Mit der ungewohnten Vergasereinstellung kann Thunder Tigers EB4-S3 RTR zum ersten Mal richtig zeigen, was in ihm
steckt - und das ist eine ganze Menge!
Die Fahrleistungen, vor allem in Bezug auf die Beschleunigung sind enorm. Zum
Thema Big-Block Motor im Buggy mag es sicherlich unterschiedliche Ansichten
geben, und auch ich hätte mich mit einem etwas gesitteteren, dafür Sprit
sparenderen 3,5ccm Motor auf jeden Fall anfreunden können. Doch wer mit dem
Buggy andererseits hauptsächlich "Bashen" gehen will, der wird mit dem Motor
eine Freude haben, und sich auch nicht weiter an den relativ kurzen Laufzeiten
(je nach Einstellung und Fahrweise um die 5 Minuten pro Tankfüllung) stören.
Damit die ganze Motorkraft auch sinnvolle Verwendung findet, und nicht nur zum
Aufheizen und Abreiben der Reifen verwendet wird, würde man von diesen
eigentlich ein "All-Around" Basher-Profil erwarten, also eine eher steife
Gummimischung mit mittlerer Profiltiefe und eher geringer Profildichte (damit
der Reifen auch auf feuchtem Untergrund nicht verklebt)
An dieser Stelle präsentiert uns Thunder Tiger jedoch überraschenderweise
Micro-Block Reifen, die ganz klar auf die Rennstrecke gehören - und auch dort
nur auf harten, möglichst staublosen Pisten zu Hause sind.
Wahrscheinlich wollte man damit beide Welten ansprechen - was aber aus meiner
Sicht nicht wirklich gelungen ist:
Fürs Querfeldein-Racen sind handfestere Profile, wie etwa Prolines Badlands oder
vergleichbare sicherlich die bessere Wahl. Die echten Racer wird die sehr
selektive Reifenausstattung nicht weiter stören, da ohnehin stets mehrere
Reifensätze auf der Suche nach dem optimalen Setup ausgetestet werden müssen.
Dafür wird wiederum der Motor in den meisten Fällen nicht rennlegal sein,
zumindest nicht offiziell.
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Auf unserer Teststrecke fühlten sich die Reifen
sehr wohl - und das machte die Testsessions auch zu einem sehr angenehmen
Erlebnis, denn der EB4 S3 zählt derzeit sicherlich zu den agilsten RTR Modellen.
Die Vorderachse hat einen guten Halt und der Lenkeinschlag reicht selbst für die
engsten Kurven aus, welche der EB4 S3 dank zugstarker Lenkservobestückung schon
aus der Schachtel heraus problemlos packt.
Die Hinterachse macht überwiegend das, was man
von ihr erwartet - nämlich dafür sorgen, dass der Buggy möglichst nicht aus der
Spur kommt. Das gelingt ihr je nach Untergrund jedoch nicht immer, sodass man
mit einer weicheren Abstimmung der Hinterachse oder einer etwas härteren
Vorderachse korrigierend eingreifen kann. An der Vorderachse würde ich auch
empfehlen, probehalber die Dämpfer ein Loch weiter oben an der Dämpferbrücke einzuhängen.
Insgesamt stellt die Abstimmung der Stoßdämpfer jedoch eine gute
Ausgangsposition für Streckenverhältnisse mit nicht allzu vielen Unebenheiten
dar.
Der Vortrieb des EB4 S3 lässt sich durch Silikonöl von 5000-15000cps im Front-
und Mitteldiff erhöhen, denn alle drei Differentiale besitzen serienmäßig nur
eine Fettfüllung. Die solcherart eingeschränkte Differentialwirkung bringt zudem
noch ein konstanteres Fahrverhalten unter unebenen Streckenbedingungen.
Das Testmodell legte mit einer 10000cps Füllung (vorne, mitte) eine tolle
Performance an den Tag.
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Querfeldein zeigt sich das Traktionslimit der
Reifen wie schon geschrieben sehr rasch. Auch die Dämpfer reagieren teils zu
träge, was jedoch aufgrund des Setups, ganz im Renntrimm, nicht weiter
verwunderlich oder schlimm ist. Weicheres Dämpferöl (200-300cps) und weichere
Federn (PD1996, PD1997 - blau) sorgen hier schnell für Abhilfe.
Apropos Dämpfer: Durch die genialen Manschetten - in der RTR Klasse ist ein
Staubschutz leider keine Selbstverständlichkeit - bleiben die Stoßdämpfer vor
Schmutz verschont, die Kolbenstangen leichtgängig und das Öl bleibt dort, wo es
hingehört.
Stabilitätsprobleme oder übermäßige
Verschleißerscheinungen tauchten in der Testphase, die sich über mehrere Liter
erstreckte, keine auf. Doch das ist in der heutigen 1/8 Buggy-Welt gar kein
besonders herausragendes Merkmal mehr, denn die Modelle haben, von wenigen
Ausnahmen abgesehen, in den letzten Jahren ein enorm hohes Niveau erreicht.
Auch der Pro28 machte die Testsessions klaglos mit - doch nach etwa 5
Litern begann der Griff des Seilzug-Freilaufes auf dem Mitnehmerzapfen vor allem
am kalten Motor nach zu lassen. Das ist jedoch für einen Seilzugmechanismus
dieser Dimension nicht überraschend und betrifft, abgesehen von wenigen
Ausnahmen, eigentlich alle Seilzug-Motoren. An dieser Stelle kann man entweder
ein neues Freilauflager (und ggf. Mitnehmerzapfen) kaufen, oder gleich auf eine
zuverlässige Startbox umsteigen.
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Ingesamt ist es wahrlich eine Freude, einen gut
abgestimmten EB4 S3 RTR zu fahren. Thunder Tigers Buggy bietet vielleicht nicht
dasselbe Maß an Gutmütigkeit und Trägheit, wie manche Mitwerber der unteren
Preisklasse, doch gerade seine Agilität und Spritzigkeit versprechen zusammen
mit dem harmonischen Antriebssystem und einiger Übung extrem hohe Performance.
Der EB4 S3 RTR ist dabei gleichermaßen für die Rennstrecke, wie auch (mit den
angesprochenen Anpassungen) für die Kiesgrube geeignet.
Enttäuschend ist dabei nur das Gas/Bremsservo, welches nicht kräftig genug
zupacken kann und dem EB4 S3 RTR sehr lasche Bremsen beschert. Was bei
rutschigen Verhältnissen noch nicht stark ins Gewicht fällt, macht sich bei
gutem Grip gnadenlos durch Ausritte und Abflüge bemerkbar - denn wer will ein so
behändes Modell schon weit vor der Kurve abbremsen, und nicht im letzten Moment
kräftig in die Eisen steigen?
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