des ZX-5 RTR. Der Querträger, welcher die beiden außen gelegenen Alu-Pfosten mit der Getriebebox verbindet, bildet den Unterbau für das Topdeck. An dieser Stelle muss ebenfalls die präzise Passform aller Teile lobend erwähnt werden.

An der Vorderachse geht es naturgemäß nicht minder spannend zu: Traditionell steht die Mittelwelle und der Getriebeeingang der Lenkung eines Kardanbuggies im Wege, sodass hier Kreativität seitens des Herstellers gefragt ist, um unter eingeschränkten Platzverhältnissen eine effektive Lenkgeometrie zu ermöglichen.
Andererseits dürfte dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein, dass die Chassiswanne mit ihrer kurz angeschnittenen Frontpartie selbiger nur drei Schraubenlöcher als Befestigung zugesteht - was Kyosho wohl hier vorhat?
 

Die Lenkung präsentiert sich so unkonventionell wie genial gleichzeitig: Um der Mittelwelle Platz zu machen, wird die Lenkung recht tief angesetzt. Weil damit aber große Hebelkräfte auf die (Geometrie bedingt) hoch gelegenen Spurstangen wirken würden, wird die Konstruktion zusätzlich mit einer Spange oben drauf abgestützt und versteift.
Diese Spange wird mit den Kugelköpfen der Spurstangen mit verschraubt, welche beim Testmuster nicht ausreichend fest angezogen waren, sodass sie die Lenkung aufbiegen konnte.
Weiters sollten die Schraubzapfen, welche die Lenkhebel mit der Lenkungsplatte verbinden, am unteren Ende mit jeweils einer M3 Mutter gekontert werden (s. Bild oben) da die Materialstärke der Lenkhebel nicht besonders großzügig ausgefallen ist.
Im nächsten Bild ist die Lenkung im Zusammenspiel mit der Mittelwelle zu sehen. Das "Einfädeln" der Trieblingswelle in die Lenkung geht nur, wenn Letztere noch nicht fix eingebaut ist. Zum Glück muss die Mittelwelle später nicht mehr ausgebaut werden, da der Slipper von außen einstellbar ist. Andernfalls wäre das ein dickes Minus in Sachen Wartungsfreundlichkeit.
Natürlich ist die Lenkung mit den für einen Buggy der gehobenen Preisklasse üblichen Gimmicks ausgestattet: Über eine Rändelmutter lässt sich die Federvorspannung und damit die Härte des Servosavers von "sehr weich" bis "relativ hart" einstellen. Die Lenkung ist zudem mit vier Material schonenden Gleitlagern aus Kunststoff versehen, welche optional gegen Kugellager getauscht werden können. (Ich bin bei so kleinen Lagerungen doch eher ein Fan von Gleitlagern)
Auch an der Vorderachse kommt ein Querträger zwecks Versteifung zum Einsatz, und - erraten - die Passgenauigkeit ist auch hier über jeden Zweifel erhaben.

Losi-style! Wendet man das Chassis um 180°, so sieht man, wie die Getriebebox die Frontpartie über das Chassis hinaus verlängert und den vorderen Querlenkerhalter gleich mit nimmt. Die Konstruktion erinnert stark an Team Losis XXX-4 Buggy, wenn sie auch hier dank größerer Materialdicken und kleinerer Hebelkräfte ohne zusätzliche Verstärkungsplatten auskommen sollte.

So präsentiert sich zum Abschluss das fertige Chassis des Lazer ZX-5 RTR. (Querlenker und Dämpferbrücken aus dem vorhergehenden Bild wurden zwecks Übersicht abgeschraubt)
Die Konstruktion wirkt stimmig - vor allem dank der vielen ineinander greifenden Teile. Diese Teile machen, trotz ihrer eigenen Flexibilität, ein ansehnlich steifes Bröckchen aus dem Chassis. Wie alle Doppeldeck-Chassis ohne Senkkopf-Schraubenlöcher oder Zentrierzäpfchen ist es jedoch recht anfällig auf Tweak. (Torsion des Chassis um die Längsachse) Für einen RTR Einsteigerbuggy - auch wenn er auf so hohem Niveau rangiert - sollte das jedoch nicht allzu stark bewertet werden.
Der Antriebsstrang läuft ab Werk seidenweich und absolut leichtgängig. Selbst mit den nachträglich etwas konservativer ausdistanzierten Differentialen läuft der Antrieb für 1/10 Verhältnisse überdurchschnittlich reibungsarm und gleichmäßig, was für eine hohe Fertigungsqualität der Teile spricht.
Was dem Lazer ZX-5 RTR jetzt noch zum fertigen Offroad-Racer fehlt, wird im letzten Abschnitt des Bauberichts beschrieben:

 

 Die Aufhängung
 
Die Aufhängung ist zweifelsfrei eine Schlüsselkomponente an unseren Offroad-Modellen, bestimmt sie doch, wie und wie stark die Reifen in allen möglichen und unmöglichen Fahrsituationen Kontakt zum Untergrund finden. Schon einige viel versprechende Offroader haben sich an dieser Stelle deklassiert sodass ein ansonsten hervorragendes Chassis sprichwörtlich in der Luft hängen bleibt - wie wird es dem Lazer ZX-5 RTR ergehen?
Bevor es ans Eingemacht geht, noch ein kurzer Blick auf die Antriebswellen... die ja auch schon irgendwie zur Aufhängung zählen.
 

