|
THUNDER TIGER EB4 S3 RTR
Testbericht - Teil 2
|
|
Thunder
Tigers RTR-Equipment |
|
Verbrennermodelle verlangen nach
ansprechender Ausstattung! In Sachen Fernsteuerung wird dem meist
auf minimalster Stufe Folge geleistet: Die häufig anzutreffenden
AM-Sender verfügen mit Trimmung, Servoreverse und Wegbegrenzung für
die Lenkung über das nötigste Rüstzeug für den Betrieb eines
RC-Cars. Wenn dann noch eine Ladebuchse dabei ist, freuen wir uns
sogar.
Fahrspaß kann jedoch nur mit einem Motor aufkommen, der einen
solchen auch verströmt. Verströmt er dagegen den dumpfen Geruch von
unverbranntem Sprit, der aus dem Reso trieft, dann sehen sich hier
zurecht vor allem Einsteiger (an die sich RTR Modelle ja richten)
vor schier unlösbare Probleme gestellt, wie sich in Internet-Foren
immer wieder bestätigt.
Zu einem guten RTR-Modell gehört allerdings nicht nur ein
unkomplizierter, zuverlässiger Motor, sondern auch Servos, welche
die Zügel fest im Griff halten. Gerade an dieser Stelle erlebt man
immer wieder beinahe Unglaubliches, was regelmäßig zu einer deftigen
Abwertung meiner Testkandidaten führt.
Daher werde ich im folgenden Abschnitt auch Thunder Tigers
Vorstellung von einer RTR-Ausstattung genauestens unter die Lupe
nehmen.
Alle externen Hyperlinks mit
dieser Formatierung
werden in einem separaten Browserfenster geöffnet!
|
|
4,6
Kubikzentimeter |
|
So viel Hubraum gesteht Thunder Tiger dem
Triebwerk des Buggys zu. Was für RTR Truggy-Verhältnisse mittlerweile Standart
ist, erscheint für einen leichten Buggy einfach zu Viel des Guten, aber warten
wir es ab!
Der PRO28 getaufte Motor ist mit einem recht wuchtigen Kühlkopf (10 Rippen à
56mm Durchmesser), einem Seilzug, einer Dreibacken-Kupplung und einem einfachen
2-Nadel Vergaser in Vollalu/Stahl-Bauweise ausgestattet.
|
Zuallererst fällt auf, dass Thunder Tiger mit einer
dezenten Zugfeder am Drosselküken Sicherheitsbewusstsein
zeigt.
Dieses "mechanische Failsafe" vermag zwar kein durch
einen Stromausfall erstarrtes Servo zu ziehen, doch
falls sich Stellringe oder das Gestänge versehentlich
vom Servo lösen sollte, kann die kleine Feder den
Vergaser in einem kurzen Augenblick schließen und das
Modell ausrollen lassen, was den Buggy und seine Umwelt
im Ernstfall vor größeren Schäden schützen sollte.
Natürlich wäre es noch schöner gewesen, könnte die Feder
selbst ein stromloses Servo ziehen, doch dazu kommen
eher nur Servos mit Glockenankermotor in Frage. Dieser
Motor bringt von Haus aus mehr Drehmoment als die
konventionellen Mikromotoren. Eine kleinere
Getriebeuntersetzung und ein leichtgängigeres Servo sind
die Folge - das sollte man vielleicht beim späteren
Upgrade auf bessere Servos im Hinterkopf behalten... |
|
Die Kupplung ist im
klassischen Tangentialfeder-Design gehalten und mit recht
weichen Backen versehen. Abgestimmt ist die Kupplung
hervorragend: Eine angenehm hohe Einkuppeldrehzahl lässt
beim Leerlauf etwas Spielraum, ohne dass der Buggy
gleich davon rollt. Der Kraftschluss erfolgt dann
schnell, und ohne dass die Backen lange in der Glocke
schleifen. Der Motor bringt damit trotz vergleichbarer
Leistung wie Axial Racings .28er, der in Robitronics Protos
Buggy getestet wurde, deutlich mehr Antritt.
