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THUNDER TIGER EB4 S3 RTR   
Testbericht - Teil 3     

 Was benötigt man eigentlich für den Start?
 
"RTR" bedeutet zwar Ready to Run, also "Fahrbereit", doch allzu wörtlich darf man das bei den meisten Verbrenner-Modellen nicht nehmen.
Neben dem obligatorischen Sprit fehlen weiters noch:
  • 8 Akkus für den Sender in AA-Größe
  • Empfängerakku (4x AA oder 5x 2/3A als Pack verlötet und verschrumpft) - zum Glück legt Thunder Tiger keine Batteriebox bei!
  • Glühkerzen mit den Wärmewerte 4 und 5 (oder vergleichbares)
  • Kerzenklemme mit Glühkerzenakku, am besten 2V Bleiakku für Novarossi und ähnliche Kerzen.
  • Tankflasche oder Tankpistole zum einfachen Betanken des Modells

DIE TESTAUSTATTUNG
 
RC: 27MHz Jaguar T2P (RTR)

Servos:
    S2008MG Lenkung (RTR)
    S1902 Gas/Bremse (RTR)

Stromversorgung:
    Robitronic Hump-Pack
    5 Zellen 2/3A 1400mAh

Motor:
    Thunder Tiger PRO28
    (RTR)

Sprit:
    LRP 25%
    "Engery Power Fuel"


Beim Verstauen von Empfänger und Akku sollte weicher Schaumstoff in großzügigen Mengen zum Einsatz kommen. Hier habe ich beide Komponenten separat eingepackt, was sie nicht nur gegen Vibrationen schützt und gegenseitig abstützt, sondern auch vor Nässe und Staub schützt, welche in Extremsituationen immer wieder mal in die RC-Box eindringen können.

Die Karosserie des EB4 S3 RTR sitzt serienmäßig stramm - zu stramm, für meinen Geschmack. Für schnelle Checks unter der Haube sollten die Ausschnitte der Karo im Bereich des Motors vergrößert und an beiden Enden zu den Dämpferbrücken hin ein wenig getrimmt werden, damit die Karosserie leichter abgenommen und wieder aufgesetzt werden kann.

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 Die ersten Startversuche ...

 
Scheitern wie so oft an einer serienmäßig kaputten Kerze. Aus Erfahrung kann ich nur empfehlen, die Glühkerzen, die serienmäßig in die Zylinderköpfe von RTR-Modellen geschraubt werden, gegen originalverpackte Qualitätskerzen zu tauschen. Erstens weiß man in den seltensten Fällen, welche Kerze da der Hersteller verwendet hat, zweites kann deren kurze Lebensdauer auch für den Motor höchst unangenehme Folgen haben - etwa wenn der Wendel bricht und in den Brennraum fällt.
Daher ist es besser, den ersten Start mit einer neuen Kerze zu wagen - welche den Motor auch prompt zum Leben erweckt.
Thunder Tiger packt eine sehr kompetente Bedienungsanleitung mit vielen Hintergrundinfos zum Umgang und Pflege des Motors dazu - aus dieser geht auch die Einlauf-Vergasereinstellung hervor: 3,5 Umdrehungen an der Hauptnadel und 6,5 Umdrehungen an der Teillastnadel sollten es sein. Aus der Schachtel heraus war der Motor ein wenig mager eingestellt. Die optimale Betriebstemperatur wird im Bereich von 115-125°C, gemessen an der Kerze, angegeben.

Die weitere Einlaufphase über vier Tankfüllungen mit rund einem halben Liter Sprit war nicht weiter Aufsehen erregend: Der Motor brummelte brav vor sich hin und ging erst aus, wenn der Spritpegel im Tank den Boden freilegte.
Doch gegen Ende der Einlaufprozedur, als ich den EB4-S3 RTR bereits mit Halbgas herumrollen ließ, machte der Motor mit vermehrten Aussetzern auf sich aufmerksam. Nachdem sich beim Ausgehen stets die klassischen Symptome eines zu fett eingestellten Motors zeigen, machte mich das nicht weiter stutzig - schließlich ist ein fettes Gemisch ja das Mittel zum Zweck, beim Einlaufen.