Im Gegensatz zum ZX-5 Baukasten bietet die RTR-Variante Kardanwellen rundum - an der Vorderachse wie an der Hinterachse.
Dieser offensichtliche Mehrwert relativiert sich mit einem Blick auf die Antriebswellen, die man - meint man es gut - am ehesten noch als "Komposit-Konstruktion" bezeichnen könnte.

In der Detailaufnahme sieht man schnell, was ich damit gemeint habe: Während Radachse und Antriebswelle aus (etwas rauem) Stahl gefertigt sind, bestehen die Gabeln des Kardangelenks aus (sehr hartem) Kunststoff.
Team Losi zeigt uns zwar schon seit Jahren erfolgreich - ganz aktuell am XXX-cr - wie man Kunststoff-Kardangelenke modified-tauglich macht, doch hat Kyoshos Version so gar nichts mit den Antriebswellen "made in the USA" zu tun: Sie sind weitaus dünner, aus spröderem Material gefertigt, besitzen viel dünnere Pins und qualifizieren sich auf alle Fälle als potentielle Schwachstelle am Lazer ZX-5 RTR.

Abgesehen davon bietet der Rest der Aufhängung eigentlich alles, was man sich wünschen kann - und damit weit mehr, als der Einsteiger und Gelegenheits-Racer überhaupt braucht: Angefangen von vielfältigen Anti-Dive, Anti-Squat Einstellungen per Distanzplättchen unterm Querlenkerhalter über Sturz und Spur Einstellungen dank der R/L Gewindestangen bis hin zu Einstellung der Rollcharakteristik durch die verschiedenen Befestigungspunkte für die Kugelköpfe am Chassis und am Radträger ist alles möglich.

Daneben gibt es natürlich die obligatorischen 3x2 (Vorderachse) bzw. 3x3 (Hinterachse) Dämpferpositionen, um die Wirkung der Stoßdämpfer abseits von Öl, Federhärte und Vorspannung anpassen zu können.
Nebenbei sind die Stoßdämpfer ein weiterer großer Unterschied zwischen ZX-5 Kit und ReadySet: Waren es beim Baukasten noch recht interessante, dreiteilige Konstruktionen (quasi ein Losi-Dämpfer mit Volumsausgleich und abschraubbarer Kappe), so gibt man sich in RTR-Gefielden konservativer und präsentiert uns einen zweiteiligen Kunststoff-Dämpfer. (Der dank Alu-Beschlag doch edler wirkt als manch anderer Dämpfer)
Die Dämpfer sind ab Werk bereits gefüllt - und zwar bis auf ein kleines bisschen Luft wirklich gefüllt - könnten jedoch ruhig etwas leichtgängiger sein. Aufhängungskugeln aus Kunststoff an beiden Enden des Dämpfers sind zwar eine Möglichkeit, Kosten und Gewicht (mehr dazu später!) niedrig zu halten, doch man muss beim Anschrauben der Dämpfer wirklich aufpassen, diese Teile nicht zu quetschen, was die Dämpfer blockieren würde.
Zumindest haben sich Kunststoff-Kugeln in Robitronics Protos und HPI Racings Firestorm als haltbarer erwiesen, als die ebenfalls gern verwendeten Alu-Kugeln. Das Optimum stellen dagegen natürlich Kugeln aus (poliertem, verchromtem) Stahl dar.

Die Aufhängung ist zwar eher filigran gebaut, wirkt aber durch den festen Kunststoff überzeugend. Flex gibt es nur bei den Querlenkern, was in Hinsicht auf die Einsteigertauglichkeit des ZX-5 RTR (wie schon beim Chassis) sicherlich kein Nachteil ist. Ein Bügel um den Rand herum verleiht den Schwingen zusätzliche Stabilität.
Ebenfalls kein Nachteil ist, dass Kyosho gänzlich auf E-Clips verzichtet hat, und die Aufhängungsstifte radseitig mit kleinen Schrauben sichert, welche durch ihren Kopf die Öffnung teilweise abdecken. Diese Fixierungen sind an Vorder- und Hinterachse jeweils der Fahrtrichtung abgewandt, sodass die Kreuzschlitze weniger stark verschmutzen.