An diesem Vergleich sieht man gut, dass nicht nur der
Motor für die Gesamtperformance des Antriebs
verantwortlich ist, sondern viel mehr noch eine zum
Drehmomentverlauf des Motors passende Kupplung und ein
gut abgestimmtes Resorohr.
Der Verschleiß der Kupplung war auf den ersten Liter
enorm hoch, (s. die Rückstände in der Kupplungsglocke
rechts oben) nahm jedoch im weiteren Betrieb auf ein
akzeptables Maß ab. |
|
An der
Rückseite des Motors gibt es einen kompakten
Seilzugstarter zu sehen. Kompakt deshalb, weil der
Mechanismus mit einem lediglich 6mm dicken
Freilaufzapfen auskommen will. Bei Big-Block Motoren
wird an dieser Stelle gerne ein größeres 8mm
Freilauflager verwendet, was Zweifel an der Stabilität
der Konstruktion aufkommen lässt.
Für den Seilzug des Pro28 spricht jedoch, dass in der
Testphase kein Tropfen Öl vom Kurbelwellengehäuse ans
Freilauflager gelangen konnte, was dessen Lebensdauer
wiederum deutlich erhöhen sollte.
Die Schrauben der Backplate links im oberen Bild waren
bei meinem Testmodell nicht ganz fest angezogen und auch
nicht gesichert. Es empfiehlt sich daher, die Schrauben
mit niedrigfestem Schraubenlack zu versehen und behutsam
(ein kurzes M2 Gewinde ist schnell überdreht!)
kreuzweise festzuziehen. |
|
Das Innenleben des
PRO28 präsentiert sich eher schlicht: Die
(klassenüblich) polierten Innenwände des Kurbelgehäuses
sollen einen möglichst reibungslosen Gasfluss durch die
drei strömungsgünstig angeschliffenen Einlasskanäle der
Laufbuchse hindurch in den Brennraum ermöglichen.
Der Kolben besitzt zur besseren Schmierung zwei
Ölfangrillen. (s. Bild links)
Ebenfalls der Schmierung zuliebe wurde das Pleuel mit
einer Nut versehen, welche am unteren Lager in einer
Ölbohrung für den Pleuelzapfen mündet.
Der Brennraumdeckel ist kein separater Einsatz, sondern
wie bei vielen Motoren der RTR-Klasse in den Kühlkopf
integriert. |
Beim Schiebevergaser
handelt es wie schon eingangs geschrieben um eine
Vollmetall-Konstruktion, weshalb die Gemischdrift am
kalten im Vergleich zum warmgelaufenen Motor auch nicht so
gering ausfällt, wie bei den Kunststoff-Komposit
Vergasern. Nichts desto trotz verhilft er dem Motor
zu einem recht zuverlässigen Laufverhalten. Der
kritische Bereich, nämlich der Leerlauf des kalten
Motors, wird durch die gut angesetzte Einkuppeldrehzahl
entschärft, sodass die Leerlaufdrehzahl nach dem
Kaltstart ruhig etwas höher liegen kann, damit sie nach
dem Warmlaufen des Motors nicht sprichwörtlich in den
Keller absackt. Dennoch, der Motor bringt einen nicht
ganz so sauberen Leerlauf, wie ich es von der
RTR-Spitzenklasse à lá Axial Racing gewohnt bin.
Der Vergaser wird über 2 Nadeln eingestellt, der
Hauptdüsennadel, eingefasst von einem Messingsockel, und
der Teillastnadel darunter. Die Standgasschraube ist wie
bei fast allen Modellen üblich mit einer Feder gegen
versehentliches Verdrehen durch die Motorvibrationen
geschützt.
Die vierte Schraube, an der die Failsafe-Feder
eingehängt wird, hat keine Funktion bei der
Gemischaufbereitung. Sie bietet dem Drosselküken
lediglich einen Vollgas-Anschlag und sichert den
Schieber vorm Herausfallen. |
|
Der Vergaserhals trägt
überraschenderweise keinerlei Dichtringe.