Richtig stutzig wurde ich daher erst, als ich den Vergaser auf Leistung einstellte - denn auch hier kam statt Drehzahl an der Kurbelwelle nur Husten aus dem Resorohr, welches den Motor nach mehreren Sekunden abstellte. Ganz gleich, ob der Buggy aufgebockt war oder mit allen Vieren Bodenkontakt hatte. Erfolgloser Glühkerzenwechsel und ebenso erfolgloses Vergaser-Verstellen machte die Sache nur noch merkwürdiger.

Als Ursache konnte letzten Endes die Hauptdüsennadel identifiziert werden. Bei Motoren ab 3,5ccm hat sich in den meisten Fällen eine Düsenstellung von 3 bis 3,5 Umdrehungen (von der vollständig geschlossenen Position aus) bewährt - und selbiges empfiehlt auch Thunder Tiger in der Anleitung.
Mit dieser Einstellung läuft der Motor aber nur ohne Druckanschluss vom Resorohr, und mit ca. 3 bis 4 Umdrehungen an der Teillastnadel.
Erst wenn die Hauptdüsennadel auf etwa zwei Umdrehungen hinein geschraubt, und die Teillastnadel dafür auf etwa 6 Umdrehungen geöffnet wird, zeigt sich der Motor kooperativ.

 

 ... und los geht's!
 
Mit der ungewohnten Vergasereinstellung kann Thunder Tigers EB4-S3 RTR zum ersten Mal richtig zeigen, was in ihm steckt - und das ist eine ganze Menge!
Die Fahrleistungen, vor allem in Bezug auf die Beschleunigung sind enorm. Zum Thema Big-Block Motor im Buggy mag es sicherlich unterschiedliche Ansichten geben, und auch ich hätte mich mit einem etwas gesitteteren, dafür Sprit sparenderen 3,5ccm Motor auf jeden Fall anfreunden können. Doch wer mit dem Buggy andererseits hauptsächlich "Bashen" gehen will, der wird mit dem Motor eine Freude haben, und sich auch nicht weiter an den relativ kurzen Laufzeiten (je nach Einstellung und Fahrweise um die 5 Minuten pro Tankfüllung) stören.

Damit die ganze Motorkraft auch sinnvolle Verwendung findet, und nicht nur zum Aufheizen und Abreiben der Reifen verwendet wird, würde man von diesen eigentlich ein "All-Around" Basher-Profil erwarten, also eine eher steife Gummimischung mit mittlerer Profiltiefe und eher geringer Profildichte (damit der Reifen auch auf feuchtem Untergrund nicht verklebt)
An dieser Stelle präsentiert uns Thunder Tiger jedoch überraschenderweise Micro-Block Reifen, die ganz klar auf die Rennstrecke gehören - und auch dort nur auf harten, möglichst staublosen Pisten zu Hause sind.
Wahrscheinlich wollte man damit beide Welten ansprechen - was aber aus meiner Sicht nicht wirklich gelungen ist:
Fürs Querfeldein-Racen sind handfestere Profile, wie etwa Prolines Badlands oder vergleichbare sicherlich die bessere Wahl. Die echten Racer wird die sehr selektive Reifenausstattung nicht weiter stören, da ohnehin stets mehrere Reifensätze auf der Suche nach dem optimalen Setup ausgetestet werden müssen. Dafür wird wiederum der Motor in den meisten Fällen nicht rennlegal sein, zumindest nicht offiziell.

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Auf unserer Teststrecke fühlten sich die Reifen sehr wohl - und das machte die Testsessions auch zu einem sehr angenehmen Erlebnis, denn der EB4 S3 zählt derzeit sicherlich zu den agilsten RTR Modellen. Die Vorderachse hat einen guten Halt und der Lenkeinschlag reicht selbst für die engsten Kurven aus, welche der EB4 S3 dank zugstarker Lenkservobestückung schon aus der Schachtel heraus problemlos packt.