 

Front- und Heckansicht des Lazer Chassis: Für diese Bilder wurden bereits alle RC-Komponenten und der Motor verbaut, denn naturgemäß herrscht in Kardanbuggies akuter Platzmangel.
In der Hinterachs-Ansicht (Bild unten) sieht man - oder besser: sieht man nicht! - wie schwer die Motorschrauben durch die Aufhängung hindurch zu erreichen sind. Die Schrauben lassen sich hier nur noch in einem sehr steilem Winkel festziehen. Den Motor mit dem Gewinde überhaupt erst zu "erwischen", wird ebenfalls zu einem Geduldspiel.
Hier hätte ich mir doch etwas mehr Kreativität von Kyosho erwartet. Mit offenen Langlöchern oder gar einem Klammer/Exzentersystem ließe sich der Motor an dieser schwer zugänglichen Stelle weitaus besser ein- und ausbauen.
Insgesamt gesehen, ist die Aufhängung des ZX-5 RTR relativ spielfrei, aber trotzdem leichtgängig. Nur die Lenkung ist wegen ihrer nicht ganz optimalen Servoanlenkung etwas weich geraten und besitzt auch mehr Spiel als der Rest. Erfreulich dagegen: Bump-Steering ist über den gesamten Lenkeinschlag und Federweg (davon besitzt der ZX-5 sehr viel!) kein Thema.

Fast geschafft! Jetzt fehlen nur noch die Reifen (per 12mm Kunststoff-Sechskant montiert) welche beim ZX-5 RTR zwar ohne Einlagen auskommen müssen, dafür ähnlich manchen Tamiya-Profilen aus deutlich stärkerem Gummi geformt sind, als Proline & Co.

Und so sieht er aus, Kyoshos neuer Allrad Racer! Die wirklich gut gelungene Karosserie wird an vier Stellen an der Chassiswanne fixiert und dichtet recht gut ab. Wer in feuchter oder sehr staubiger Umgebung unterwegs ist, kann den Unterboden des Chassis im Bereich des Akkus und des Motors abkleben. Die Öffnung für das Hauptzahnrad hat Kyosho bereits zugeklebt.
Was mich am ZX-5 aus konstruktionstechnischer Sicht am meisten fasziniert hat ist sein Kampfgewicht: So wie er da steht, komplett mit 6 Zellen GP3300 wiegt er bloß 1558 Gramm und ist damit einer der leichtesten 4wd Offroader, dessen Gewicht nur noch von der (CFK) 4wd-Profiliga etwas unterboten werden kann.
Ob der ZX-5 RTR auch fahrtechnisch mit der Profiliga mithalten kann, und ob sich die Leichtbauweise in Form von Stabilitätsproblemen rächt, werden wir bald erfahren ...

 

 Checkpoint!
 
Der Lazer ZX-5 im ReadySet hinterlässt, rein oberflächlich betrachtet einen tollen Ersteindruck! Eine gelungene Karosserie (bei den Kunstwerken der letzten Zeit muss man das schon als Pluspunkt anführen ;-) ) und darunter eine Ausstattung, wie man sie an einem 200-270 Euro RTR nicht alle Tage findet: R/L Gewindestangen, gute Kugeldiffs, Gewindedämpfer, Kardans rundum ...

Hebt man die schöne Karosserie und blickt etwas genauer auf das darunter liegende Chassis, so fällt auf, dass viele dieser Gimmicks bloß eine drastisch abgespeckte Version einer Rennausstattung darstellen: Die Gewindedämpfer sind überwiegend in Kunststoff gehalten - Gleiches gilt für die Gelenke der Kardanantriebswellen und die Diffausgänge. Und die Reifen müssen ganz und gar ohne Einlagen auskommen!
Ohne das Chassis einmal bis auf die letzte Schraube zerlegt zu haben, kommen tatsächlich Zweifel auf, ob das Chassis nicht schon an der Stock-Motorisierung scheitert.

Befasst man sich jedoch eingehender mit dem ZX-5 RTR, so wird ziemlich schnell klar, dass Kyosho nicht einfach drauf los gespart hat, sondern fast überall um möglichst vollwertigen Ersatz zur (zweifelsohne höherwertigen) Baukastenausstattung zu finden: So offenbaren sich schicke, mit etwas Zuwendung äußerst leichtgängige Kunststoffdämpfer (Materialtechnisch im 1/10 Buggy durchaus kein Problem) und doppelt gesicherte Diffausgänge. Die allgemein eher flexible Bauweise sollte ihr Übriges zum Schutz von manch filigran gehaltenen Komponenten (Querlenkerhalter, Dämpferbrückenhalter)
Einzig die Kardanwellen mit ihren Kunststoff-Gelenken können bloß auf Gnade seitens des Motors oder der Rutschkupplung hoffen - die gibt es aber nicht in unserem Test ;-)

Soweit zur Ausstattung. Technisch gesehen spielt der RTR-Lazer eine Liga über den bisherigen Modellen in ähnlicher Preislage, (Academy SB Sport, SB V2, Tamiya DF02, Dark Impact ...) kann er doch mit dem ZX-5 als Basis auf eine ausgereifte, teils unglaublich durchdachte Konstruktion zurückgreifen.
Und die macht sich einfach bemerkbar. Sei es durch die saubere Lenkgeometrie, die langen Federwege, die nicht durch Antriebswellen oder ähnlichem begrenzt werden, oder einfach die vielfältigen Setup-Möglichkeiten!

Text und Bilder von Aaron Banovics
Dieser Bericht wurde am 1.2.2008 von www.offroad-cult.org veröffentlicht.