Stattdessen befindet sich ein dünner O-Ring am
Gehäusestutzen, welcher den Motor gegen Falschluft
abdichten soll.
Hervorheben möchte ich an dieser Stelle den
Luftfilterstutzen. Dessen tiefer Einschnitt sogrt
zusammen mit einer entsprechenden Nut im Luftfilterknie
für einen sehr sicheren Halt des lebenswichtigen
Filters.
Das klingt zwar trivial, doch bei manchen Modellen hält
der Luftfilter leider selbst mit Kabelbinder weniger gut
am Vergaser, als es hier ohne Kabelbinder der Fall ist,
was ohne zusätzlicher Halterung des Filters tödlich für
den Motor ausgehen kann.
Daher sollte auch beim Pro28 nicht auf einen Kabelbinder
beim Befestigen des Luftfilters am Vergaser verzichtet
werden! |
Insgesamt gesehen,
zählt Thunder Tigers PRO28 Motor sicherlich nicht zur
Spitze der RTR-Motoren.
Er kommt weder an die erstklassige Verarbeitung der
Axial Motoren heran, noch an die Innenausstattung der
SH-Motoren.Doch
die grundsätzlich solide Verarbeitung, die gute und vor
allem nachvollziehbare Einstellbarkeit am Vergaser sowie
die dank der sauber angepassten Kupplung beachtliche
Leistungsentfaltung bringen den Motor meiner
Einschätzung nach dennoch ins vordere Drittel des guten
Durchschnitts. |
|
|
|
Servobestückung |
|
Das Thema "Servos im RTR-Modell" war bei meinen
bisherigen Testberichten der allermeisten RTR-Modelle immer wieder ein
Trauerspiel und konnte mir bestenfalls Kommentare wie "Für die ersten paar
Runden gerade noch geeignet, aber prinzipiell untauglich!" entlocken.
Warum? Weil ein 3-5kg*cm schwaches Servo mit Gleitlagern und Kunststoffgetriebe
an der Lenkung eines 3,5-4,5kg schweren Modells, welches Geschwindigkeiten von
deutlich über 50km/h erreichen kann, diskussionslos untauglich ist.
Thunder Tiger will es besser machen - mit Servos der Marke ACE-RC.
Das S-1903 ist für Gas und Bremse zuständig, während das S-2008MG an
das Lenkgestänge angeschlossen wird.
Während es sich beim S-1903 um ein schlichtes 3kg*cm (4,8V)
Standardservo handelt, verrät der "MG"-Suffix am Lenkservo schon vor
dem Ausbauen, dass es hier größere Kräfte am Werk sein könnten.
Und tatsächlich: Fast 8kg*cm (4,8V) an Stellmoment stehen zur Verfügung.
Das S-2008MG bietet seinem Namen entsprechend ein
Ganzmetallgetriebe, dessen Abtrieb sogar doppelt kugelgelagert ist.
Das Servo wird interessanterweise auch von ACE-RC für Endkunden auf
dem amerikanischen Markt angeboten - zur UVP von ca. 70 US-Dollar. |
|
|
Schön wäre es gewesen, könnte der
EB-4 S3 RTR dieses Servo wie sein Truggy-Bruder, der ST-1, auch auf
der Bremse vorweisen.
Doch auch hier geht es nicht ganz tief ins "RTR-Klischee", denn im
Gegensatz zu vielen Mitwerbern verwendet das S-1903 Gas und
Bremsservo wenigstens Messingringe als Gleitlagerung für den
Abtrieb.