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Die Hinterachse macht überwiegend das, was man von ihr erwartet - nämlich dafür sorgen, dass der Buggy möglichst nicht aus der Spur kommt. Das gelingt ihr je nach Untergrund jedoch nicht immer, sodass man mit einer weicheren Abstimmung der Hinterachse oder einer etwas härteren Vorderachse korrigierend eingreifen kann. An der Vorderachse würde ich auch empfehlen, probehalber die Dämpfer ein Loch weiter oben an der Dämpferbrücke einzuhängen. Insgesamt stellt die Abstimmung der Stoßdämpfer jedoch eine gute Ausgangsposition für Streckenverhältnisse mit nicht allzu vielen Unebenheiten dar.
Der Vortrieb des EB4 S3 lässt sich durch Silikonöl von 5000-15000cps im Front- und Mitteldiff erhöhen, denn alle drei Differentiale besitzen serienmäßig nur eine Fettfüllung. Die solcherart eingeschränkte Differentialwirkung bringt zudem noch ein konstanteres Fahrverhalten unter unebenen Streckenbedingungen.
Das Testmodell legte mit einer 10000cps Füllung (vorne, mitte) eine tolle Performance an den Tag.

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Querfeldein zeigt sich das Traktionslimit der Reifen wie schon geschrieben sehr rasch. Auch die Dämpfer reagieren teils zu träge, was jedoch aufgrund des Setups, ganz im Renntrimm, nicht weiter verwunderlich oder schlimm ist. Weicheres Dämpferöl (200-300cps) und weichere Federn (PD1996, PD1997 - blau) sorgen hier schnell für Abhilfe.
Apropos Dämpfer: Durch die genialen Manschetten - in der RTR Klasse ist ein Staubschutz leider keine Selbstverständlichkeit - bleiben die Stoßdämpfer vor Schmutz verschont, die Kolbenstangen leichtgängig und das Öl bleibt dort, wo es hingehört.

Stabilitätsprobleme oder übermäßige Verschleißerscheinungen tauchten in der Testphase, die sich über mehrere Liter erstreckte, keine auf. Doch das ist in der heutigen 1/8 Buggy-Welt gar kein besonders herausragendes Merkmal mehr, denn die Modelle haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in den letzten Jahren ein enorm hohes Niveau erreicht.
 Auch der Pro28 machte die Testsessions klaglos mit - doch nach etwa 5 Litern begann der Griff des Seilzug-Freilaufes auf dem Mitnehmerzapfen vor allem am kalten Motor nach zu lassen. Das ist jedoch für einen Seilzugmechanismus dieser Dimension nicht überraschend und betrifft, abgesehen von wenigen Ausnahmen, eigentlich alle Seilzug-Motoren. An dieser Stelle kann man entweder ein neues Freilauflager (und ggf. Mitnehmerzapfen) kaufen, oder gleich auf eine zuverlässige Startbox umsteigen.

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Ingesamt ist es wahrlich eine Freude, einen gut abgestimmten EB4 S3 RTR zu fahren. Thunder Tigers Buggy bietet vielleicht nicht dasselbe Maß an Gutmütigkeit und Trägheit, wie manche Mitwerber der unteren Preisklasse, doch gerade seine Agilität und Spritzigkeit versprechen zusammen mit dem harmonischen Antriebssystem und einiger Übung extrem hohe Performance.
Der EB4 S3 RTR ist dabei gleichermaßen für die Rennstrecke, wie auch (mit den angesprochenen Anpassungen) für die Kiesgrube geeignet.
Enttäuschend ist dabei nur das Gas/Bremsservo, welches nicht kräftig genug zupacken kann und dem EB4 S3 RTR sehr lasche Bremsen beschert. Was bei rutschigen Verhältnissen noch nicht stark ins Gewicht fällt, macht sich bei gutem Grip gnadenlos durch Ausritte und Abflüge bemerkbar - denn wer will ein so behändes Modell schon weit vor der Kurve abbremsen, und nicht im letzten Moment kräftig in die Eisen steigen?