So gut wie alle anderen RTR Standardservos, die mir an dieser Stelle
untergekommen sind, lassen den Abtrieb ungeniert am Gehäuse
scheuern.
|
Beide Servos sind zwar
nicht die allerschnellsten, doch zumindest das Lenkservo wird seiner
Aufgabe absolut gerecht und die Verarbeitung beider Servos zählt
mitunter zum Besten, was man auf dem RTR-Sektor erwarten kann. |
Schön, dass Thunder Tiger bei der Wahl der
Servos Qualitätsbewusstsein zeigt. Zwar entspricht die Bestückung noch nicht
ganz dem, was ich einem Einsteiger an Servos zu einem Baukastenmodell empfehlen
würde, doch sind wir hier bei einer Ausstattung angelangt, die nicht nur die
ersten paar Runden übersteht, sondern sicherlich längerfristig Spaß macht.
Wer noch etwas Geld übrig hat, dem würde ich raten, das S-2008MG als Gas- und
Bremsservo einzusetzen und für die Lenkung noch ein ACE-RC/Thunder Tiger DS1015
um etwa 80 - 90 Euro (oder Vergleichbares) zu kaufen. Diese Kombination wird im
Hobbyeinsatz viele Saisonen halten und kann das Potential des EB4 S3 RTR voll
ausnutzen. |
|
Die Fernsteuerung |
|
|
... hört auf den Namen
ACE-RC Jaguar T2P. Der 27MHz AM-Sender bietet mit
Servoreverse für Gas und Bremse, Trimmung für beide
Kanäle, Servowegsbegrenzung für die Lenkung und einer
getrennten(!) Endpunkteinstellung für Gas und Bremse die wichtigsten Funktionen. Zum
Betrieb sind wie üblich 8 AA Batterien erforderlich,
deren Zustand vom eingebauten Spannungswächter überprüft
und auf einer dreistufigen LED-Skala (grün - gelb - rot)
dargestellt wird. Auch eine Ladebuchse gehört zur
Ausstattung der Jaguar T2P - leider am RTR-Sektor nicht
selbstverständlich.
Von der Verarbeitung her lässt der Sender keine Wünsche
offen. Das Griffgefühl ist deutlich besser als von den
oftmals eingesetzten Futaba RTR-Anlagen, kommt jedoch
nicht ganz an die hervorragende Ergonomie der ACOMS
RTR-Drehknopfanlagen heran. |
|
|
Checkpoint! |
|
Regelmäßige Leser meiner Testberichte wissen, dass ich
RTR-Ausstattungen von Verbrennermodellen oft als "inhomogen
zusammengestellt" bezeichne.
Da gibt es beispielsweise einen tollen Motor, mit müden Servos und
ladebuchsenlosen Sender dazu. Anderenorts wiederum wartet man mit
einem Computersender auf, der inklusive Modellspeicher alle Stückerl
spielt, dagegen ist der Motor nicht imstande, das Modell anständig
über einen längeren Zeitraum (= wenigstens der komplette Tankinhalt)
hinweg zu bewegen.
Thunder Tiger scheint dagegen den goldenen Mittelweg zu
beschreiten: Sicherlich hätte dem Motor beispielsweise ein feiner
Komposit-Vergaser ganz gut getan - aber wenn ich mich zwischen
diesem, und einem anständigen Lenkservo entscheiden könnte, würde
ich genauso wählen wie Thunder Tiger.
Insgesamt gesehen erfüllt die RTR-Ausstattung des EB4-S3 das
entscheidende Kriterium "Praxistauglichkeit" daher eher, als viele
andere RTR-Modelle auf dem Markt, weshalb es auch an dieser Stelle
nicht viel Anlass zur Kritik gibt.
Schade finde ich nur, dass das zweite S-2008MG Servo vom ST-1 RTR
auf Gas und Bremse nicht mehr mit von der Partie ist. Nachdem wir bereits im ersten Teil
festgestellt haben,
dass Thunder Tigers RTR Buggy bei der Bremse einen mechanischen
Nachteil gegenüber vielen anderen Modellen hat, wäre dieses Servo
sicherlich kein Nachteil gewesen ...
Text und
Bilder von
Aaron Banovics
Dieser Bericht wurde am 11.11.2007 von
www.offroad-cult.org
veröffentlicht.
|
|
|