 

 Fazit
 
Kurz und gut: mit dem EB4 S3 RTR bekommt man verdammt viel fürs Geld geboten!
Das liegt vor allem daran, dass Thunder Tiger das Unterfangen "Wettbewerbsmodell goes RTR" weit besser gemeistert hat, als so mancher Mitwerber. So präsentiert sich dem Käufer ein recht kompetentes Komplettset, welches sich nur in sehr wenigen Bereichen Schwächen leistet:
Da wäre zum Einen das unterdimensionierte Gasservo, welches durch die geringe Hebelwirkung selbst bei Volleinschlag nur bescheidene Bremsleistungen aus dem Ärmel zu schütteln vermag.
Zum anderen stellt die fehlende Bauanleitung gerade durch die vielen verschiedenen Schraubengrößen ein ernstes Manko dar, was vor allem Einsteiger vor teils erhebliche Probleme stellen dürfte und daher gemeinsam mit dem Bremsservo zu einer Abwertung der Kategorie "Ausstattung" führt. (Ja, der EB4 S3 RTR wäre andernfalls unser erstes Verbrenner RTR-Modell mit 5 Ausstattungs-Punkten geworden!)
Ein weiteres Manko, nämlich die gestauchte Getriebebox ist zwar ärgerlich, dürfte aber auf einen Ausreißer in der Fertigung zurück zu führen sein.

 

Soviel des Tadels muss genug sein, denn die Wertung zeigt, dass der EB4 S3 RTR zur Zeit sicherlich einer der besten RTR-Packungen am Markt ist.
Die Basis, ein reinrassiges Wettbewerbsmodell mit einer interessanten Konstruktion, ist solide, hat ausgesprochen hohe Materialqualität, eine fantastische Ausstattung und überzeugt mit etwas Feintuning sowohl auf der Piste wie auch im Bashgelände durch hervorragende Fahrleistungen.

Bei den Sparmaßnahmen (Antriebsknochen, Alu-Teile, Getriebe) ging Thunder Tiger erfreulich behutsam vor, sodass sie nicht wirklich störend auffallen. Die RTR-Ausstattung stellt, abgesehen vom Bremsservo, eine angenehm ausgewogene Zusammenstellung dar, was mir besonders gut gefallen hat.

Wer den Buggy tunen will, der sollte sich zuallererst nach einem starken Lenkservo (10kg*cm oder mehr) umsehen und das serienmäßige S2008 MG als Gas und Bremsservo einsetzen - damit ist der EB4 S3 RTR mit geringen Mehrkosten optimal bestückt. Eine andere Bereifung ist ebenso empfehlenswert, denn die Baukastenreifen sind in ihrem Grip ausgesprochen selektiv, was die Bodenbeschaffenheit anbelangt.

Mittelfristig gesehen macht auch ein FM-Sender Sinn. Vor allem beim gemeinsamen Fahren mit Freunden oder im Renneinsatz sind gute FM-Anlagen weniger störanfällig.
Wer die Crashfestigkeit erhöhen will, sollte in Querlenkerhalter aus Alu investieren: PD1850 für die Vorderachse und PD1851, PD1852 für die Hinterachse.
Mit EFRA-konformer Motorisierung (3,5ccm Motor und Reso mit EFRA Nummer) ist der EB4 S3 RTR mit den obigen Maßnahmen absolut wettbewerbsfähig.

Summa summarum lässt Thunder Tigers neuester RTR Offroader nur wenig Wünsche offen, daher verdient sich der EB4-S3 RTR auch eine klare Kaufempfehlung für Einsteiger und Umsteiger. Interessenten sollten aber gleich noch ein paar Sortierboxen dazu kaufen und sich bei Schraubarbeiten am Modell genau einprägen, welcher Teil an welcher Stelle seinen Platz findet. Es sei denn, Thunder Tiger entschließt sich doch noch zu einer anständigen Bauanleitung ... ;-)

Mit besonderem Dank an:
 

Thunder Tiger Europe

Text und Bilder von Aaron Banovics
Dieser Bericht wurde am 11.11.2007 von www.offroad-cult.org veröffentlicht.
 

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